Liebe Elke, betreibe gerade Pädagogikstudien mit Elano, 5 Jahre alt, Bahiano. Seit ihn seine Großmutter zu sich genommen hat, weil die Eltern in Drogen steckten, gehe ich abends mit ihm an den Strand. Macht sonst niemand. Jetzt bin ich gut eine Woche auf der Insel und es hat bis gestern gedauert, dass er von sich aus Körperkontakt mit mir machte und nicht mehr nur alleine schwimmen probieren wollte … er hat ja Angst. Seine Schultern sind immer ein bisschen hoch gezogen und die Oma sagt, die Mutter hat ihn schwer verbrüht …
Also erst war er vorgestern der Tuberao, Hai, dann ich. Das Spiel hat er bereits im letzten Jahr initiiert, ich erinnerte mich, auch gestern, der Tuberao macht wild mit Stimme und Armen und verfolgt einen aus dem Meer heraus an den Strand, die Verfolge schreit und rennt an Land. Das wird gerne gespielt, dann schlang er die Ärmchen um meinen Hals, schrie und sprach wie das Baby, Bebe, vom Tuberao. Dann wurde das Baby ganz wild und erkennbar schon mit allen Kräften des großen Tuberao ausgestattet wütete und spritzte es durchs Wasser.
Danach war ich das Canoa … der Einbaum der Indianer. Canoa geht so, dass Elano sich auf mich setzt, während ich im flachen Wasser liege. Es geht nicht darum, im Canu sitzen zu bleiben sonder lustig runter zu fallen. Es wird auch im Canu sitzend gerudert, dabei muss ich sehen, dass ich voran komme und gehe mit den Händen am Grund voran oder Elano legt sich ins Canu und schwimmt auf mir drauf. Er kann noch nicht richtig schwimmen.
Das sind alles Spiele, die ihm die Angst vor dem Wasser nehmen und durch den Körperkontakt zu mir mehr Sicherheit geben. Wichtig für mich ist, dass er das Spiel initiiert und ich ihm folge. Es ist so spannend für mich und faszinierend, zu sehen, welche Kreativität in ihm steckt und wie er sich alles so denkt. Im Spiel selber bekomme ich dann schon eine egalitäre Rolle eingeräumt.
Wir spielten so vier Stundenam Sonntag. Immer wieder unterbrochen durch kurze Aufenthalte am Strand, bei denen gebuddelt wird, auch da sagt er, hilf mir mal. Ich sammle dann kleine Muscheln zur Verzierung der Bauwerke oder werfe mit Schmackes gemeinsam mit Elano den nassen Sand auf einen Haufen. Soviel zum Thema offener Schwimmunterricht🌊👙🏝🏊♀️ und als Antwort auf den höchst interessanten Link zur Peter Gläsel Schule in Detmold.
Ich halte es für äußerst wichtig, dass wir mit unserem Ansatz des offenen Unterrichts in den HKIT uns mit Pädagogen und Pädagoginnen vernetzen, die für eine demokratische Schule kämpfen denn nur gemeinsam sind wir stark. Kinder wissen wie auch Erwachsene sehr wohl, was ihnen gut tut und wie sie es machen wollen.
Elano lernt mit Freude schwimmen und baut dabei seine Ängste ab, die ihm Erwachsene zugefügt haben. Toll an dieser Schule ist ihr künstlerischer Ansatz, als Tänzerin fasziniert mich bei Elano, wenn er den Wellen folgt und wie ein Delphin über sie drüber springt, jedes Mal denke ich, ja, so geht schwimmen, wir müssen es nicht lernen sondern es einfach nur tun … ich folge dem Kind noch lange dem menschenleeren Strand entlang, genieße den Sonnenuntergang, während Elano wieder und immer wieder in die Wellen springt, völlig versunken in sein Spiel.
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