Auch wenn das jetzt der längste Blog-Eintrag wird, den ich jemals gemacht habe, so möchte ich diesen Text doch im Zusammenhang lassen. Er ist in mühsamer Kleinarbeit entstanden, besonders danke ich RBB für die Recherchen in ihrem DD Archiv. Nachdem Gisela Notz die Idee geäußert hatte nutzte ich die Zeit in Brasilien noch einmal in dieses gemeinsame Projekt einzutauchen und es in Form einer Chronik zu ordnen. Wie wichtig das gesprochene Wort in den HKIT genommen wird und welche Bezüge es zum Tanz bekommen kann und was aus der Begegnung von Wort und Tanz erwächst, dazu diese Doku unseres Forschens:
Chronik Wort und Tanz
Seit 2003 gibt Dr. Gisela Notz den Kalender Wegbereiterinnen mit jeweils zwölf bemerkenswerten Frauen aus der Geschichte heraus. Der Kalender wurde zunächst von Gisela Notz alleine verfasst. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr historisch arbeitende Frauen und einige Männer dazu, die fesselnde Berichte über die Wegbereiterinnen schreiben. Jede dieser zwölf Frauen im Kalender hat ihre eigene Geschichte. Den im Kalender versammelten Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Politikerinnen und Gewerkschafterinnen, ist gemeinsam, dass sie zu einer Zeit, in der die Frauen weltweit noch wenige Rechte hatten, gelebt haben und sich für die Rechte der Frauen, für eine friedliche Welt und für das „gute Leben“ in einer besseren Zukunft für alle eingesetzt haben.
Seit 2004 gibt es das Projekt Wort und Tanz: Dr. Gisela Notz präsentiert ihren Kalender Wegbereiterinnen und G.F. oder später die Dancing Dialogue Compagnie G.F, Musik Stefka Weiland, Videoinstallationen Elke Wagner, performen zu den vorgestellten Persönlichkeiten.
Was treibt mich an? G.F.
Als ich Gisela Notz bei einer Ausstellungseröffnung in Siegburg im Jahr 2003 kennenlernte bewegten mich gerade Texte von Hélène Cixous, Das Buch von Promethea, Wiener Frauenverlag und Luce Irigaray, Zeit des Atems, Christel Göttert Verlag, 1999. Ich hatte kurz davor zur Eröffnung der Tanzheimat Inzmühlen zu Texten aus Promethea getanzt.
Diese Erfahrung, die Sprache, den Ton, die Bedeutung der Worte als Klangteppich zu nehmen für Bewegung und Tanz faszinierte mich in der Verbindung zu den philosphischen Texten der Psychoanalytikerin Luce Irigaray und ihren Überlegungen, zur Weiblichkeit von Sprache. Sprache entspringt dem Körper. Wir haben das Wort Ton für Klang, für einen differenzierten Klang und dann dasselbe Wort auch für Erde, Erde die gebrannt werden kann, Lehm, Tonerde … da ist die Verbindung zu Mutter Erde.
Luce Irigaray beschäftigt sich mit dem Weiblichen in der Sprache, ebenso wie SentaTrömmel-Plötz und Luise Pusch, Sprachwissenschaftlerinnen und Begründerinnen der feministischen Lingusitik in Deutschland, die das auf einer anderen wissenschaftlichen Ebene tun.
Als Tänzerin stellt sich mir die Frage, wie bewegt sich das? Denn Ton, Wort, Klang, Sprache ist für mich vom Körper her gesehen Bewegung und damit kam da etwas daher, das ich noch nicht erfassen konnte, das ist auch gar nicht Aufgabe von Tanz. Aufgabe von Tanz ist vielmehr die Dinge zu bewegen und damit ihre Nähe, ihre Tiefe, ihre Grenzen und die vielfältigen Zwischenräume die sich im tänzerischen Dialog zeigen, zu erforschen.
Mit diesem sensomotorischen Raum öffnen wir Tänzerinnen den Raum für kognitive Entwicklung und schaffen so neue Zugänge über die Dinge nachzudenken, Erkenntnisse zu gewinnen, sie in andere Lebensbereiche zu übertragen und so Probleme zu lösen indem wir das Getanzte im wahrsten Sinne des Wortes bewegen. Das kann eine bedeutende Wegbereiterin sein aber auch ein Familientrauma oder eine bevorstehende Hochzeitsfeier oder ein Problem mit einer Chefin. Das oft gepriesene Miteinander reden ist im Grunde ein sich miteinander bewegen. Diesen Geheimnissen der Kognition die auch Grundlage jeder emotionalen Intelligenz darstellen auf der Spur tanzen wir.
Wichtig in der Bewegungsforschung sind mir De Beauvoir und Sartre. Sie sprechen über existenzielle Erfahrung, MerleauPonty führt das dann weiter durch seine Überlegungen der zwei sich berührenden Hände und der Herausforderung sich offen zu halten für die Begegnung des Spürbaren und des Nichtspürbaren. Ingeborg Bachmann nennt es das Sichtbare: Das Sichtbare braucht das Unsichtbare um von ihm aus erkannt zu werden. Wie eine Dancing Dialogue Tänzerin das im Tanz zum Vortrag von Gisela Notz zu Grete Wiesenthal 2013 erlebte findet sich im HKIT blog ebenso die Theorie zu dem hier Gesagten im Januar 2014 blog unter
Bewegungstudien DD
Damit sind wir wieder bei den Performances der DDC zu den Wegbereiterinnen von Gisela Notz angekommen. Was bewegt sich da zwischen Vortrag und Tanz, existenzialistisch gefragt: wie schlägt das Herz wenn ich die Bühne betrete und dann eben weiter, was berührt sich da und wie fühlt es sich von den verschiedenen Seiten die in einer Performance aufeinandertreffen an? Von Seiten der Vortragenden, der Tanzenden, der Zuschauenden. Die Wegbereiterinnen können wir nicht mehr fragen, sie sind Geschichte, die ihren Einfluß auf die Performance über Bewegung geltend macht, nach der Maxime: Was betrifft uns da?
Wir setzen uns also nach dem Event der Kalenderpräsentation zusammen und sprechen über das Erfahrene. Es ist wie bei Joseph Beuys, der als Künstler die Dinge so arrangierte, dass die BetrachterInnen sich ihr eigenes Kunstwerk kreieren konnten. So erforschen wir in jedem Jahr neu unsere Zusammenarbeit auf der Basis der vorausgegangenen Jahre als Künsterlinnen. Schauen uns die arrangierten Teile der Performance an. Angefangen vom Vortrag von Gisela Notz über die Auswahl der Wegbereiterin bis hin zu den Bewegungen die die Tänzerinnen auf der Bühne machen.
Diese intensive künstlerische Arbeit zwischen Vortragender, Tanzenden und Zuschauenden ist überaus fruchtbar im Sinne der sozialen Plastik und hat zu intensiven Kontakten geführt. Gisela Notz ist heute nicht nur Preisträgerin der Roten Schuhe, eines von G.F. ausgelobten Preises für tänzerische Verdienste, sondern auch die Wegbereiterinnen sind aus unserem tänzerischen Jahresablauf nicht mehr wegzudenken, als bewegende Kraft die die Wegbereiterinnen der Vergangenheit mit uns heute kommunizieren lässt.
Herbstens kommt Gisela Notz mit den Kalenderfrauen nach Inzmühlen in die Tanzheimat. Wir freuen uns jedes Jahr tänzerisch auf diese Herausforderung. 2015 Therese Giehse. Auch unser Nachdenken zu dieser Chronik wird sich im Dialog von Vortrag und Tanz am Sa. 14. Nov. 2015 bemerkbar machen. Aus dieser Chronik kommen mir viele Anregungen entgegen und ich merke auch, wie sich die tänzerische Auseinandersetzung von Wort und Tanz in unserer tanztherapeutischen Arbeit niedergeschlagen hat.
Wir trennen Gespräch und Bewegung in der Therapie nicht, wie das in Formulierungen wie Gesprächstherapie und Körpertherapie vorgegeben wird. Wir bringen Wort und Tanz zusammen in den HKIT, auf vielfältige Art und Weise. Wir sprechen und gehen, rhythmisieren die Worte, Sätze, Glaubenssätze und bewegen sie so weiter in die Öffnung mit der Begegnung des Neuen und Unbekannten hinein. Therapeutisches Arbeiten bringt so unsere vorgefertigten Meinungen und Urteile ins Wanken, gut so, sagt der Tanz. Sie bewegt sich doch, sagt Galileo Galilei.
Tanztherapie HKIT schlägt durch die intensive Begegnung von Wort und Tanz wie wir sie in der Auseinandersetzung mit Gisela Notz und den Wegbereiterinnen erfahren konnten eine Brücke zwischen Gesprächs- und Bewegungstherapie. Das ist ein wichtiger Eckstein in der Körperpsychotherapie und verändert ihren Wirkungsbereich durch den Tanz bedeutend.
Was treibt mich an? Dr. Gisela Notz
…Mir gefällt das sehr gut, liebe Gabriele
Es ist eine ganz neue Methode: Wort – Bild und Tanz. Und es ist Eines. Eines ohne das Andere ist bei dieser Methode nicht denkbar. Ich habe selten nach einem Vortrag so bewegte Gesichter und auch Feed-backs bekommen, wie nach dieser Methode. Auch ich habe in dieser Zeit mit Euch gelernt. Ich möchte sie nicht mehr missen. Euch und die Performances. Wichtig wäre es, die methodische Entwicklung darzustellen von 2004 bis heute. Zunächst nebeneinander, Du alleine dann hintereinander, dann mehrere, die Gruppe und schließlich sind alle Beteiligten Teil der Gruppe. Die Konstante bleibt: Vortrag, Bilder, Tanz und Austausch!
Korrespondenz – weiterführende
liebe Gisela, ich freue mich, dass Du Dir die Zeit genommen hast mal die ganze Chronik durch zu lesen und finde Deine Gedanken sehr anregend, die Zusammenhänge, die Du schreibst und Deine Sicht, spannend …
ja, wie kommt es zu den Performances aus Vortrag, Bildern, Tanz und Gespräch am Schluss?
Wir haben ja verschiedene Formen ausprobiert und sind immer wieder neu an die Kalenderfrauen herangetreten, das können ja nur Annäherungen sein … manchmal bin ich wie bei Frida Kahlo ganz in das Werk der Wegbereiterin eingetaucht, ich konnte das Fell des weißen verwundeten Hirsches in einem ihrer Bilder unter meinen Händen spüren, als ich tanzte.
Ein andermal haben wir ein übergeordnetes Thema gewählt und sind nicht auf eine Kalenderfrau speziell eingegangen, wie bei dem Friedenstanzthema, das war ein Thema das uns so stark bewegt hat in dem Jahr, dass wir die Kalenderfrauen nur unter diesem Thema sehen und bewegen konnten.
Du fragst, nach der Veränderung von dem Solo zum Tanz der Dancing Dialogue Compagnie. Ja, wie kam das? Ich erinnere, dass eine der Dancing Dialogue Tänzerinnen damals mit nach Bonn gereist war um bei der Performance dabei zu sein. Ein paar Jahre später hatte sich die neu gegründete Tanzcompagnie gefunden und ich hatte den Eindruck, das können die jetzt übernehmen, da stimmt der künstlerische Background und die Gruppe ist der Aufgabe gewachsen.
Dann konnte ich diesen Raum den DDs überlassen und mehr in die Intendanz gehen. Bei dem Kalenderprojekt 2016, zu dem wir 2015 im Herbst tanzen werden habe ich mir überlegt, eine Tänzerin anzusprechen, die demnächst fünf Jahre in der Compagnie ist und dann eine Abschlussarbeit ihrer DDLehrjahre vorstellen wird, ob sie Lust hat, zum Kalender 2016 die Performance der DDs auszuarbeiten. Sie sagte zu und ist jetzt dabei über die Giehse zu recherchieren, die Pfeffermühle, es werden Texte gewälzt und Filme geschaut. Die ist ja eine Kalenderfrau über die es auch Filmmaterial gibt.
Wir tauschen uns aus, wie das gehen kann die Therese Giehse zu tanzen, ob wir überhaupt eine einzelen Kalenderfrau tanzen wollen oder ein übergeordnetes Thema, was würde die Giehse zur aktuellen politischen Lage sagen? Die Tänzerin ist gerade in Japan und macht dort Genderforschung, sie hat Hiroshima besucht und stellt mir die Frage, soll ich Fotos machen? Ich sage, ja, das passt doch zur Giehse, langes Nachdenken, wie das, was eine junge Tänzerin heute bewegt mit der Giehse zusammen gehen kann und wie sich das auf der Bühne transportiert, was sich da zusammenbraut wenn wir Giehse und heute denken, wenn wir uns ganz subjektiv einbringen in der Performance, sozusagen der Giehse begegnen auf der Bühne und dann immer wieder meine Frage, ja, aber wie geht das im Tanz, in der Bewegung … WAS BETRIFFT UNS WIRKLICH?
Soviel ein kleiner Einblick in die Tanzwerkstatt 2015 für den Kalender 2016 … wir sehen uns an Ostern 2015, die DDs und ich, wir haben das Thema Sehen und Gesehen werden und damit eng verbunden das Thema Frau sein, weibliche Bewegungen … das hat für mich auch sehr viel mit Therese Giehse zu tun, die von sich ja sagte, dass sie nicht schön sein will sondern nur zum Theater und dass alle dachten, als Schauspielerin müsse sie schön sein … das ist ein Thema, das mich sehr reizt zum Widerspruch wie das Giehsezitat: Ich bin stink faul … .
Schauen wir was in diesem Jahr sich bis zur Performance mit Gisela Notz noch alles bewegt, spannend wird es allemal und ich stelle mir vor, dass gleichzeitig die AutorInnen schreiben während wir uns bewegen … eine schöne Vorstellung von gemeinsam an etwas arbeiten, das sich ja entgültig erst am Performanceabend zusammen fügt und da auch nur für den kurzen Moment der Performance selber.
Dann schreibst Du noch, dass wir eine Entwicklung haben, wo dann alle mit tanzen, mit machen, performen … das ist ja im Zuge der Zeit eine Entwicklung auf den Bühnen, aber es muss gefüllt sein und schon unser Austausch am Ende der Performance war für mich die ganzen Jahre die Verbindung zum Publikum, die notwendige Ergänzung in der Antwort in der Korrespondenz, der Resonanz, dem Austausch des Erlebten, der ja durchaus auf der Körperebene stattfindet. G.F.
Liebe FF, liebe RBB, unten eine kleine Korrespondenz mit Gisela zu der Chronik der Performances mit ihr bis heute, ihre Frage nach der Methodik lässt mich an Euch denken, vielleicht habt ihr ein bisschen Lust da was dazu zu schreiben? Wäre interessant, FF aus der aktuellen Sicht, RBB aus dem Überblick der Tanzjahre heraus … für mich ist das ja so, dass es keine Methode gibt sondern ein Ausprobieren, das ist ein Unterschied, wenn ich die Methode von Anfang an habe so kann sich nichts entwickeln … ausprobieren, experimentieren heißt, FLOW, ich folge dem Fluss der Gegebenheiten und daraus entwickelt sich dann die Methode, aber für mich tut das FF jetzt bei der Arbeit zu Therese Giehse auch, schauen, was passt an Methode für diese Wegbereiterin, nicht einer Methode folgen der die Wegbereiterin dann angepasst wird.
Auch die Konstante von der G.N. da schreibt, Vortrag, Bilder, Tanz, Austausch, gab es so nicht, das haben wir oft gemacht, aber wir haben auch einmal gleichzeitig, getanzt und vorgetragen … das finde ich das Interessanteste, in der Zwischenzeit habe ich das schon öfter performt gesehen und eigentlich ist das im TV gang und gäbe … Worte im Film gleichzeitig mit Bildern … Vielleicht können wir wirklich nur zu jeder einzelnen Performance die Methode im nach hinein reflektieren??? G.F.
Übersicht 2002 – 2015
2002
gab es noch keinen Vortrag und keinen Tanz zur Kalenderpräsentation
Wichtig für die zeitliche Einordnung: der Vortrag war immer im Nov. oder Dez. des Vorjahres. 2003 erschien der erste Kalender also war im Herbst 2002 die erste Veranstaltung. Da gab es noch keinen Tanz. G.N. hielt ihren Vortrag zu Luise Zietz in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn
2003
gab es keine Veranstaltung zur Kalenderpräsentation
2004
Vortrag G.N. zu Jeannette Wolff und Frida Kahlo. Tanz G.F.zu Frida Kahlo, Frauenmuseum Bonn
2005
wiederum keine Veranstaltung
2006
Vortrag G.N. zu Liesel Kipp-Kaule und Oda Schottmöller, Tanz G.F. zu Oda Schottmüller. Ort Tanzheimat Inzmühlen
2007
Vortrag G.N. zu Mary Wigmann, Zensi Mühsam, Elisabeth Selbert. Tanz G.F. mentale versus haptische Kommunikation während des Vortrags. Siehe Text dazu weiter unten. Ort Tanzheimat Inzmühlen
2008
Vortrag G.N. zu Alma Kettig … Tanz Dancing Dialogue Compagnie zu Sprechen, Hören, Bewegen. Siehe Text dazu weiter unten. Ort Tanzheimat Inzmühlen
2009
Vortrag G.N. zu Emma Goldmann, Josephine Baker. Tanz DDC, Renate Barbara Balzer, Susanne Lührs und Erika Munzlinger, Homage an Josephine Baker. Ort Tanzheimat Inzmühlen und Berlin-Kreuzberg
2010
Vortrag G.N. zu Larissa Reisner, Hilde Schimschock u.a. Tanz DDC zum Thema: Den Frieden bewegen in Verbindung zum Nicolai Mahnmal HH. Ort Tanzheimat Inzmühlen und Berlin-Kreuzberg
Nicolai Mahnmal Fotos Martina Degenhard
2011
Vortrag G.N. zu Paula Thiede, Hanna Berger u.a. . Tanz DDC zu Hanna Berger. Ort Tanzheimat Inzmühlen
2012
Vortrag G.N. zu Louise Nordmann, Ingeborg Hunzinger u.a. . Tanz DDC zu Nähe. Ort Tanzheimat Inzmühlen
2013
Vortrag G.N. zu Gerta Taro, Rosa Parks, Grete Wiesenthal. Tanz DDC zu Grete Wiesenthal – Walzer in sozialer Kompetenz. Ort Tanzheimat Inzmühlen
Fotos
2014
Vortrag G.N. zu
Alice Guggenheim, Wilhelmine Kähler, Aida Overton Walker. Tanz DDC zu AIDA Overton Walker. Ort Tanzheimat Inzmühlen
2015
Vortrag G.N. zu Therese Giehse u.a.. Tanz DDKollektiv zu Therese Giehse. Ort Tanzheimat Inzmühlen
Bewegungstudien zur Giehse auf Sylt, Uwedüne, Fotos Malgorzata M. Pastian,
bei den anderen Fotos bin ich mir nicht sicher, wer sie gemacht hat und bei manchen Aufnahmen bin ich mir nicht sicher, ob diese Personen hier gezeigt werden wollen, bitte melden, wenn nicht, dann entferne ich euch gerne. Die DDs auf den Fotos: Renate Barbara Balzer, Claudia Baum, Freyja Fischer, G.F., Brigitte Hartwich-Haase, Anita Kranz, Gudrun Tandler G.F.
Text 2007
Experimenteller Tanz G.F.
G.F. wird unmittelbar während der Rede von G. Notz tanzen und sich dadurch unmittelbar zur Stimme der Rednerin bewegen. Das ist in etwa so, als würde G.F. die Stimme der Rednerin als Musik für den Tanz hören oder besser gesagt, den Inhalt der Rede und die Stimme der Vortragenden, ihre Gestik und Mimik, einfach die gesamte Aussage des Vortrags nicht über den Intellekt zu begreifen versuchen, sondern die Rede im wahrsten Sinne des Wortes körperlich zu begreifen, zu erfassen, zu erfahren und schauen, was aus dieser Verkörperlichung heraus für eine Bewegung entsteht.
Das ist etwas anderes als eine Rede in Blindensprache zu übersetzen. Da gibt es vorgeschriebene Gesten es ist ein Dolmetschen des Gehörten. G.F. geht es mehr darum zu erforschen, was wirklich mit unserem Körper geschieht, wenn wir eine Rede hören und das sichtbar zu machen im Tanz. Wir wissen aus der Bewegungsforschung, dass unsere Muskeln, Sehnen und Knochen, unsere Haut, unsere Organe auf das Gesehene, das Gehörte, das Bewegte reagieren, antworten.
Wir verinnerlichen also bei einem Vortrag von Dr. Gisela Notz die vorgestellte Wegbereiterin. Augen, Ohren, Nase, Gaumen, Gehirn, also Körper nehmen das Gesagte und Gehörte auf um es mental zu verarbeiten. Aber was passiert da an der Schnittstelle zwischen Mind und Körper? Wie beeinflusst der Körper den Intellekt? Kann unser Körper denken blockieren? verhindern? umlenken? Gewiss, sonst würden wir ja nicht ganz unterschiedlich auf Vorgetragens reagieren. Gewiss, sonst gäbe es ja keine Black Outs in Prüfungssituationen.
Was zeigt sich, wenn wir unmittelbar körperlich auf einen Vortrag über die Wegbereiterinnen reagieren? Stellen wir uns nur einmal vor, wie hätten uns zu den Worten unserer Lehrerin in der ersten Klasse bewegt in den Bänken, auf den Stühlen oder wir wären aufgesprungen und hätten im Raum zwischen den Tischen getanzt. Störung? Wer stört da wen? Welche Bewegungen halten wir zurück, wenn wir jemandem zuhören und wie würde sich Kommunikation verändern könnten wir unmittelbar reagieren mit unserem gesamten Körper mitgehen. Wir würden ohne Zweifel mehr und anderes voneinander erfahren. Die Vortragende von der Tanzenden und die Tanzende von der Vortragenden. Das bis zu 80 % eines sogenannten Gesprächs sich nicht verbal mitteilt wissen wir in der Zwischenzeit von der Wissenschaft. Das heißt im Bewegungsbereich stattfindet, das ist enorm und ein völlig unterschätzer Wirkfator in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Danach wäre ein Tanz- und Bewegungsstudium in der Schule und an der UNI vorrangig.
Text 2008
Tanzstudie DDCompagnie zum Thema:
Sprechen, Hören, Bewegen
Das gesprochene und gehörte Wort setzt eine Vielzahl an Körperbewegungen voraus und in Gang, die wir während eines Vortrags meist nicht wahrnehmen. Was geschieht, wenn wir diesen unbewussten Bewegungen mehr Bedeutung zukommen lassen? Welche Botschaften vermitteln die Körper der Sprechenden und der Hörenden? Gibt es Formen der Kommunikation zwischen den Körpern, die uns zwar vertraut aber überhaupt nicht bewusst sind? Was kommuniziert denn da?
Text 2010
Kalenderpräsentation und Friedenstanzperformance
20. November 2010, 17 Uhr, Tanzheimat Inzmühlen
11. Dezember 2010, 18 Uhr, Berlin, Beginenhof, Erkelenzdamm 51
mit Dr. Gisela Notz und der Dancing Dialogue Compagnie G.F.
Friedenstanz 2010 im Sommer im Nicolaimahnmal in Hamburg
Dancing Dialogue Tänzerinnen wie sie das Thema Frieden für sich selbst umgesetzt und bearbeitet haben, dass es sowohl ein sehr persönliches Thema sein kann, als auch eine Aussage hat, die uns alle aufrüttelt und daran erinnert, dass gerade wir Deutsche besonders wichtige Aufgaben haben uns dem Frieden auf der Welt zu verschreiben, dass wir es uns nicht leisten können die Augen zu verschließen vor herrschender Gewalt sondern es uns gut ansteht, andere dazu anzustiften gemeinsam auf diesem Planeten an einer friedvollen Zukunft zur Bereicherung des Lebens aller Menschen beizutragen.
Auf Einladung von Gisela Notz tanzen wir in dem Frauenwohnprojekt im Erkelenzdamm in Berlin. Wir werden sowohl die Friedenstanzperformance 2010 als auch auf vielfachen Wunsch die ergreifende Homage an Josephine Baker, die 2009 in Inzmühlen von Renate Barbara Balzer, Susanne Lührs und Erika Munzlinger im Rahmen der Kalenderpräsentation 2009 gezeigt wurde aufführen. Davor stellt Gisela Notz ihren neuen Kalender vor.
Text 2011
am Freitag 4. November 2011 von 17 bis 20 Uhr in der Tanzheimat Inzmühlen
Eine Homage an Hanna Berger, 1910-1962, Tänzerin und Widerstandskämpferin
Es ist uns eine große Ehre auch in diesem Jahr Dr. Gisela Notz begrüßen zu dürfen, Rote-Schuhe-Preisträgerin, die schon seit einigen Jahren ihren Kalender Wegbereiterinnen bei uns in der Heide der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Dancing Dialogue Compagnie wird zu Hanna Berger, einer im Kalender vorgestellten Künstlerin und Widerstandskämpferin performen. Also ein Event, der Wort und Tanz in Bezug zueinander stellt und den politischen und sozialen Aspekt unserer Tanzarbeit in den Blickpunkt rückt.
Text 2012
NÄHE
Die Performances der Dancing Dialogue Compagnie locken das tanzkundige Publikum scheinbar mit vagen Versprechungen und undeutlichen Aussichten. Begegnen wir dieser Tanzcompagnie jedoch mit Neugier und einer gewissen Bereitschaft uns auch auf ein vieldeutiges Angebot einzulassen und also teilzunehmen an einem Spiel, bei dem es um Erfahrungen geht, dann öffnet sich der Performanceraum nach einer Weile auf wundersame Weise. Wir können schließlich eintauchen und irgendwann sogar komplett die Seiten wechseln und hinter die Spiegelflächen der Körper der Tanzenden gelangen. Damit dieser Wechsel gelingen kann, müssen wir die Performance, die eine Art Membrane ist, wie ein Tor oder eine Schleuse passieren.
Derart versunken, vergessen wir möglicherweise für eine Weile woher wir kamen und wo wir uns nun befinden und gehen ganz, und nicht nur mit den Augen auf in einer anderen Wirklichkeit, die nun für uns zur „realen“ geworden ist. Wie lange können wir hier verweilen? Der Tanz ist eine flüchtige Kunst. Früher oder später führt uns die physische Existenz zurück zu vertrauten Gefilden. Wir verlassen den Performanceraum und passieren die Membran in umgekehrter Richtung zum zweiten Mal.
So finden wir zurück in die „reale“ Welt. Doch was wir in dieser nun denen zu berichten haben, die nicht mit uns waren, klingt für jene oft wie die Beschreibung einer fernen Insellandschaft. Wir könnten zum Beispiel berichten, dass dort, wo wir waren in der Welt von Dancing Dialogue, andere, manchmal spiegelverkehrte Gesetze herrschen. Denn in jener derart verkehrten Welt bewegen sich die Tanzenden offenbar unter Bedingungen, die alles Körperliche zum Performativen und alles so genannte Performative zum rein Körperlichen gewandelt haben. Allein das bedeutet pures Vergnügen.
Was auch immer wir noch zu erzählen haben, es wird jedem, der sich in diese Performances hinein begeben hat, leicht gelingen, bei denen, die das Reisen über den Körper lieben und die Lust auf Veränderung und Wandlung haben, den Wunsch wecken, sich auch einmal auf den Weg zu machen. Denn wir spüren sofort, dass wir mit Dancing Dialogue auf Künstlerinnen treffen, die es verstehen zu locken und an sich zu ziehen und die unter den Erforscherinnen tänzerischer Gefilde zu den Mutigen gehören.
Text 2013
Samstag 16. November 2013
Auf den Spuren von Grete Wiesenthal, Inzmühlen im Dreivierteltakt
Vorstellung des Kalenders Wegbereiterinnen, 10 Jahre Vortrag und Tanz mit Dr. Gisela Notz und Dancing Dialogue G.F.
Auf den Spuren von Grete Wiesenthal, einer Tanzpionierin aus Wien, die Gisela Notz in ihrem neuen Kalender Wegbereiterinnen 2014 vorstellt, gelangen wir in die Welt des Wiener Walzers: Der Tanz, wie andere Formen der Kunst, ist oft eine gute Reflektion der Werte und Anschauungen einer Gesellschaft. So interessiert aus heutiger Sicht die Entstehung des Walzers nicht zuletzt dadurch, dass er eine der ersten wirklichen Manifestationen des Individualismus darstellt, sowie die kollektive Flucht in einen Tanz mit all seinen Werten von Freiheit und Gleichheit, welche die Französische Revolution auf politischer Ebene proklamiert hatte.
Der Wiener Walzer brachte ein Phänomen mit sich, das gerade angesichts der heutigen Tanzszene von Interesse ist: Erstmals in der Geschichte des europäischen Gesellschaftstanzes entstanden durch den Walzer Massen von frei tanzenden Individuen, die sich in der ununterbrochenen Drehbewegung einer rauschartigen Tanzekstase hingaben.
Was aus dieser Tanzgeschichte wird im Vortrag von Gisela Notz und in den Drehbewegungen der Dancing Dialogue Compagnie G.F., das seht ihr an diesem Abend als Life-Performance der Dancing Dialogue Compagnie zusammen mit Stefka Weiland, Musik. Bühnenbild Elke Wagner
Musik, Tanz und Wort in Bewegung.
Text 2014
Kalenderpräsentation Gisela Notz, Wegbereiterinnen und die Dancing Dialogue Comp. mit der Performance „Was ist lebendig in mir“, 1. November 2014, Tanzheimat I n z m ü h l e n
Es ist wieder so weit. Dr. Gisela Notz stellt ihren Kalender Wegbereiterinnen 2015 in der Inzmühlener Tanzheimat vor und die Dancing Dialogue Compagnie G.F. tanzt eine Homage an eine der vorgestellten Wegbereiterinnen. Dieses spannende Zusammentreffen wird auch in diesem Jahr ungeahnte und unbekannte Räume öffnen. Bewegung und Wort, Vortrag und Tanz ergänzen sich nicht nur sondern da geschieht ein Drittes, wie unsere gemeinsamen Studien über mehr als ein Jahrzehnt zeigen konnten.
Wir bewegen uns fortwährend. Doch in Kontakt gekommen mit den Wegbereiterinnen wird uns Tänzerinnen die Bewegung dieser Frauen in unseren Bewegungen selbst präsent. Wir hören nicht nur von ihnen, wir sehen sie nicht nur vor Augen, wir spüren sie vielfältig in ihrer Präsenz in unseren Bewegungen: ihren Drive, ihren Elan, ihre Erfolge, ihre Verzweiflung, ihr Verzagen.
In diesem Jahr sind wir Tänzerinnen AIDA auf der Spur, die Situation der afroamerikanischen Frauen um 1900. Gerade aus der Sklaverei befreit in einem unterdrückenden System von Apartheit gefangen geht AIDA als Frau ihren Weg. Sie ist jung und sie will sich leben … da ist der Funke der überspringt die Lebenslust. Dieser Lust auf die Spur gekommen freuen wir uns auf den Vortrag von Gisela Notz und auf unser Publikum wenn es am 1. November heißt: Bühne frei für das was lebendig ist in uns.
Die von Dr. Gisela Notz vorgestellten Wegbereiterinnen sind in diesem Jahr:
Alis Guggenheim, 1896-1958, Jüdin, Kommunistin, Künstlerin, ledige Mutter
Wilhelmine Kähler, 1864 – 1941, Eine der ersten sozialdemokratischen Gewerkschafts- und Parteifunktionärinnen, geboren in Kellinghusen
Aida Overton Walker, 1880-1914, afroamerikanische Schauspielerin, Tänzerin und Choreographin
Die Tänzerinnen der Dancing Dialogue Compagnie G.F. sind in diesem Jahr:
Renate Barbara Balzer
Claudia Baum
Freyja Fischer
Anita Moser
Gudrun Tandler
Leitung G.F.
Musik Stefka Weiland
Videoinstallation Elke Wagner
Text 2015 noch kein Titel
Samstag, 14. Nov. 2015, 17 Uhr Tanzheimat Inzmühlen
Kalenderpräsentation & Performance WEGBEREITERINNEN 2016
Vortrag zu sozial- oder politisch aktiven Wegbereiterinnen aus der Geschichte von Dr. Gisela Notz und Tanz des Dancing Dialogue Kollektivs unter Leitung von G.F., Musik Stefka Weiland zur im Kalender 2016 vorgestellten Wegbereiterin, Therese Giehse. Schauspielerin und politisch Verfolgte.
Choreografische Abschlussarbeit von Freyja Fischer nach 5 Jahren DDKollektiv. Mit der Preisverleihung DIE ROTEN SCHUHE 2015. Ihr könnt schon mal gespannt sein, wer dieses Mal die Preisträgerin ist. Die roten Schuhe stehen schon parat. Sie werden von der vorangegangenen Preisträgerin Dr. Gisela Notz verliehen an … ??? Eintritt 10 Euro
Während über einem Jahrzehnt der Zusammenarbeit in diesem Kalenderprojekt entdeckten wir spannende Wege über die Wort und Bewegung miteinander in Kommunikation zu geraten und es wurde uns schnell klar, da liegen ungeahnte Potentiale des Austauschs zwischen verbaler Information und körperlicher Resonanz und kognitiver Entwicklung. Sich zum gesprochenen Wort bewegen heißt das Gesagte weiter zu bewegen, es zu entwickeln, wie Filme in der Dunkelkammer. Plötzlich erscheint da auf dem gewässerten Papier ein Bild.
So tauchen die im Vortrag vorgestellten Kalenderfrauen unvermittelt im Tanz auf, machen die Bewegung einer Performenden zu ihrer und erwachen zu neuem Leben auf der Tanzbühne Inzmühlens. Gedanken und Ideen der Wegbereiterinnen scheinen sich weiter zu entwickeln durch die im Vortrag aufgegriffenen Wörter, Sätze und Ideen. Sie werden aus dem Sprechen heraus in die Bewegung der Performance hinein weiter geführt. Ein Tanz entsteht aus Wort und Bewegung. Schauen wir, was Therese Giehse uns heute zu sagen hat. Bewegen wir uns an ihr entlang, reiben wir uns an dieser bedeutenden Schauspielerin und entdecken wir dabei uns selbst und unsere Potentiale. G.F.
2016 in Planung ist der 15. Oktober 2016