Der Bauchtanz scheint ein bisschen in die Jahre gekommen, doch das täuscht, denn in der Zwschenzeit sind diese fundamentalen Körperbewegungen vielfältig in der aktuellen Tanzszene verankert, was mich immer sehr freut, wenn neben Schritten und raumgreifenden Arm- und Beinbewegungen auch Beckenbewegungen, fließende Bewegungen des gesamten Rumpfes auf der Bühne zu sehen sind. Das war in meiner Jugend keineswegs so, da gibt es signifikante Unterschied zu beobachten.
Es gibt mehrere Stationen in meinem Leben an denen ich merkte, dass ich mich als Tänzerin, als Bauchtänzerin verwurzelt habe und die Welt mit den Augen einer Bauchtänzerin wahr nehme. Meine neueste Erfolgsstory will ich heute mit-teilen.
Dank meiner Karpaltunnelprobleme, einer Verengung der Nervenpassage im Handgelenk und deren Folgen, greife ich nach jedem Strohhalm und probiere Übungen aus verschiedene Körperarbeitsrichtungen aus. Auf einen Tipp folgte ich Herrn Liebscher Bracht in seine Extremdehnungen. Hintergrund dieser Körperarbeitspraxis ist Ausgleich für Kampfsport und Muskeltraining zu schaffen … denn alle Extremsportarten machen natürlich körperlich große Probleme … .
Ich zählte also bis 10 auf der Schmerzskala während ich mein Handgelenk und die Sehnen in meiner Hand bis zum Gehtnichtmehr dehnte und erweiterte dabei meine Schmerzgrenze, das gab mir ein Gefühl, von „ ich kann da selber was tun“, was mir die Schulmedizin nicht anbot. „Unters Messer“, hieß es da.
Meist trainierte ich auf meinen Spaziergängen mit Debbie, aber auch am Boden, bis hinauf in den Schulterbereich und hinunter ins Becken dehnte und streckte ich mich bis kurz vor 10. Bis ich eines Tages, dank dieser Übungen merkte, es geht auch sanfter, wenn ich mental zum Handgelenk hinspüre und mental die Dehnung vorbereite wird aus dem Zerren und Ziehen ein Gleiten und Fließen. Es fühlte sich wie Bauchtanz an in meinen Armen … ihr erinnert vielleicht die fantastische Übung aus der Tanzpädagogik HKIT, mit den Armen als zwei Schlangen, die miteinander tanzen.
In dieser Zeit arbeitete ich ein Konzept für einen Körpertherapiekongress,diesen September, aus zum Thema DAS EBENEN MODELL NACH GERDA BOYESEN. Da war es, die Konzentration, die Ausrichtung auf die Körperebene ist entscheidend in der Körperarbeit und Massage. Fließen und Gleiten? Klar Flüssigkeitsebene. Faszienmassage, Membranmassage, Flüssigkeitsmassage, Orgonmassage, alles Wörter Gerdas zur selben Massagetechnik.
Daran arbeiteten wir in den Ostertanztagen, was Membranen, Faszien, Körperflüssigkeit und Energie miteinander zu tun haben und wo wir dazwischen die Membran der Maske entdecken können. MM Pastian empfahl mir in einem Nachgespräch ein Faszienbuch von Peter Schwind. Er übersetzte das Rolfingbuch von Ida Rolf und ist ein Rolfer und Ostheopath der ersten Stunde, also ein Faszienspezialist der sich für die Eigenbewegungen im Gewebe interessiert.
Begeistert probierte ich die Übungen in der Mitte seines Buches für die Rückenfaszie, die Venenpumpe und den Schultergürtel und eben die Handfaszie aus und kam rasch, nach einigen Anlaufschwierigkeiten, in mein bereits wiederentdecktes Bauchtanzfeeling des Fließen und Gleitens. Bauchtanz – der Tanz mit den Faszien. Das war mir nach 40 Jahren ein völlig neuer Gedanke.
Ich faltete meine Hände, drückte die Handflächen an die Wand in dem vorgeschlagenen 4-Punktesystem und schon begann es in der gesamten Handfaszie zu fließen, dann in die Unterarmfaszie hinein, die Oberarm- und Schulterfaszie … ich löste mich von der Wand und sah Sherazade vor 40 Jahren durch das persische Restaurant in der Roonstraße in Köln tanzen … Kaspian hieß das Restaurant. Du liebe Güte … Bauchtanz mon amour, da bist Du.
Ein Lächeln floss golden durch meinen Körper … soviel zu dem neuesten Kapitel in meiner Erfolgsstory „Ich tanze also bin ich“. Diese Entdeckung der weichen, sanften, fließenden Energie, die GB DIE HIMMLISCHE SÜSSE nannte. Da kam sie mir entgegen, völlig zur Unkenntlichkeit geschrumpft in den Übungsanleitungen zweier Körperarbeitsspezialisten. Allerleirau und Aschenputtel, heraus aus der Küche, auf die Bühne mit Euch. Bauchtanz mon amour.
Wie konnte es nur so weit kommen … mein Extremsport heißt PC … meine Altersgenossinnen verbringen 10 Min., ich 4 Stunden täglich vor der Tastatur … da braucht es Ausgleich und das heißt dann auch 4 Stunden tanzen … na, dann noch mit dem Hund raus, etwas essen und ab ins Bett😁 zu mehr habe ich dann keine Zeit mehr.
Jetzt stehe ich aber erst mal auf. Heute ist Vatertag und Christi zum Himmel gefahren. Tanzen wir also ein wenig mit der schönsten Jungfer und hören wir auf auf den König oder den Schweinehirten zu warten. Ihr kennt das Singspiel? Und keine Ausrede, Musik an und los … jede HKITlerin ist eine Bauchtänzerin. Die Basics … mehr braucht es nicht.😘😘😘