Sei wild, verrückt und trunken von Liebe. Wenn Du zu vorsichtig bist wird die Liebe Dich nicht finden. Rumi
Der Frage was ist Tanz? und dem Altmeister des Sufismus und der Derwishtänze auf der Spur sagt Rumi schon im Jahre 1267 großartige Dinge. Ersetze ich das Wort Liebe mit Leben, so wird der Text für mich umgänglicher: Sei wild, verrückt und trunken vom Leben. Wenn Du zu vorsichtig bist wird das Leben Dich nicht finden.
Das ist für mich heute Tanz. Gar nicht so einfach? Stimmt. Der Frage, was ist Tanz, was ist Tanzen mit den HKIT, auf der Spur, begegnet mir so manche Definition und die von Rumi, eine nahezu baccantisch-dionysische gefällt mir sehr. Rumi braucht nicht wie Dionysos den Wein, die Droge, den Rausch, er tanzt.
Der Weg der Liebe oder der Weg ins Leben beginnt in der Mystik mit der Hinwendung zum eigenen Körper. Meister Eckehard, der deutsche Rumi meint: Der Schmerz ist das direkte Reitpferd zu Gott. Na, ja, nach 6 Stunden Flug im Schlaf schmerzt mich mein Körper bei der Anreise. Keine Frage. Meine Geisel ist das Flugzeug und ich frage mich: warum tue ich mir das an oder wo ist Gott? Ich gucke mich um, wie die anderen in ihren Sitzen liegen und schlafen und probiere ihre Stellungen aus.
Die einen hängen nach vorne mit dem Kopf, ein Ehepaar synchron, mein Nachbar hat sich seitlich an die Außenwand des Fliegers gelehnt. Das schon eher. Ich halte diese Position ein wenig aus, dann spüre ich wieder meinen Nacken, der brüllt mächtig. Ich habe weniger ein Reitpferd als einen Ochsen, Herr Eckehard. Ich werfe mich auf die andere Seite. Ich stehe auf. Gehe zum Clo. Nützt alles nix. Ich atme, danke für diesen Beitrag in den Kommentaren RBB!!! beim letzten blog Eintrag.
Der Atem kommt nirgendwo hin. Ich spüre mich verstopft, mein ganzer Rumpf, fest, undurchlässig. Ich schaue auf die Uhr. Noch 4 Stunden. „Ich will hier raus“, sagt mein Körper oder mein inneres Kind? Ist mir auch wurscht. Ich nehme meine Kleine in den Arm, sprich ich schlinge meinen Unterarm um mein Zwerchfell. Da liegt er nun wie eine Geschwulst auf meinem Leib. Nichts bewegt sich.
Doch, ich gebe es zu, es ist ein bisschen besser, ich atme ein paar Züge. Dann brüllt wieder der Nacken. Ich fühle mich in einer Sackgasse, die bis gestern Morgen, also mehrere Tage anhielt und sich auch durch Entladungsbewegungen meines Körpers wie Erbrechen, während die anderen gerade ihr Essen neben mir im Flieger serviert bekommen, nicht in eine Durchgangsstraße verwandelte.
Ich begann im Flugzeug meinen Nacken zu masieren. Gut war am oberen Schulterblattrand entlang runter zu drücken. Die Schultern senkten sich, ich spürte jetzt überhaupt, dass sie vorher hochgezogen waren. Mein Nacken schickte ein Bewegungssignal hinunter ins Becken. Ich konnte ihm folgen. So langsam lief es die Wirbelsäule innen runter und bewegt mein Becken leicht nach hinten. Mein Kreuzbein meldete nach oben: angekommen. Meine Wirbelsäule bekam eine stärkere S-Form in dieser Beckenbewegung und ich konnte ein wenig durchatmen. Ein Gefühl von Durchlässigkeit streifte mich.
Nachdem ich mich in meinem Hotelzimmer angekommen immer noch nicht wohl fühlte hatte ich die zündende Idee mit AATINI. Aber, was ist AATINI? Die Körperarbeit der HKIT. Wo fängt AATINI an und wo hört es auf? Mit meinem Stoßseufzer: Ich will hier raus? Hat es da angefangen? Gib mir. Das heißt ja AATINI. Mein Bittgebet. Oder war es nicht schon früher, bei meinen Versuchen meine Mitschläfer in ihren Positionen nachzuahmen? beim ersten Hinspüren zu meinem Körper der schmerzte? bei den ersten Versuchen mir eine bequemere Sitzposition zu verschaffen?
So fängt doch AATINI eigentlich an, wir ruckeln uns zurecht, bis es uns bequem ist auf der Unterlage, dann beginnen wir mit atmen, hinspüren zum Körper, die Bewegung kommen lassen oder auch umgekehrt. Wenn ich schon so weit bin, dass ich einen Stoßseufzer gen Himmel schicke, dann bin ich schon im Gefühlskarussel gelandet und es ist schwer dann noch meinen Körper zu spüren, geschweige ihn zum Lockern zu bewegen.
Da ist eine Schnittstelle von Bewegung und Gefühlen der ich auf der Spur bin und die ich sehr wichtig finde im Heilungsprozess. Wann ist es wichtig dem Wegzeiger Hier geht es zu deinen Gefühlen zu folgen und wann dem Wegzeiger Hier geht es in den sensomotorischen Raum deiner Bewegungen? Ich zögere das zu schreiben, weil senso ja Sinne heißt und ich nachdenke, ob wir im sensomotorischen Raum, nicht auch Gefühle haben?
Aber fühlen, spüren, da sind noch keine Gefühle, keine Emotionen. Da geht es erst mal um wahrnehmen und die Motorik in sensoMOTORISCH bringt die Bewegung dazu. Spüren und bewegen, das läuft ab, wenn ein Baby mit seinen Händchen spielt oder als ich auf dem Bauch meiner Mutter lag nach der Geburt. Spüren und bewegen, sich zu recht ruckeln, wie beim AATINI, wenn es los geht.
Noch ein Beispiel für diese sehr wichtige Stelle. Wir spüren die viel besungenen Schmetterlinge im Bauch. In den Liedern geht es da immer ums Verliebtsein und schwupp haben wir eine Gefühlszuordnung und die Schmetterlinge sind Boten der Liebe.
Manchmal sind diese Schmetterlinge aber auch Boten der Angst oder der Aufregung. Wie kommt es? Wir haben eine Körperwahrnehmung und legen darauf ein Gefühl, wir interpretieren das was wir fühlen. Das sind Gefühle. Interpretationen von Körpersensationen. Das geschieht, wenn wir Körperwahrnehmungen symbolisieren.
Wir haben oft die Wahl eine Körperwahrnehmung zu interpretieren können sie aber aufgrund unserer Vorerfahrungen nicht nützen und geraten in finstere Sackgassen indem wir immer wieder die gewohnte Interpretation, das einmal geschaffene Symbol auf die neue Situation übertragen.
Da setzt die Aufgabe von Körpertherapie an, von Tanztherapie sowieso und letztendlich auch von Psychotherapie. Da können wir was ändern. Wir können Menschen darin unterstützen wieder eine Wahl zu haben. Gut erklärt das Betty Edwards in ihrem Buch Garantiert Zeichnen lernen, rororor, wenn es darum geht eine Nase zu malen.
Wir malen die Nase, die wir als 2- oder 3-jährige als Symbol festgelegt haben. Wir malen nicht die Nase des Menschen vor uns, den wir portraitieren wollen. Deshalb sehen Zeichnungen von Erwachsenen oft so kindlich aus. Sie vermittelt in ihrem Zeichenkurs, wie wir in den sensomotorischen Raum gelangen und diese Symbolbildung für den Augenblick des Portraits beiseite lassen können.
AATINI ist das Reitpferd der HKIT in den sensomotirischen Raum, der seit Piaget die Grundlage der kognitiven Entwicklung bildet.
Mit AATINI gehen wir im sensomotorischen Raum ans Eingemachte und begegnen sowohl unseren Körperempfindungen als auch unseren Interpretationen, den Gefühlen und wir begegnen dem Eldorado unserer Bewegungen. Das sind drei wichtige Spielbälle im Heilungsprozess der HKT: Körperempfindungen, Bewegung, Gefühle. In diesem Artikel möchte ich dafür ein Gespür vermitteln.
Also AATINI: Ich sondiere die Lage in meinem Hotelzimmer, oute eine Matratze und diverse Kissen und da erreicht mich in Salvador da Bahia eine Email aus Langenfeld von Ilona Ördög. Ich lese sie und bekanntlich springt jedeR etwas anderes ins Auge, mir das Wort Gefühle. Danke Ilona dafür. Da sind Gefühle in meinem verspannten Zwerchfell die sofort „hier“ rufen und ich kann auf einmal meine ANGST spüren, die ich bislang nicht bewusst hatte.
Ist es zu glauben? Ich werde im Februar 65 Jahre und habe mich ausgiebig mit Angst beschäftigt in meinem Leben, auch mit meiner Angst, bloß in dieser Situation, weiß ich gar nichts mehr. Also ich lese bei Ilona was über Gefühle und bin sofort angetriggert, der Zwerchfellblock sieht sich gesehen und kann sich auflösen. Danke dafür. Ich bin immer noch überrascht über diesen Heilungsweg.
Ich schreibe Ilona zu ihrem Text (2) und zu meiner Er-lösung und denke, ja, Gefühle brauchen Bewegung und dann bin ich wieder bei Rumi oben: Sei wild, verrückt und trunken von Liebe. Wenn Du zu vorsichtig bist wird die Liebe Dich nicht finden. Aber eben zu dieser Vorsicht sind wir von Kindesbeinen an aufgerufen. Bloß keine Gefühle. Wir sperren sie ein in unser Kulturgefängnis und wundern uns über psychosomatische Beschwerden, wenn die festgehaltene Lebensenergie zwickt und zwackt.
Aber ehrlich, wer will schon im Flugzeug rumlaufen und schreien: Ich will hier raus. Sofort anhalten. Die denken ja ich habe sie nicht mehr alle. Ich bin zu vorsichtig sagt Rumi und so habe ich den Salat. Zum Glück bekam ich HKIT-Unterstützung aus Langenfeld und jetzt geht es wieder besser. Wie sagt Malcolm Gladwell in seinem Buch Überflieger? KeineR schafft es allein. Stimmt. Ein Aufruf zur Vernetzung.
Was das alles mit Brasilien zu tun hat und mit AATINI? Das würde ich auch gerne wissen. HKIT on tour eben. Tournee. Turn. Sich drehen. Da haben wir es. Das ist Tanz. Na, schauen wir mal, wie sich das hier so weiter tanzt. Interessant ist auf jeden Fall: Der Körper ist immer dabei.
So sind ja unsere Reisen auch eine Art slow food, nicht zu vergleichen mit dem fast food, das ich jeden Morgen beim Frühstück miterlebe. Ein zwei Tage Salvador und dann hechelt der Tourist, die Touristin weiter, Iquazu und dann Buones Aires, Südamerika in 10 Tagen. Da kommt kein Körper mehr mit.
Ich lehne mich dann gemütlich zurück, schaue der kleinen Meise zu, wie sie wie jeden Morgen die Kuchenreste auf dem eilig verlassenen Touristenteller zu ergattern versucht und sich an einer roten Wassermelone ergötzt die noch auf dem Frühstücksbuffet steht und freue mich, dass ich noch ein bisschen Zeit habe bevor ich nach Iquazu muss.
Die Frage wo fängt AATINI an und wo hört es auf beantwortet mir die kleine Meise im Flug und ich höre schon das Rauschen der großen Fälle beim Ein- und Ausatem meines Körpers während sich das Licht in ihrem Gefieder bricht oder im dem der Fälle, das ist dann nicht mehr zu unterscheiden. G.F.
So, das habe ich jetzt toll geschrieben aber beim Durchlesen fällt mir auf, dass ich da über etwas hinweg gehe. Ich gehe mal ein paar Absätze zurück, da steht:
Ist es zu glauben? Ich werde im Februar 65 Jahre und habe mich ausgiebig mit Angst beschäftigt in meinem Leben, auch mit meiner Angst, bloß in der Situation, weiß ich gar nichts mehr. Also ich lese bei Ilona Ö. was über Gefühle und bin sofort angetriggert, der Zwerchfellblock sieht sich gesehen und kann sich auflösen. Danke dafür. Ich bin immer noch überrascht über diesen Heilungsweg.
Genau, ich schreibe nichts über Bewegung, welche Bewegung kommt da unter dem Gefühl hervor und bringt die Heilung auf den Weg? Wo ist der sensomotorische Raum geblieben? Diese Verkürzung stelle ich immer wieder fest, bei mir und anderen. Es ist das Glück endlich da raus zu sein, das uns vergessen lässt wie das wirklich war? Ich schreibe dann auch auf einem ganz anderen Niveau weiter … Sensomotorik adé. Wie ich aus diesem Schlamassel wieder heraus komme? dazu morgen dann mehr.
Hier unter (3) dann noch ein Ausschreibungstext zu den HKIT von Freyja Fischer, den ich in dem Zusammenhang wichtig finde, nach Ilona Ördög versucht sie zu beschreiben, was HKIT sind und welche Zugänge in einem Workshop da möglich sind. Körperwahrnehmung, Gefühle, Bewegungen, die Spielbälle unseres Tanzens. Ich finde es interessant, wie beide damit jonglieren und was für jede im Augenblick vordringlich ist.
Fußnoten
(1) Vorstellung im Cafè feminin
Tanz und Körperarbeit Heilende Kräfte im Tanz® HKIT®
Referentin: Ilona Ördög Tanztherapeutin HKIT®
Mein Wunschtermin: 11.01.2016
Ich tanze mein Leben – persönliche Vorstellung
theoretischer Teil ca. 45-60 Minuten – Inhalt:
Wurzeln der biodynamischen Tanztherapie HKIT®
Das biodynamische Konzept – der freie Fluss der Lebensenergie und die Entstehung von Blockaden im Körper
Gefühle als Ausdruck unserer Lebensenergie
körperliche, psychische, seelische Blockaden und Auswirkungen auf den Körper
Entwicklung von Ressourcen mit den HKIT® – Eine Heimat im Körper finden
Tragende Bewegungsmethoden der Tanzarbeit HKIT®
praktischer Teil: ca. 15-30 Minuten
Aatini ein Heilungstanzritual im Sitzen
Zeit für Fragen, Austausch
(2) Ilona Ördög dazu
ich versuche in meinem Alltag meist mein Leben zu tanzen….auch der Arbeit…aber es ist manchmal so schwer und da finde ich deine Worte
… ich denke was so wichtig ist, ist dass wir die Gefühle in Bewegung bringen, sie wollen sich bewegen und unsere Kultur sperrt sie ein. Im Tanz haben wir die Möglichkeit dieses Kulturgefängnis zu überwinden und wild und frei zu sein … da ist eine Oase
Das ist so schön tröstlich. Ich empfinde es wirklich manchmal so, mit meinen Gefühlen und den nicht gemachten Bewegungen dazu wie in einem Gefängnis zu sein…hat aber bestimmt auch mit meiner Geschichte zu tun.
Bei der Frage was ist Tanz für mich, habe ich im Moment für mich nur eine Antwort, Tanz ist für mich die Freiheit mir zu erlauben jede Bewegung zu machen, die mich mein Körper spüren lässt und diesen „Weg oder Bewegung“ zu tanzen, weil mein Körper sich da oder dorthin bewegen möchte….
..es hat für mich auch viel mit dem Zuendeführen einer Bewegung zu tun…
(3)Mit Freyja Fischer habe ich gerade das Projekt: Wie schreibe ich HKIT gegründet. Aufgrund des Textes von Ilona Ördög … und hier kommt postwendend noch eine HKIT Kursausschreibung dazu
Dieser Kurs ist eine Einladung an alle, die den Weg in ihren Körper tanzen wollen. Eine Einladung, den eigenen Atem zu spüren und den eigenen Tanz zu tanzen.
Verschiedene Angebote an Übungen und Bewegungen der Tanztherapiemethode Heilende Kräfte im Tanz® lassen Dich in Deinen Körper eintauchen.
Aus der Tiefe Deines Körpers folgst du deinen Impulsen. So entsteht Dein Tanz.
Im Laufe des Kurses machen wir eine kleine Reise durch den Körper: Füße, Beine, Becken, Wirbelsäule, Schultern, Arme und Kopf erhalten mit Bewegungsangeboten und Bewegungsbildern Aufmerksamkeit und können so bewusst mit
in den Tanz eingebunden werden.
Auf unserer Reise werden wir außerdem den Orixá begegnen. Diese afrobrasilianischen Tanzarchetypen bereichern Deinen Tanz durch ihre Bewegungen und ihre Ausstrahlung.
Der Kurs richtet sich ausschließlich an Frauen.