Anfang des Fallbeispiels zu finden unter 7. Jan. 2015, https://ressourcetanz.wordpress.com/2015/01
Das Fallbeispiel zeigte, wie wichtig es ist in der Therapie gesehen zu werden. Mit dem Froschkönig, der dem Dialog zwischen mir und der Klientin über ihren Traum entspringt möchte ich noch einen anderen wichtigen Aspekt der HKIT mit diesem Fallbeispiel anschneiden. Die körper- und psychotherapeutische Arbeit in den HKIT mit anderen Wirklichkeiten, hier am Beispiel des Froschkönigs. Der Hauptartikel Therapie und andere Wirklichkeiten in den HKIT, folgt.
Das Märchen taucht bei der Klientin auf, nachdem wir ihren Traum von ihrer Mutter, einem Pelztier und einer Kröte tanztherapeutisch eine Weile hin und her bewegt haben. Wir steigen jetzt also direkt in das Märchen mit unserem Emaildialog ein, der in einem Tiertanz endet:
Ich schreibe
Der Froschkönig, da kommt die goldene Kugel ins Spiel, tiefenpsychologisch Symbol für Sexualität. Erinnerst Du die Kugel und die Schale als Beckenübung in den HKIT? Da ist sie die goldene Kugel. Der Froschkönig, das Märchen wird oft so erinnert, dass die Prinzessin den Frosch küsst und dann wird es ein Prinz. Pustekuchen.
Im Märchen nimmt sie den Frosch in die Hand und knallt sie ihn an die Wand. Das erlöst ihre sexuelle Kraft. Männliche und weibliche Energie können sich wieder verbinden. Ihr Ekel vor dem Frosch, ihr Gefühl also, ist für die heilende Bewegung ein wichtiger Wegweiser. Sie drückt den Ekel nicht weg oder runter sondern schaut ihn sich an, nimmt ihn in die Hand. Jedes Gefühl hat eine Bewegung. Das ist die Lehre des Märchens. Stehe zu Deinen Gefühlen und sie bewegen sich oder dich weiter, auch der Ekel.
Die Sexualität ist ja nach Freud unser Hauptantrieb und wird gleichgesetzt mit der Lebensenergie. Das kann ich als Bauchtanzende nur bestätigen … wir werden durch unser Geschlecht bestimmt … es macht uns aus, wir sehen die Welt nicht als Neutren sondern als Mann oder Frau, als Junge oder als Mädchen, als Greisin oder als Greis.
Den kleinen Unterschied nennt das Alice Schwarzer. Sexualität heißt Geschlechtlichkeit. Dass unsere Geschlechterrolle sozial bedingt ist zeigt uns Simone de Beauvoir. Siehe Fußnote.
Ich denke, auch der Brautschleier in Deinem Traum kann sexuell gesehen werden, von mir aus als Jungfernhäutchen, jedenfalls geht es bei einer Hochzeit ja auch um Sex und es gibt den Ausdruck für Orgasmus im Französischen la petite mort, der kleine Tod … da wäre auch nochmal ein Hinweis, Deine Mutter mit Brautschleier ist ja tot in dem Traum … übrigens müssen die Eltern der Helden in Initiationsmärchen tot sein, sonst wird das nix mit der Initiation. Diese Märchen beginnen mit: Es war einmal eine Waise …
Wenn unsere sexuelle Energie, Libido, Orgon, Kundalini unsere Lebensenergie ist, na, dann passt das doch alles und da sind ja auch Tiere, die könnten in eine Vagina reinkriechen oder erinnern selber an eine Vagina, wie die Kröte, … gibt ja viele solcher Vorstellungen und Ängste im sexuellen Bereich, auch das Verschlucken könnte sexuell gedeutet werden als eine Form von Geschlechtsverkehr … die Kröte steht für die Vagina, wie ich weiter vorne schon mal geschrieben habe …
Was meinst denn Du, was kommen Dir für Gedanken, Erinnerungen, Körpergefühle dazu? Auf jeden Fall lohnt es sich, die Tiere weiter zu bewegen, kannst Du Tiertanz daheim machen? Sind es weibliche oder männliche Tiere … ? Wir würden so weg kommen vom assoziieren mehr in die Körperlichkeit, ins Körpererleben dieser Bilder aus dem Traum.
Weißt Du, die Lebensenergie, die spürst Du ja geblockt in den Handgelenken, der Kehle, den Fußgelenken, nach Deinem Traum. Das ist ja Deine Lebensenergie, Deine sexuelle Energie im umfassenden Sinne, ich wünsche Dir, dass Du Dir den Raum schaffen kannst, Dich in Deiner vollen Kraft zu leben, volle Kraft voraus.
Am 06.01.2015 schreibt die Klientin ok… mit der Sexualität und so, da muss ich schon ein bisschen schlucken. Habe schon das Gefüh,l dass irgendwie was dran ist, weiß aber nicht so richtig was genau. Ich glaube, das will auch mit ein bisschen Zeit weiterbewegt werden. In die Bewegung und den Tiertanz mit diesen Bildern zu gehen, kann ich mir gut vorstellen. Zum Ende der Woche muss ich nicht arbeiten und bin auch nach den Ferien mal wieder allein – vielleicht tanze ich dann mal damit…
Ich muss daran denken, dass dieser Traum mich derart mit Entsetzen erfüllt hat, dass ich am nächsten Abend(!) Angst hatte einzuschlafen. Es war dieses Entsetzen, dass meine Mutter tot ist. Sie hat mich ganz schön im Netz, denke ich dann noch. Ich glaube, Sexualität und meine Mutter zusammenzubringen, das ist ein großes Tabu für mich. Aber dieser Traum weist ja auf jeden Fall auf diese Verbindung hin.
Tier-Tanzberichte folgen.
Ich antworte
ich finde es interessant, dass Du schreibst, das musst Du SCHLUCKEN, da ist es wieder das Thema mit dem Frosch im Hals und dem Pelztier aus dem Traum, das den Froschkopf schlucken soll … vielleicht doch ausspucken??? Na, schau mal, gel in welche Richtung die Energie sich bewegt … jedenfalls da hängt was, was auch immer, raus damit oder runter???
Die Klientin
Kröte und Frosch ist bei mir kein Unterschied (da habe ich wohl in Biologie nicht aufgepaßt…) Kröte ist vielleicht ein bisschen negativer gefärbt?
Ja, das mit den Ringen ist interessant! Das habe ich in der Tat so gespürt. Und das mit dem Brechen – tatsächlich war mein Prozess von sehr eruptiven, explosiven, elektrischen Bewegungen geprägt, die ich als sehr lustvoll erlebt habe. Wie es nun mit den Ringen um die Gelenke und der Blockade um die Kehle weitergeht, weiß ich ja noch nicht so richtig. Aber die Bewegungen in der Einzel bei Dir – die waren doch nicht so? Eher rund?
Wenn Du mich beschreibst, wie Du mich erlebst, fühle ich mich einerseits erkannt und gesehen. Andererseits ergreift mich auch Scheu… Ich habe so viele Jahre mein „graue Maus Selbstbild“ gehabt. Es ist schon Scham dabei, ein etwas kraftvolleres und „auffälligeres“ Dasein für mich zu beanspruchen. Es ist toll zu merken, dass Du es echt bejahst, wenn Menschen wachsen, das kommt sehr authentisch rüber.
Da ich das Gefühl habe, dass Du mit sexuell etwas ganz Umfassendes meinst und auch fühlst, wie Du ja oft betonst (Qi, Num, …), kann ich das gut nehmen! Ich danke dir sehr, dass Du Dich so darauf einlässt – auch gerade weil Du ja im Urlaub bist! Und habe auch das schöne Gefühl, mich zu trauen, mich Dir zuzumuten (da sind schon ein paar Stimmen da: Jetzt ist aber mal gut, jetzt hat sie aber genug für dich getan…. Und dann denke ich: Wann, wenn nicht jetzt… Gabriele ist so erfahren, sie wird schon Grenzen setzen, wenn es ihr reicht…
Ich antworte
ich freue mich an dem Kontakt mit Dir, ich muss da keine Grenzen setzen, weißt Du, ich kenne das auch mit dem Scheusein … da fühle ich mich sehr verbunden, wenn Du das schreibst …
gibt es denn ein Lieblingsmärchen von Dir in der Kindheit? das würde ja Alfred Adler fragen … finde ich immer interessant zu fragen … wo wir gerade bei Märchen sind …
ja, die menschlichen Erfahrungen liegen vielleicht gar nicht so weit auseinander, wie die vom Eisernen Heinrich mit seinen Ringen und Deine Ringe… Ringe sind ja auch rund, wenn Du von runden Bewegungen schreibst in der Einzel, jetzt sehe ich Dich vor mir, wie Du tanzt, das war ja nachher auch noch da, in der Gruppe, dieses Raumgreifende, nicht mehr Eingeengte mit den Ringen, so was wie Ringe im Wasser, die immer größer werden und größer …
Wir sprengen ja auch unsere Grenzen um dann in einen neuen Raum einzutreten, dessen Grenzen wir vielleicht jetzt gar nicht wahr nehmen, aber vielleicht mal später. Das Bild mit dem überlaufenden Glas finde ich so toll, es läuft über und füllt einen neuen Raum und wenn der voll ist fließt es wieder über in einen noch größeren … vielleicht spiegelt dieses Bild einfach unser Unvermögen den ganzen Raum zu spüren, wie Einstein das konnte oder wovon Merleau Ponty spricht: der Raum, der uns umgibt, scheint vielmehr Folge unserer ursprünglichen leiblichen Verankerung in der Welt zu sein. Weil wir Leib sind, haben wir Raum. Zitat wiki
Aber wo Raum ist ist auch Grenze … mir war wichtig an Deinen Bewegungen, dass sie nicht nur Ringe waren sondern wie eine Kugel, vielleicht wie eine Kugel, die aus Ringen gebildet wird, so könnte ich das beschreiben, auf jeden Fall konnte ich in den Bewegungen eine Auflösung der Ringe des Heinrich sehen in eine Erweiterung hinein, ein Raumgeben, dazu braucht es bestimmt das Sprengen der Ringe, wie du es beschreibst und vor allem volles Körperbewußtsein, von dem Merleau Ponty spricht.
Ich denke, Kehle und Arm- und Fußgelenke wissen den Weg, wie das geht und Du bist definitiv schon einen Schritt gegangen, denn Heinrich der Wagen bricht, das war ja schon … Du bist bei den Träumen am Verarbeiten und am Einordnen und wenn da die Sexualität auftaucht, dann ist das völlig o.k., hat mit dem Auftauchen der verschütteten Kraft, die sich jetzt zeigen kann, gesehen werden darf und will und vorher festgehalten war wie bei dem Prinzen zu tun …
Mir fallen zu dem Pelztier noch eine Ratte ein, die ich in einem Traum mal in der Hand hielt, Ratten finde ich äußerst ekelig, ich hielt sie so mit dem Bauch nach oben, ihhh, kann das noch völlig in meiner Hand spüren … später, später, später merkte ich, dass das mit einem Penis zu tun hatte, ich merkte es an der Bewegung in meiner Hand … soviel zu Pelztier und Sexualität …
Dann hatte ich mal einen Traum, das war ein schlammiges Becken voller Wasser, die Bewegung im Wasser kam von irgendwelchen Molchen oder so, alles voll mit Molchen, eigentlich kein Wasser, nur Molche, ich spürte, dass ich da dazwischen hinein gehörte in das Becken mit den Molchen… uhhhhh … diese lustvolle Schlängeln, Berühren und dann die Abscheu durch das Tier, den Molch, glitschig und nass, lässt mich an den Frosch, die Kröte denken festgehaltene sexuelle Energie, der Froschkönig …
In der Chakrenlehre gibt es ja Zuordnungen von Tieren zu den Chakren, im Hara das Meeresungeheuer, daran musste ich später denken, dann konnte ich die Türen etwas öffnen mit dem Meeresungeheuer waren mir die Molche nicht mehr so ungeheuer und ich konnte das Lustangebot wahrnehmen, das in diesem Traum lag … auch über die Flüssigkeitsebene von Gerda Boyesen und die damit verbundene Psychoperistaltik im Darm, da ist ja das Hara, da gibt es Zusammenhänge zum Viszeralpanzer.
Diese Träume zeigen uns eigentlich nur Räume, die wir betreten könnten, der Ekel hält uns davon ab, wie bei der Froschkönigin, sie ekelt sich ja auch furchtbar vor dem Frosch …. vielleicht hat Sexualität viel mit dem Ekel zu tun und vielleicht ist Ekel ein Gegenüber der Lust? Ich denke, wir sollten das nicht bewerten sondern einfach nur sehen und sich bewegen lassen, so dass das Glas überlaufen kann und wir uns mit dem Wasser weiter bewegen können in neue Räume.
Die Prinzessin brachte ihre Ringe oder ihren Ekel zum Platzen indem sie den Frosch an die Wand knallte … da kracht es ja auch wie bei dem Heinrich … ohh was für Bewegungen … wir müssen das mal ausprobieren im Tanzen mit dem an die Wand knallen, zerbersten, zerplatzen … da ist ja schon das Wort Platz drin … Platz da, hier komme ich, sich Raum schaffen um sich leben zu können … Lebensenergie die sich Bahn bricht …
Auf jeden Fall ist es, denke ich, lohnend schamanisch zu den Tieren zu arbeiten, sie sind gute FührerInnen in die andere Wirklichkeit … die Kröte und das Pelztier … nur zu.
Eine Email von mir, die wahrscheinlich früher geschrieben wurde, aber manchmal geht das so hin und her und nicht immer stimmen die Antworten mit den Fragen direkt überein
1. Du hast erst Kröte geschrieben, erst später Frosch?
2. Du schreibst: Ich habe Ringe gespürt … das ist wie im Froschkönig, habe das Märchen gestern im Internet mir nochmal erzählen lasse, es heißt auch Der Eiserne Heinrich, weil der treue Diener des Prinzen drei Ringe ums Herz hat, weil der Prinz in einen Frosch verwandelt wurde … also von der schönen sexuellen Energie in eine eklige? Ich muss da auch an die Gürtel auf dem Cover von Kelemans Buch Verkörperte Gefühle, Kösel denken.
3. Ich bin etwas scheu, mit Dir im Emailkontakt in intensivere sexuelle Themen wie, ich versuche das mal etwas gehoben zu formulieren: Oralverkehr, Tiervergleiche mit Penis und Vagina zu gehen, das ist ja alles schon sehr nahe und ich bin da auch lieber näher als Therapeutin, im Augenblick bin ich aber in Brasilien und Du in D.
Ich finde Dich schon sehr mutig, was Du mir bisher alles über Dich geschrieben hast. Als Körpertherapeutin sehe ich die Kraft aus der heraus Du lebst, Dich bewegst. Dein Traum erzählt von etwas ganz Bestimmtem, Speziellem, so bist Du nicht sondern da gibt es wie bei dem Eisernen Heinrich Eisenringe, bei ihm kamen die als der Prinz verzaubert wurde, also die sexuelle Energie, die Lebensenergie geblockt wurde und bei Dir?
Ich kann Dir per Email ja nur meine Gefühle und die daraus entspringenden Assoziationen mitteilen, ob das mit Dir was zu tun hat musst Du gucken??
Die Klientin
Der Schmerz, den ich meinte, in meinem Traum, war ganz klar Trauer um meine Mutter. Dazu muss ich sagen, dass ich schon als Kind Angst vor dem Tod meiner Mutter hatte und auch immer großes Mitgefühl mit ihr, weil ich dachte, dass sie Angst vor dem Tod hat. Auch der Tod ist ein starkes Tabu. Eigentlich noch viel größer als das Sex-Tabu. Über Sex wurde generell schon gesprochen.
Ich habe auch meine Mutter sehr viel körperlich gespürt, es wurde gekuschelt und ich durfte nachts zu meinen Eltern ins Bett. Generell ist diese Form des absolut absichtlosen Zusammenliegens die friedlichste, entspannteste Form von Körperkontakt, die ich kenne. Das genieße ich sehr mit meinen Kindern. Sogar meine große Tochter ist kurz vor ihrer Abfahrt zu einer Reise noch mal auf meinem Bauch eingeschlafen.
Wenn das nach Deiner Definition zur Sexualität dazugehört, dann hat meine Mutter mir ein großes Geschenk gemacht. Denn Körpergenuss ist mir immer möglich gewesen.
Die Klientin eine Email später
Mein Lieblingsmärchen ist schon immer das hässliche Entlein. Ich kann jetzt gleich wieder die Erleichterung spüren: Aus Einsamkeit und Abwertung – jetzt hat es andere Tiere gefunden, die es ganz selbstverständlich als ihresgleichen akzeptieren.
Deine Beschreibung meiner Bewegungen berührt mich sehr. Schöne Bilder, die passen: Weite kommt rüber und auch dieses Unklare – wie weit ist weit? Allein kamen diese Bewegungen bisher bei mir nicht. Es war eine große Fokussiertheit nötig und auch viel Kraft und die kam auch durch Deine und die Aufmerksamkeit der anderen in der Gruppe. Woher kommt plötzlich diese wilde Kraft? Ich glaube, wir brauchen diese Rituale: Jetzt ist es dran, die Aufmerksamkeit der Anwesenden, die Ausrichtung.
Faszinierende Träume, die Du da beschreibst. Ja, es ist beides gleich da: Faszination und sexuelle Assoziationen und aber auch irgendwie Abwehr und Ekel. Mir vorzustellen, mich in so windendes Kleingetier zu verwandeln und es zu tanzen, ist auch gleich mit beidem verbunden. Aber wenn es dann noch mit Gewalt einhergeht wie in meinem Traum der Krötenkopf im Maul des Pelztieres, da gesellt sich Erstickungsangst dazu.
Aber ich spüre auch eine Verwandtschaft in Deinen Träumen, so eine Tiefe und dass ich auf einer Ebene was verstehe, das kann ich mit Worten kaum ausdrücken. Das Schamanische ist schon sehr wirkungsvoll, aber einer der für unsere (oder meine?) westliche Verstandesebene am unverständlichsten Teile auch von HKiT, finde ich. Wie ich schon sagte, ich würde das selber nicht anleiten, noch nicht.
Für alles andere finde ich wissenschaftliche Erklärungsmuster. Ich kann dann sagen: Ja, das wird im Körper gespeichert usw. Aber nichts desto trotz: Als ich das Inhaltsverzeichnis für meine Abschlussarbeit in HKIT gemacht habe, musste ich einfach den Urzeitkrebs da mit reinschreiben, obwohl das jetzt gar nicht in mein Konzept passte… Ich wusste plötzlich einfach, dass das eine wichtige Körpererfahrung für mich war, obwohl ich sie noch gar nicht so richtig eingeordnet habe. Also passt das Thema für mich wirklich.
Ich antworte
oh, das hässliche Entlein, Du hast ja eine soziale Interpretation von dem Märchen für Dich gefunden, ich finde ja das Tolle an dem Märchen, dass da ein sehr schöner Schwan drauß wird und beobachte das gerne in der Natur, wie die kleinen Schwäne so anders, so getarnt aussehen, wie die stolzen Eltern … übrigens steht der Schwan tiefenspychologisch auch für sich selber schön finden und so, stolz auf sich sein, wenn ich das mal positiv darstellen will, Eigenliebe wird oft so negativ gesehen ist aber doch sehr wichtig …
ja, der Schamanismus, der kommt ja in unserem Alltag auch nicht vor, aber ich habe Klientel, die haben so stark schamanische Träume, die kann man oder frau nicht tiefenpsychologisch sehen, da kommen Vögel und picken das Fleisch vom Arm oder eine wird in einem großen Kessel gekocht, bis das Fleisch abfällt … Das ist oft sehr beängstigend, weil wir den Kontakt zu dieser Ebene der Menschheitsentwicklung verloren haben.
Ich entscheide mich immer sehr bewußt ob ich nun psychotherapeutische arbeite oder schamanisch, das sind andere Wirklichkeiten, also sie wirken anders.
Für mich erschließt sich der Schamanismus durch die entwicklungspsychologischen Forschungen von Piaget .(Siehe Schema Waser im Hauptteil). Es gibt entwicklungspsychologisch Stufen in der Kindheit, wo wir das Ich nicht trennen vom Du, und andere, wo wir in Märchen leben und der Nikolaus oder das Christkind wirken. Diese Entwicklungsstufen sind eng verbunden mit der Bewegungsentwicklung, so nennt Waser die erste Entwicklungsstufe sensomotorisch-magisch. Da deutet sich die Nähe zum Tiertanz an. Nicht die Trennung ist wichtig sondern die symbiotische Nähe.
Wir tun als Erwachsene dann so, als ob wir darüber hinaus gewachsen wären, aber es sind und bleiben Wahrnehmungsebenen in uns und auch psychotherapeutisch höchst wirksame Körpererfahrungsebenen, vor allem, wenn in diesen Entwicklungsstufen Verletzungen passiert sind. Über den Tanz können wir sie erreichen und auch heilen.
Schamanisch zu arbeiten heißt nicht nach der Bedeutung zu suchen sondern das Tier selber zu werden, in die Wirklichkeit des Tieres oder des Armes der da sorgsam abgepickt wird real einsteigen … das können wir, weil diese Entwicklungsstufe haben wir als Kind und als Menschheit durchlaufen … bin dann mal gespannt, was sich da zeigt, wenn Du die Tiere tanzt …
Die Klientin
Bewusst kann ich den Wunsch, dass meine Mutter stirbt, nicht fühlen… Ist das bei Freud so, dass man Wunsch aus Schuldgefühl in Angst umwandelt? Ich kenne seine Theorie dazu nicht. Ich habe einen Text über Sexualität gelesen, da muss ich jetzt dran denken. Er stammt von Emilie Conrad:
„Die Verleugnung der Sexualität entzieht den Frauen die Kraft und ist verheerend. Es erfordert eine ungeheure Kraft, sich nicht in die Knie zwingen zu lassen. Frauen müssen aus etwas Kraft ziehen,dass in unserer Kultur nicht verankert ist, aus Werten jenseits dessen, was uns die Gesellschaft anbietet… Die spirituelle Verbindung hält sie am Lodern. Sexualität und Spiritualität sind eng miteinander verwoben. Sich von der Quelle erotischer Vitalität speisen zu lassen, ist ein großes Geheimnis.“
Als das vor langer Zeit gelesen habe, habe ich gedacht: Das will ich. Und es kommt so ähnlich rüber für mich, wie das, was Du darüber sagst.
Ok, danke für all diese Impulse!
Die Klientin
Ich hatte heute die Zeit, die Tiere zu tanzen und das hat zu einer Beruhigung in mir geführt. Die Kröte, saß einfach nur da, der Hals pulsierte so (das muss ich mir mal auf Youtube angucken, das sieht man bei denen glaube ich richtig), es war schon Spannung in der Kehle da – aber es war kein Nager zu überreden, meinen Kopf in den Rachen zu nehmen und zu würgen.
Ich habe dann den Nager eingeladen, der kam auch, aber er musste gleich liegen und schlafen. In keinster Weise war er geneigt, einen Krötenkopf in den Mund zu nehmen. Plötzlich habe ich da meine tote Mutter auf dem Dachboden gesehen und habe gedacht: das hier ist nicht direkt meine persönliche Erfahrung. Indirekt schon, aber meine Kröte und mein Nager sitzen und liegen da getrennt voneinander und ich habe eine Spannung in der Kehle.
Und dann habe ich noch gedacht: Das kann ich ruhig für mich so allmählich sterben lassen, wie meine Mutter es gemacht hat. Und ich will es nicht als Verbot für mich, lebendig zu sein. Fand ich schon beeindruckend, weil ich erst dachte: Das „klappt“ ja nicht. Da war diese Vorstellung, wie es gehen muss, dass ich diese beiden Tiere so fühle und tanze wie in meinem Traum. Und dann plötzlich: Ach so, das zeigt ja so meine innere Wahrheit.
Ja, wer weiß – das mit der Schlange in der Therapiestunde…. Auf jeden Fall war das, was ich mir von meinem Leben wünschte als ich jung war, so völlig undenkbar in meiner Herkunftsfamilie, wo eigentlich erwartet wurde, dass ich in Sack und Asche angestrengt meinen Pflichten nachzukommen habe (ich sage nur Protestantismus).
Für mich ist es immer noch wie ein Wunder, dass ich mich traue, Tanz zu unterrichten. Ich habe mich da so über Umwege hingeschlängelt, so dass meine Mutter gar nicht den Punkt finden konnte zu sagen: Das geht doch nicht. Das ist doch nichts für Dich. Und die Rente? Und so was. Von daher könnte das mit dem dicken Brocken schon was damit zu tun haben in meiner Kehle.
Meine Antwort
also, wenn ich das richtig verstehe meine Liebe, dann ist das mit Deinem Hals nicht Dein Ding sondern das von Deiner Mutter, sie wird von Ihrer nicht gelebten Sexualität, Ihrer Lebenskraft gewürgt und Du hast das sozusagen nachgeahmt und kannst heute Deine Tiere sehen und sagen, das hat nix mit mir zu tun liebe Frau Mama.
„Ich bin da, mein Herz schlägt.“ schreibt Simone de Beauvoir in der Eingangsszene des Romans Sie kam und blieb. Liebe Frau Mama, nimm Deine Konflikte mal wieder zu Dir. Meine Tiere sind befriedet. Ist das so was?
Da wäre dann das, was Du Coabhänigkeit nanntest? Wie sich doch die Worte entschlüsseln mit der Zeit. Guuuut. Der Tod dieser Mutter, die sich nicht lebte machte Dir große Schmerzen, weil Du die Folie noch nicht getrennt hattest zwischen Dir und ihr? Jetzt könnte da große Trauer sein, für Deine Mutter und die Erkenntnis: Übertragung, denn eigentlich trauerst Du ja um Dich und die nicht gelebte Lebenslust? oder wie siehst du das?
Du hast da jetzt ja so eine Haushaltfolie dazwischen, die Dich von Deiner Mutter trennt. Das sagen die Tiere ja auch ganz klar, atme, schlafe, mache Dir keinen Kopf und renne nicht wie ein Tiger im Käfig rum oder wie ein aufgescheuchtes Hühnchen im Stall, bei Dir ist alles o.k. wir fühlen uns wohl bei Dir. Die Kröte springt nicht weg und das Pelztier ist so vertrauensvoll, dass es bei Dir gleich mal ne Runde schläft … Könnte die Kröte für die weibliche und das Pelztier für die männliche Kraft in Dir stehen???
Die Klientin
zu „Ich bin da, mein Herz schlägt.“ Simone de Beauvoir, schreibt die Klientin:
Diese ´Herangehensweise an sich selbst vereinfacht einfach alles! Er passt sehr gut zu den HKit. Zu meiner Kröte passt der Satz auch! Denn auch wenn alles möglich ist, die Kehle steht unter Spannung usw., ich bin einfach damit da und das Herz schlägt, die Kehle pulsiert und ich bin lebendig…
Mein Ausbilder Alwin Hammers, bei dem ich diese etwas veränderte Form des Focusing gelernt habe, hat mir beigebracht, die Sitzungen mit dem Satz „Ich nehme Platz in der Mitte meines Lebens“ anzufangen. Daran muss ich auch denken: Erst da sein mit dem, was zentral ist in mir und dann darf alles kommen und ist auch willkommen, was da in mir ist.
Meine Frage
Du schreibst, dass Du die Tiere getanzt hast, kannst Du das bitte nochmal genauer beschreiben???
Die Klientin antwortet
Das mit dem Tiertanz habe ich so gemacht: Ich habe tranceartige Musik angemacht und habe mit freiem Bewegungsimpuls angefangen. Es kamen wieder Bewegungen von Kehle, Händen und Füßen, stoßend aber dann auch wieder schlangenartig. Das war anstrengend und ich bin in einer Art aufrechter Kindhaltung gelandet. Und da war die Kröte auch schon da. Ich wusste ja vorher schon, dass ich die beiden Tiere einladen wollte.
Ich frage nochmal nach
Die Fragen nehme ich aus lehrtherapeutischen Gründen hier mit auf in den Dialog, weil mir selber das immer sehr geholfen hat, auf die Fragetechnik aufmerksam gemacht zu werden in meiner Ausbildung als Lehrerin und auch als Therapeutin. Wer Fragen hat hat eigentlich schon gewonnen.
Weitere Fragen von mir, dass ich noch mehr spüren kann, was Du gemacht hast, ich merke auf jeden Fall, Du hast da einfache Zugänge zu der Wirklichkeit der Tiere, das ist toll:
1. vielleicht kannst Du Angaben zur Musik machen, im privaten Rahmen gibts da ja auch keine Gemaverbote
2. Du hast mit freiem Bewegungsimpuls angefangen
Was hat sich denn da als erstes bewegt und wie war die Bewegung?
Sorry, ich bin da ein Quälgeist, aber ich will Dich besser spüren und habs ja leider nicht gesehen …
3. ich gehe mal davon aus, dass der Freie Bewegungsimpuls Dich schnurstraks in die Kehle, Hände und Füße führte, da schreibst Du stoßend und schlangenartig. 4. Wie bewegst Du die Kehle stoßend oder schlangenartig? Die Hände vor dem Körper? die Füße aus dem Boden oder bist Du gelegen?
5. Was ist eine aufrechte Kindhaltung? Embriohaltung im Sitzen? stehen? vorn über gebeugt? kannst Du das ein bisschen genauer noch beschreiben?
6. Wie hast Du die Kröte wahr genommen? Gesehen? Hast Du sie im Körper gespürt? Im Pulsieren im Hals? 7. und den Nager, gesehen? im Körper, wo ist der da?
Auch spannend so zu fragen, damit steige auch ich da mehr ein in das Körpergeschehen, bin schon mal gespannt, was Du schreibst.
8. Wie war das Ende körperlich?
So, jetzt erst mal Schluss mit der Fragerei …
Die Klientin antwortet für mich jetzt spürbarer 1. Die Musik: Aquarian Flow von Christian Bollmann, Titel „at the source“ und „Shamaniac flow“. Das ist ziemlich gleichmäßiges Trommeln und zwischendurch Blubbern… Ich kann dabei gut in mich eintauchen.
2.+3. Ich habe gemerkt, dass ich nicht so trocken in den Tiertanz kann und habe gedacht, ich gehe erstmal über meine Impulse in den Körper. Ich habe dann erst die Kehle gespürt und es ist als ob das, was da sitzt dann in Füße und Hände geht.
Dieses Mal vor allem in die Hände. Da fingen dann auch diese stoßenden Bewegungen an und liefen dann schlangenartig durch den Körper, manchmal auch von den Füßen her. Dazu waren es auch drehende, also twistmäßigige Bewegungen –
4. Ich habe auf dem Rücken gelegen, mich um die Achse gedreht und dann abgestoßen…. Ich hoffe, dass das verständlich ist.
5. Die Kindhaltung, da meinte ich diese Yogahaltung, man nennt sie auch „eingerolltes Blatt“. Bei mir war das aber mit erhobenem Kopf und die Hände vorn aufgestellt – eigentlich so nah man als Mensch einer Krötenhaltung kommen kann.
6. Die Kröte habe ich nur von innen gespürt. Es war nass um mich herum, wie ein Uferstück. Und ich habe eben das Pulsieren der Kehle gespürt.
7. Den Nager habe ich gespürt und gesehen. Die Müdigkeit, die Pfoten so hochgezogen in einer Art Embryohaltung.
8. Das Ende war: Ich habe gleichzeitig die Müdigkeit und die Spannung in der Kehle gespürt und als ich dann das Bild meiner toten Mutter über mir gesehen haben und dieses Aha-Erlebnis hatte: Ach, das ist es und so hat sich die Wirkung auf mich in diesem Traum gezeigt, da war körperlich trotz der Spannung in der Kehle das Gefühl da – nun ist es vorbei. Für heute reicht es.
Also bei mir ist das öfter so: Ich spüre trotz noch bestehender Spannungen, dass ein Zyklus vorbei ist und dann gibt es ein Gefühl der Entspannung. Bisschen paradox, aber so fühlt es sich an.
Ich dachte, so eine detailierte Beschreibung wäre zu langweilig… Interessant, dass Du so genau nachfragst….
Meine Antwort
oh, ja, da wird alles für mich spürbar, wenn Du so körperlich berichtest, ich erlebe dann mit, spüre die Kröte, auch das Feuchte um sie herum, danke … ich schicke Dir mal die Grafik von dem Waser(siehe Hauptteil kann ich aber auch an interessierte LeserInnen als Email verschicken, hier reinkopieren geht leider nicht).
Wenn Du Dir die anschaust, dann kannst Du genau nachvollziehen, entwicklungspsychologisch, auf welchen Ebenen die feuchte Kröte hockt und auf welchen die Worte und der sprachliche Ausdruck, das ist ein Erklärungsmodell für unseren Tanz zu dem wir in der Dancing Dialogue Compagnie gearbeitet haben und ich denke, der Waser erhellt da ein Stück das Schamanische in den HKIT auf der wissenschaftlichen Ebene.
Vor allem aber habe ich das Gefühl von einem guten Ende, einem wirklichen Abschluss. Klar kann es irgendwann weiter gehen, aber für heute alles geschafft.
Zusammenfassung
Ich hoffe, wir sind uns einig, dass der Traum eine andere Wirklichkeit ist als die Realität der Klientin und dass die tiefenpsychologische Herangehensweise eine andere Realität kreiert als die schamanische. In Verbindung mit den Tieren zu gehen ist etwas anderes als sie zu deuten, da öffnen sich unterschiedliche Räume Heilungsenergien.
Es ist auch interessant, mit welchen Erwartungen die K. in die Tierbegegnung geht und wie dann alles anders kommt, als sie gedacht hat. Wir können das nicht denken, da ist das Umschalten, von dem Betty Edwards spricht. Wenn wir die Tiere spüren sind wir im rechten Gehirnmodus und nehmen die Welt mit anderen Augen war als auf der rationalen Verstandesebene.
Wir können über die Tiere noch weiter gehen, hinein in die in der Amygdala gespeicherten ganz frühen Bewegungserfahrungen die mit den Reptiliengehirn zusammenhängen. Tiertänze verbinden uns mit den Reaktionsmöglichkeiten des Kleinhirns. Flucht oder Erstarrung. In diesen Gehirnbereichen können wir Traumata durch Bewegung auflösen. Erstarrung in Flucht umwandeln. Der Angst entkommen, das Trauma überwinden.
Für die Klientin ist das Feststecken des Krötenkopfs im Maul des Pelztieres ein Trauma im Gewebe des Kehlkopfbereichs. Es wird begleitet von dem Traum der toten Mutter im Brautschleier. Tiefenpsychologisch geht es um eine Verbindungslinie von Mutter und Sexualität und Tochter.
Der Wunsch, die Mutter möge tot sein wird vom Unterbewussten zensiert, der Traum deckt den Wunsch auf. Er macht auch deutlich, wie stark sich die Tochter mit der Mutter idendifiziert. Die K. beklagt sich über die Coabhängigkeit zur Mutter. Das Verschlucken, das Feststecken des Krötenkopfs im Hals des Pelztieres deutet auf ein Feststecken der sexuellen Energie hin. Die Klientin nimmt das im Körper wahr als zugeschnürte Kehle und als blockierende Ringe an Händen und Füßen.
Diese Interpretationen sind interessant und lassen sich in der These Simone de Beauvoirs (siehe Fußnote) noch fortführen. Bringen aber auf dieser Ebene keine Lösung des Konflikts. Wir entschließen uns für einen alternativen Wirklichkeitsraum auf dem Heilungsweg und die Klientin geht im Tanz in eine schamanische Begegnung mit den Tieren, d.h. sie nimmt die Tiere wahr und schaut, wie sich das entwickelt, diese schamanische Techniken hat sie in der Ausbildung HKIT gelernt.
Die Kröte sitzt da und die K. sieht den Pulsschlag an ihrem Hals. Eine Bewegung die das Stammhirn ansprechen dürfte, nur als Hinweis, wie vielschichtig dieser schamanische Prozess wirkt. Das Pelztier legt sich hin und schläft. Alles anders als erwartet.
Das öffnet der K. den Heilungsraum sich von der Mutter und ihrer Sexualität körperlich getrennt zu erleben. Vielleicht hat sie mit der Kröte und dem Pelztier in dem schamanischen Treffen die Wirklichkeit ihrer Verletzung in der frühen Kindheit getroffen. Sie kann sich abgrenzen: Hier meins. Da deins. Das hilft ihr diesen Traum auf vielen Ebenen zu verarbeiten und an ihm zu wachsen in dem Sinne, dass sie bei sich schaut und ihre Lust unabhängig macht.
Über die schamanische Ebene konnte sie so neue Wege finden und sich freier und unabhängiger in ihrer Lebenslust erkennen. So endet ja auch das Märchen, Prinz und Prinzessin glücklich vereint in der Hochzeitskutsche und die Ringe brechen um Heinrichs Herz. Wir entdecken die unterschiedlichsten Wirklichkeiten zusammen in diesem Dialog:
Die Wirklichkeit des Märchens
Die Wirklichkeit des Traums
Die Wirklichkeit im Tiertanzritual
Die Wirklichkeit der Klientin als Ehefrau und Mutter
Die Wirklichkeit der tiefenpschologischen Deutung
Die schamanische Wirklichkeit
Die Wirklichkeit der Klientin jetzt
Die Wirklichkeit im pulsierenden Hals der Kröte, das Reptiliengehirn
Die Wirklichkeit des kleinen Mädchens das Lust hat sich zu leben
Die Wirklichkeit der großen kreisrunden Bewegungen im Tanz der Klientin
Das lässt sich jetzt beliebig fortsetzen, wir merken schnell, da gibt es viele Ebenen auf die die Klientin geht und auf denen sich Wirkung zeigt, sich etwas bewegt. Wir leben nicht nur in einer Realität. Wer hat uns das nur gesagt? Es widerspricht völlig allen Alltagserfahrungen, wenn wir uns erlauben, da hin zu spüren.
Als Körper- und Psychotherapeutin brauche ich Wirksamkeit in der Praxis, dafür muss ich in verschiedenen Wirklichkeiten zuhause sein. Ich brauche Methoden die wirken, nachhaltig und die Selbstheilungskräfte der Klientin zu Tage fördern und der Klientin wieder zugänglich machen, so dass sie unabhängig von mir wird und ihre Lebenslust fließen kann und ihr zur Verfügung steht.
Ich freue mich, dass die Klientin alleine auf meine Anregung hin in der Lage ist, dank ihrer fundierten Grundausbildung in HKIT bei Elke Wagner am Institut HKIT, für sich zu hause ein Tiertanzritual abzuhalten und so großartige Ergebnisse dabei zu Tage kommen, wobei sie auf einer anderen Bewußtseinsebene meint, sie könne nicht mit Schamanismus arbeiten tut sie es auf der anderen Ebene bereits. Das ist doch interessant.
So wirkt der Wissenserwerb in den HKIT, wir stellen in den Situationen in denen wir es brauchen fest, dass wir das können. Eine lange Ausbildungszeit liegt dem entdeckenlassenden Lernen zugrunde und damit ein körperlich verinnerlichtes therapeutisches Können das sich in der Transferleistung der Klientin zeigt.
Auch ich habe diese Erfahrung in der therapeutischen Arbeit immer wieder gemacht, da ist Wissen abrufbar, das ich in dem Moment brauche und vor langer Zeit abgelegt habe auf meiner Festplatte Körper. Besonders amüsant, weil ich dann in den Akzent von Gerda Boyesen komme, der sich im Lernen über den Körper gleich mit verkörperlicht hat.
Bei einem Heilungsprozess, der so komplex ist, wie ihn die Klientin beschreibt und wie in den Zitaten von Simone de Beauvoir deutlich wird, bis hinein in seine soziologischen Wirklichkeiten, ein solcher Heilungsprozess braucht, wie die Klientin sagt: Zeit, aber auch das Hinspüren und nutzen aller sich im Prozess anbietenden Stadien von Realität des Prozesses.
Erst im Zusammenspiel, in der Gesamtschau kann eine befriedigende Lösung gefunden werden. Kopf und Verstand, Körper und Seele tanzen zusammen mit den Tieren, in diesem Fall heißt das ausruhen. Auch Ausruhen hat eine Bewegung. Es ist alles gesagt, getan, gemacht. Die Heilsamen Kräfte im Tanz können wirken. Tanztherapie ist eine vielschichtige Heilungsmethode und fordert uns heraus in die Wirklichkeit der Offenheit einzutreten die in unserer Leiblichkeit begründet ist, Merleau Ponty:
Ein wesentliches Beispiel für diese Ambiguität ist das der sich selbst berührenden Hände. In diesem Phänomen taucht die ambiguiöse Erfahrung auf. Da wir für uns weder reines Bewusstsein sind – denn dann würden wir uns gänzlich in unserer Fülle wahrnehmen – noch reines Ding – denn dann würden wir gänzlich in dem aufgehen, was wir sind (siehe hierzu auch Sartre) -, ist unser Sein oszillierend beides, wie die Erfahrung des „Berührens des Berührten“ zeigt. Wie ein Vexierbild sind wir in einem Zwischenreich der Bedeutung zu suchen, in der nicht die einseitige Auflösung steht, sondern das Aushalten des Offenen. Zwar umfassen wir unsere eigene Hand, erfassen sie aber nicht zur Gänze. Der Leib ist deshalb nach Merleau-Ponty ambiguiös, weil er weder ein reines Ding noch reines Bewusstsein ist. aus wiki
Ich danke der Klientin für ihre Mitarbeit und Renate Barbara Balzer für die Recherche der Texte die ich brauchte in ihrem über ein Jahrzehnt angelegten Dancing Dialogue Archiv
Fußnote zu Simone de Beauvoir aus wiki
Am bekanntesten wurde jedoch – neben ihrer mehrbändigen Autobiographie – ihre Studie über die Rolle der Frau in Das andere Geschlecht, erschienen 1951 (Original Le Deuxième Sexe, 1949): Darin wies sie eingehend auf die Unterdrückung der Frau im Patriarchat hin und schuf eine der theoretischen Grundlagen für die erstarkende neue Frauenbewegung.
In diesem Werk vertritt sie die These, dass die Unterdrückung der Frau gesellschaftlich bedingt sei. Für sie existiert keine irgendwie geartete Essenz der Frau:
«On ne naît pas femme, on le devient»
„Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“ – Simone de Beauvoir
Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 69. Alice Schwarzer: Simone de Beauvoir. Hamburg 2007, S. 161.
De Beauvoir sagt in diesem Werk auch, dass Frauen von den Männern zum „Anderen Geschlecht“ gemacht worden seien. Dies bedeutet in der existentialistischen Terminologie de Beauvoirs, dass sich der Mann als das Absolute, das Essentielle, das Subjekt setzt, während der Frau die Rolle des Anderen, des Objekts zugewiesen wird. Sie wird immer in Abhängigkeit vom Mann definiert. Deshalb hat sie mit stärkeren Konflikten zu kämpfen als der Mann. Wenn sie ihrer „Weiblichkeit“ gerecht werden will, muss sie sich mit einer passiven Rolle begnügen, dies steht aber ihrem Wunsch entgegen, sich als freies Subjekt durch Aktivität selbst zu entwerfen.