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PRAXIS Beispiel II, Wirkfaktoren HKIT
Email vom 13. Juni 2015 K.E. nach einer Einzel Tanztherapie HKIT
erst einmal danke deiner Nachfrage und deinem Heilungsraum den wir durch dich und natürlich auch durch mich geöffnet haben. Suchend der stimmigen Wörter in mir, fällt mein Blick auf den rhythmischen Cursor und gleichzeitig spüre ich dazu die Pulsation, mein pulsierendes Herz im Körper.
Ich bin gut nach Hause gekommen mit einer angenehmen Müdigkeit im Körper. Meine Halswirbelsäule fühlt sich sehr viel besser und gestärkt an. Ich spüre deutlich dass da mein verletztes Kind sitzt: keine Stimme haben – eine Stimme haben. Und auf einer Ebene habe ich ja schon Bewusstheit darüber, dass das eine Kraft ist: Sich ausdrücken können, mitteilen können, dass andere Menschen mich verstehen können, die mich vielleicht nicht fühlen können.
Eine alleinstehende alte Frau, die zur Miete in einem Anbau bei uns wohnte, sagte oft zu meiner Mutter: “ K. schreit schon wieder, ihre Geschwister sollen sie mitnehmen! Die kann sich später durchsetzen!“ Ja, schreien…. hilflos…..wie geht es sich durchsetzen????Das lerne ich ja nun erst durch unsere Arbeit. Meine Stimmkraft von „schreien“ in eine Ausdrucksform der klaren, gefühlten, verständlichen Worte zu bringen.
Wie fühle ich mich nachdem deine Hände mich intuitiv begleitet haben. Mein Innerstes berührten. Ich fühle die Hände zwar außen und gleichzeitig innen, wie das Gewebe oder die Flüssigkeit in Bewegung kommt. Energie staut sich im Kopf, ich habe keine Kopfschmerzen, es fühlt sich innerlich wund und brennend an. Es hört sich wie Heizungsrauschen an, rauschen beschreibt es recht gut.
Es ist wieder mehr Bewegungsfreiheit in der Drehbewegung des Kopfes. Drehe ich den Kopf nach rechts, geht das jetzt ohne Schmerzen und ich kann die Muskeln und Sehnen spüren zu den Schulterblättern, wo vorher Grenze war und Schmerz. Drehe ich den Kopf nach links geht das leichter als rechts und weiter rum. Rechts ist noch eingeschränkter, aber es geht sehr viel mehr.
Insgesamt fühle ich die rechte Schulter und den Arm bewegungsfreier, durchlässiger. In der Halswirbelsäule knirscht und knackt es zwar, aber insgesamt ist da mehr Halt.
Du hast ja von den Tönen her, Drache zu mir gesagt. So habe ich heute morgen zu Drachen geforscht und im Wikipedia gelesen. Mein ganzer Körper ist sofort in Resonanz gegangen, sofort spüre ich erhöhten Puls, Erregung im Wurzelchakra, meinen Herzbereich nehme ich verstärkt wahr und es fließt eine starke Kraft in meine Hände, Kopf rauscht, aber meine Beine meine Standfestigkeit …… doch jetzt fließt es auch zu den Beinen. Doch ich kann den ganzen Drachen spüren.
Weißt du noch, als ich dir von dem Tiertanz, meinem ersten bei Elke Wagner erzählt habe, wo ich so berührt war, weil ich Flügel gespürt habe und ich von einem Engel sprach…. Jetzt kann ich die Flügel vom Drachen nicht spüren, aber schon vieles andere. Wie schön und ich weine und spüre diese Anstrengungen….. es sitzt immer noch im Hals……
aber wie schön, ich spüre die starke Kraft und wie heißt es so schön, die Kraft will ja in die richtigen Bahnen geführt werden, gelenkt werden, gelebt werden ohne zu verbrennen, zu verletzen, zu zerstören. Hier halte ich jetzt inne, danke dir von Herzen für dein feines und liebevolles Sein, dein mit mir dadurch gehen, geschehen lassen, danke für deinen Halt. K.E.
Auch hier nochmal die Wirkfaktoren nach Pfammatter zum Abnicken, soweit das nach der Kurzbeschreibung einer Therapiestunde der K. für Außenstehende einsehbar ist.
Allgemeine Wirkfaktoren
• Therapiebeziehung
• Abschwächung sozialer Entfremdung
• Erklärungssystem
• Besserungserwartung
• Veränderungsbereitschaft
• Aktive Patiententeilnahme
• Ressourcenaktivierung
• Affektives Erleben
• Freisetzung unterdrückter Emotionen (Katharsis)
• Problemaktualisierung
• Desensibilisierung
• Korrektive emotionale Erfahrung
• Achtsamkeit
• Affektregulation
• Klärung
• Problemassimilation
• Kognitive Umstrukturierung
• Mentalisierung
• Verhaltensregulation
• Bewältigungserfahrung
• Selbstwirksamkeitserwartung
• Neue Selbstnarration
Noch einmal die Frage, sind diese Wirkfaktoren der Psychotherapie zu allgemein um Besonderheiten wie Rhythmus und Gehirnforschung in ihrer Tiefenwirkung zu erfassen und wollen diese Wirkfaktoren das überhaupt? Ich zitiere nochmal Pfammatter aus dem Hauptartikel vom 12. Juli 2015
Während heute klar ist, dass Psychotherapie bei einem breiten Spektrum von psychischen Störungen hoch wirksam ist, besteht weiterhin Unklarheit darüber, was Psychotherapie wirksam macht: Diese Frage ist bis heute Gegenstand einer nun schon jahrzehntelangen Kontroverse über die relative Bedeutung spezifischer Techniken und allgemeiner Wirkfaktoren. Pfammatter et al
Also doch, es geht um die Frage, was Psychotherapie wirksam macht. Im Artikel wird dann auf Forschungen hingewiesen, die die TherapeutInnen-KlientInnen Beziehung zu bis zu 40 % am Therapieerfolg beteiligt nachweisen und die Methode hint an stellen in ihrer Wirksamkeit.
Über den Körper die Seele heilen sagt Gerda Boyesen und ganz am Anfang schreibt die Klientin über Rhythmus, da ist es, was ich meine, diese Verbindung zur Kunst, zum Tanz von Tanztherapie geht völlig andere Wege als die in den 22 Wirkfaktoren erfassten. Rhythmus ist eine Notwendigkeit im Alltag. Rhythmus lehrte Gerda Boyesen in ihren Massagesettings, um Rhythmus ringt die Tarantate in der Tarantella, einem tradierten süditalienischen Heilungstanzritual. Im Rhythmus liegt Heilkraft die wir in der Tanztherapie kennen lernen. Ist damit der Wirkfaktor Erklärungssystem abgedeckt?
Rhythmus braucht Gemeinschaft, erfasst das der Wirkfaktor Abschwächung sozialer Entfremdung? ja, wenn unser Herz sich rhythmisch einschwingt auf unser Gehen, auf unseren Atem, auf die Menschen um uns herum, auf die Gesellschaft. Aber könnte da eine Klientin die mit einer anderen zusammen eine Zigarette raucht nicht auch ein Kreuzle machen, bei Abschwächung sozialer Entfremdung durch das gemeinsame Rauchen?
Was nützen uns Wirkfaktoren die so allgemein formuliert sind, bei denen es keine Messgröße für Nachhaltigkeit gibt oder für Lernzuwachs und Anwendbarkeit im Alltag, für Übertragbarkeit und selbstständige Problembewältigung durch das Klientel? oder finden wir das in den Wirkfaktoren Bewältigungserfahrung und Selbstwirksamkeitserwartung?
Nehmen wir ein anderes Beispiel aus den Wirkfaktoren: Kognitive Umstrukturierung. Diese geht ja nur nachhaltig von statten, wenn sie auch den sensomotorisch-magischen Raum umfasst, von dem Piaget und Waser sprechen. Wie Waser zeigt geht es in der Kunst darum, sich in den diversen Entwicklungsstufen der kognitiven Entwicklung spielerisch, künstlerisch, gestaltend bewegen zu können. Die Übertragbarkeit in die Tanztherapie ist augenfällig.
Die K. beschreibt oben sehr präzise diese Zusammenhänge von Wortbildung und Körperempfindung, von der dabei stattfindenden Problemaktualisierung, Desensibilisierung, korrektiven emotionalen Erfahrung, der Achtsamkeit und Selbstfürsorge, der Affektregulation, der Klärung und Problemassimilation und damit der kognitiven Umstrukturierung von kognitiver Entwicklung auf den von Waser vorgestellten drei Dimensionen der kognitiven Entwicklung, der strukturellen, der energetischen und der symbolischen Dimension.
Hans-Otto Thomashoff, Psyche und Kunst, Katalog zur Ausstellung anlässlich des XI. Weltkongresses für Psychiatrie in Hamburg 1999, S 133, Gottfried Waser: Kann Kunst den therapeutischen Prozess beeinflussen?
Ich könnte jetzt fortfahren, auf die 22 Wirkfaktoren der Psychotherapie hinzuweisen im Prozess der K. und mich damit zufrieden geben, dass Tanztherapie mindestens so gut wirkt wie Psychotherapie, doch um Absolution von der großen Schwester, darum geht es mir nicht. Ich bin davon überzeugt, dass Tanztherapie anderes kann und leistet als Psychotherapie und diesen Zugängen auf der Spur treffe ich auf Fragen der Wirksamkeit überhaupt. Waser grenzt sich in seinem Artikel als Psychotherapeut der mit bildnerischen Verfahren arbeitet gleich mal ab von der Therapie in dem er fragt: Kann Kunst den therapeutischen Prozess beeinflussen. Im Wort Tanztherapie ist diese Abgrenzung bereits aufgehoben und die Nähe von Tanz und Therapie impliziert und damit die Konfusion bereits vorgegeben.
Gehe ich von Tanztherapie in ihrer Verbindung von Körpertherapie und Psychotherapie aus, dann hilft ein Blick auf vorangegangen Wirksamkeitsbeschreibungen der Psychotherapie vielleicht weiter um geeignete Kriterien für die Tanztherapie zu entwickeln:
Karasu 86
1. Affektives Erleben – Affective experiencing
2. Kognitive Bewältigung – Cognitive mastery
3. Verhaltensregulation – Behavioral regulation
Weinberger 95
1. Eine vertrauensvolle Therapiebeziehung
2. Positive Therapieerwartungen
3. Konfrontation
4. Vermittlung von Bewältigungsstrategien oder kognitver Kontrolle
5. Attribuierung des Therapieerfolgs
Grawe 95
Problemaktualisierung oder prozessuale Aktivierung
Ressourcenaktivierung
Motivationale Klärung oder Intentionsveränderung
Problembewältigung oder Intentionsrealisierung
Karasu, Weinberger, Grawe weisen eine Gemeinsamkeit auf, sie sprechen nicht von Körper, von Bewegung im therapeutischen Prozess, wie auch, sie beschäftigen sich mit Wirkfaktoren der Psychotherapie. Als Tanztherapeutin frage ich nach Körper und nach Bewegung. Descartes sagt: Ich denke also bin ich. Gassendi sagt: Ich bewege mich also bin ich. Das macht einen Unterschied. Welchen deutet Piaget in seinen Forschungen zur kognitiven Entwicklung an. Die kognitive Entwicklung eines Menschen ist abhängig von seiner Bewegungsentwicklung ergo auch von den Blockaden die die Bewegung behinderten und noch behindern.
Dazu gehört auch die blockierte Stimme der Klientin oben, da wurde Bewegung blockiert im Kehlkopf, in den Stimmbändern, so klein sie sind, so mächtig wirkt ihre Blockade. Wie wirkt Tanztherapie? Diese Frage kann ich nicht beantworten wenn ich mich auf der Spur: Ich denke also bin ich bewege. Es wäre eine lohnende Aufgabe von Wissenschaft, hier Wissen zu erarbeiten, das die Verbindung der Bewegungsentwicklung aufzeigt zu körperlichen Blockierungen, wie ich sie bereits in PRAXIS Beispiel I zeigte und jetzt auch in Beispiel II, 60 % des Therapieerfolgs der Tanztherapie ist neben der TherapeutIn-KlientIn- Beziehung dort zu verbuchen, wo es um Körperwahrnehmung und Bewegungsentwicklung geht.
Für mich stellt sich die Frage, wie löst sich eine energetische Blockade im Körpergewebe aus der frühen Embrionalzeit, die bis heute bei der Klientin zu Erstarrungen beim Aufstehen führt oder wie ordnen sich festgehaltene Stimmbänder die nur den Ausdruck von Gewalt kennen oder in dem noch folgenden Beispiel um die Integration von Verlust Erfahrungen in den Lebensvollzug.
Wie wirkt Tanztherapie, diese Frage können uns die 22 Wirkfaktoren der Psychotherapie nicht beantworten, was sie können ist uns darauf aufmerksam machen, auf welchen verschiedenen Ebenen Psychotherapie wirkt, sie regen uns an nachzudenken, auf welchen Ebenen die Tanztherapie zusätzlich wirkt, aber die Frage von Pfammatter Was Psychotherapie wirksam macht bleibt im Rahmen der Tanztherapie HKIT unbeantwortet im Raum stehen.