Was zeichnet die HKIT als Tanz- und Körperpsychotherapie aus? Bisher veröffentlichte Artikel – Dez,Jan.,Febr.
Therapie und das Ebenenmodell G.B. in den HKIT – Sept blog
Therapie und Massage HKIT – touch me tender touch me true
Therapie und Der Fluss der Lebensenergie -Fließen mit der Flut HKIT
Therapie und Kunst – Der künstlerische Ansatz in den HKIT
Therapie und Lernen – reformpädagogische Ansätze in den HKIT
Therapie und die therapeutische Persönlichkeit HKIT
Therapie und andere Wirklichkeiten in den HKIT Teil I-IV
Therapie und Verortung – Eine Heimat im Körper finden
Therapie und Gemeinschaft HKIT
Therapie und Heilungstanzrituale – Update – Fortsetzung folgt
Therapie und Wissenschaft
Hier ein Exkurs von Freyja Fischer in die Wissenschaft und HKIT, bis auf burnout und Trauma hat sie wissenschaftliche Forschungen zu den Themen der HKIT, wie sie oben angesprochen werden, zusammengestellt und ich habe sie mit Erfahrungen aus der tanztherapeutischen Praxis ergänzt. Eine Recherche die bestimmt alle jene freuen wird, die an ihrer Abschlussarbeit HKIT schreiben. Hier der wissenschaftliche update. Burnout und Trauma werden nachgeliefert.
Heilende Kräfte im Tanz®: Wirkung
Das Zusammenspiel von Körper und Psyche rückt mehr und mehr in den Fokus der Medizin und Psychologie:
Soziale Unterstützung kann Erkältung vorbeugen. Dabei werden ca. 30% des wahrgenommenen sozialen Unterstützung durch Umarmungen vermittelt(Cohen, Janicki-Deverts, Turner, & Doyle, 2014).
Bei Jugendlichen, die Asthma haben und die gegen sie persönlich gerichtete Zurückweisung erleben, verschlimmert sich das Asthma. Das kommt dadurch zu Stande, dass das Gen, das den Bauplan für die körpereigenen Asthmaabwehrmoleküle produziert, seltener abgelesen wird, d.h. die körpereigenen Abwehrstoffe werden seltener produziert und dadurch verschlimmern sich die Symptome (Murphy, Slavich, Chen, & Miller, 2015).
Körperpsychotherapie scheint effektiv gegen chronische Depression zu sein.(Papadopoulos & Röhricht, 2014; Röhricht, Papadopoulos, & Priebe, 2013).
Bei den sehr direkt auf den Körper bezogenen Krankheitsbildern Anorexia nervosa und Bulimianervosa wird wegen der wenig erfolgreichen bisherigen Therapien diskutiert, ob stärker körperbezogene Psychotherapien mit in die Behandlung eingebunden werden sollen (Konzag, Klose, Bandemer-Greulich, Fikentscher, & Bahrke, 2006).
Gehen erhöht die Kreativität (Oppezzo & Schwartz, 2014).
Körperpsychotherapie wirkt wie der Name schon sagt auf dieses Zusammenspiel zwischen Psyche und Körper ein und kann dadurch psychologische und körperliche Symptome lindern. Wissenschaftler erforschen, wie bestimmte Krankheitsbilder durch Körperpsychotherapie gemildert werden können, das ist notwendig, um Studien durchzuführen und die Literatur zu organisieren. Auch wenn so organisierte Studien herangezogen werden können, um zu belegen, dass Körperpsychotherapie tatsächlich wirkt, sind die spezifischen Störungsbilder in den HKiT® doch unwichtig.
Welche Rolle spielt Weiblichkeit, Frau-Sein in der Körperpsychotherapie?
Wir bewegen uns heute in Zeiten des Postfeminismus. Viele Frauen gehen davon aus, dass sie gleichberechtigt sind wie Männer und dass feministischen Themen keine besondere Aufmerksamkeit mehr geschenkt werden muss. Gleichzeitig verlangen andere Frauen, westliche Schönheitsideale in die von der UN aufgestellten Liste der „schädigenden kulturellen Praktiken“ aufzunehmen (Jeffreys, 2005). Welche Position bezieht jede einzelne Frau in dieser Debatte? Nach ein paar Stunden Körperarbeit HKiT® lässt sich da eine gute Antwort darauf geben…
Ergebnisse nach ein paar Stunden Körperarbeit und Tanz
können sein, dass Ursachen von Depression, Essstörungen, Burnout, Angst, ADHS, Herzerkrankungen, Blasen- und Nierenentzündungen, Borderline und schwere Traumata zu Tage treten wie: Sexuelle Gewalt, Gewalterfahrungen während des Geburtsprozesses und danach, Schläuche im Hals, Brutkästen,
aber auch bei medizinischen Behandlungen wie Orthopädie im Kieferbereich, der Knie, Hüftgelenke, Blinddarm OPs, Gynäkologische Eingriffe, OPs im Hals-Nasen-Rachen Bereich. Krankenhausaufenthalten
Verletzungen durch Verbrühungen, Verbrennungen, Unfälle. Kranke Mütter die MS, Sucht oder Depression hatten.
Nur um die wichtigsten Ursachen für Erkrankungen zu nennen, die bereits in der frühen Kindheit als Bauchweh oder Kopfschmerz oder Nervosität, Dissoziation u.a. Anzeichen, begonnen haben.
Aufgabe der Körperpsychotherapeutin HKIT ist es diese Verletzungen im Körper gemeinsam mit der Klientin aufzuspüren, zu diagnostizieren und dort wo sie sich in Form von Blockaden manifestiert haben im Körper gemeinsam mit der Klientin Heilungswege über Tanz und Bewegung zu entwickeln. Über den Körper die Seele zu heilen.
Methoden der HKIT und ihre Wirkungen für die oben beschriebenen Krankheitsbilder sind:
1. Körperarbeit AATINI um einen liebevollen Umgang mit dem eigenen Körper kennen zu lernen und für sich selbst praktizieren zu können. Gabriele Fischer, AATINI Hör- und Tanzbuch
2. Ausgewählte tradierte Heilungsrituale die zur Kartharsis führen und gleichzeitig heilsame Wege über die Kunst aufzeigen in eine neue Bewegungslandschaft wie Tarantella, die roten Schuhe oder die Orixai des Candomble. Gabriele Fischer, Die roten Schuhe, Im Ballsaal der Gaia
3. Nähe, Verbundenheit in der Gruppe, tänzerische, spielerische Wege aus Einsamkeit und Zurückgezogenheit als Voraussetzung für Heilung und soziales Lernen, ohne das ein Heilungsprozess im tanztherapeutischen Sinne nicht gelingen kann – soziale Plastik, Joseph Beuys
4. Tanzen aus dem freien Bewegungsimpuls als Transferleistung mit dem Körper in eine psychosomatische Balance kommen und zu einer heilsamen Beweglichkeit im übertragenen Sinne zurück finden, die alltagstauglich ist. Über den Körper die Seele heilen. Gerda Beuyesen
Es wird deutlich, dass es spätestens bei der Geburt eines Kindes sehr wohl einen geschlechtsspezifischen Zusammenhang dieser Erkrankungen mit Frau sein gibt. Sexuelle Gewalt in der Kindheit wirkt sich z.B. empfindlich im Geburtsprozess auf das Zusammenspiel von Mutter und Kind aus und daraus können sich weitere Komplikationen ergeben. Wie sich überhaupt unsere gesamte Befindlichkeit aus unserer Geschlechtlichkeit ableitet. Sowohl für Männer als auch für Frauen.
Literaturverzeichnis
Cohen, S., Janicki-Deverts, D., Turner, R. B., & Doyle, W. J. (2014). DoesHuggingProvide Stress-BufferingSocial Support? A Study ofSusceptibilitytoUpperRespiratoryInfectionandIllness. Psychological science, 0956797614559284.
Jeffreys, S. (2005). Beauty andMisogyny: Harmful Cultural Practices in the West. Routledge.
Konzag, D. med T. A., Klose, S., Bandemer-Greulich, U., Fikentscher, E., &Bahrke, U. (2006). Stationäre körperbezogene Psychotherapie bei Anorexia und Bulimianervosa. Psychotherapeut, 51(1), 35–42. doi:10.1007/s00278-005-0439-9
Murphy, M. L., Slavich, G. M., Chen, E., & Miller, G. E. (2015). TargetedRejectionPredictsDecreased Anti-Inflammatory Gene Expression andIncreased Symptom Severity in Youth With Asthma. Psychological science, 0956797614556320.
Papadopoulos, N. L. R., & Röhricht, F. (2014). An investigationintotheapplicationandprocessesofmanualisedgroupbodypsychotherapyfor depressive disorder in a clinicaltrial. Body, Movement and Dance in Psychotherapy, 9(3), 167–180. doi:10.1080/17432979.2013.847499
Röhricht, F., Papadopoulos, N., & Priebe, S. (2013). An exploratoryrandomizedcontrolledtrialofbodypsychotherapyforpatientswithchronicdepression. Journal ofAffectiveDisorders, 151(1), 85–91. doi:10.1016/j.jad.2013.05.056
Eine DD packt aus Diesen Schriftwechsel finde ich so informativ, weil er zeigt, wie es weiter geht von der Tanztherapie HKIT zum Tanz auf der Bühne der DDCompagnie. Wie wir dem Neuen und Unbekannten begegnen in uns, im Gewebe, aber eben dann im Gefolge oder auf dem Neuen draufsitzend das Alte, der Block, das was uns hindert uns zu tanzen. Das was uns seither ausgemacht hat und einfach nicht mehr passt, wie ein zu eng gewordenes Kleid, das wir im Tanz abstreifen und darunter schon die neue Haut, die Glückshaut wachsen spüren. Ein Tanzplatz für das Neue und Unbekannte
Beim Solo bin ich oft so nervös, dass ich da jetzt alleine stehe, dass ich gar nicht weiß, wie mir geschieht und mich dann irgendwann blocke. Es gibt irgendwelche Faktoren, die mich verhindern, ich glaube es hat was zu tun damit, wie eng wir als Gruppe vorher schon waren, also am Anfang der Gruppe kann ich es nicht und am Ende auch nicht, da haben wir dann schon zu viel geredet. Ich rede mich raus 😉
Ja, diese Nervosität, darum geht es, da ist was in Bewegung, die zu nehmen und sich nicht zu bloggen 🙂 wie geht das wie??? Bei mir indem ich ganz nahe zu mir selber hin gehe, dann werden die anderen unwichtig, zu mir selber und zu dem, was mir wichtig ist …
Diesem Solo auf der Spur entwickelt sich im Laufe unserer Konversation folgender Tanz:
Vielen Dank, jetzt habe ich es ausprobiert, das ist sehr gut. Ich habe es aus dem Aatini raus gemacht, weil mir gerade der untere Rücken so weh tut, dass ich nicht stehen kann ohne Aua. Aaalso die Bewegung, das Öffnen vom Ellbogen her, macht, dass ich meine Arme spüre und dann meine Schultern, auaaua, die sind ganz vertrocknet und ausgedörrt… Und mein Brustbein spüre ich, nein, einen Muskel dahinter, meine Lungen und daaann …. also insgesamt hat das ein bisschen länger gedauert, aber dann kommt der Block, wo es ins Therapeutische geht und ich denke „Jetzt werde ich aber unverschämt.“ Was bilde ich mir eigentlich ein… Jaa, das ist meine Mama, hallo Das habe ich ganz vergessen, darin liegt auch das Ungeheuerliche eines Solos, die GANZE Bühne, und hinterher beschwert sich nicht einmal eine, dass ich die Zeit geklaut habe, die Aufmerksamkeit auf mich ziehe, ich muss nichts büßen… Da ist die Raus-Kraft, die Extrovertiertheit. Danke.
Das ist glaube ich wie das bei mir geht, mich nicht zu blocken. Ich hatte ja von Anfang an immer die Frage: Was ist der Unterschied von Dancing Dialogue zur Therapie HKIT? Und ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich ins therapeutisch-psychologische gehe in der DDComp. und versuche auch davon wenig zu erzählen, aber es gehört dazu und wenn ich mich auf diesen Prozess einlasse bin ich geöffnet und dann auch für anderes. Wenn ich das habe, kann ich weiter machen, dann kommt meistens die Blödelei, die lustigen Sachen.
Es ist, als ob meine Bühne zu mir kommt… Also eine energetische Öffnung, die in den Armen beginnt aber in einer Bühne auf der Erde resultiert. Eine Bühne auf der Erde, aber so ca. 40cm erhöht. Vielleicht auch so wie eine lange Schleppe die um einen herum am Boden liegt…
Übrigens war es wirklich voll das Bingo mit dem Tanzen, ich hab heut Nacht einen Albtraum gehabt, dass die Mama wieder trinkt…
Es geht darum, dass ich in einem Teil in meinem 7(?)Jährigen Selbst gefangen bin, für die das schlimmste, was passieren kann ist, dass die Mama wieder trinkt. Deshalb schränke ich mich so ein. Mit der Bewegung loddle ich ein bisschen am Stöpsel herum, dann kommen die Schreckensbilder, was passiert, wenn ich den Stöpsel ziehe… Als Kind habe ich mich manchmal großartig gefühlt und das durfte ich nicht und erlaube ich mir immer noch nicht. Ich weiß nicht, wie das geht… Vielleicht versuche ich mir mal zu erlauben ein klitzekleines bisschen großartiger zu sein, als gestern…
Danke 🙂 Das freut mich, dass ich das erzählen kann, ich glaube es ist sehr wichtig für mein Leben.
Ich glaube die Mama-Energie geht vom Prozess weg, das war so mein Gefühl, das dauert halt, aber jetzt ist schon besser als vor fünf Jahren.
Ja, genau, wenn ich es ausblende ist das Verbot ganz stark da… Zum Thema Weiblichkeit
Cooooooooooooooooooool!
Ich freue mich sehr darauf, ich bin dabei im neuen Tanzjahr DD 2015!
Das finde ich eine superspannende Frage, dieses: Was ist Weiblichkeit? Wie geht das, wenn ich nicht das Klischee nehme? Ich denke oft von mir als Neutrum, siehst du das, wenn ich mich bewege? Obwohl, vielleicht in DD nicht so sehr, da bin ich eher geschlechtlich, geht ja nicht anders, wenn man einen Körper hat 😉
Ich dachte man muss es wieder subjektiv angehen, es nützt nix zu überlegen, was Weiblichkeit ist sondern die Frage ist wo in meinem Körper (oder in meinen Bewegungen) bin ich eine Frau, so was dachte ich… Das ist auch nicht frei von den allgemeinen Überlegungen, die beeinflussen einen nun mal, aber ich glaube nach ein paar Stunden Körperarbeit kann man da eine gute Antwort drauf geben.
Ich hab auch über die Werbungs- und Filmdefinition von Weiblichkeit nachgedacht, mit prallen Brüsten und Pos und Schenkeln und was weiß ich nicht alles und Schminke und Handtäschen und und und… Ich hab auch so einen BH, der dazu passt und eine Unterhose und Schminke, aber will ich das anziehen? Das hat man 1min an und dann drückt es überall, ich kann nicht mehr atmen und meine Brüste können nicht mehr durchwässert werden, was soll denn das, da fühle ich mich nicht besonders weiblich. Dieser Focus auf den äußeren Beobachter, warum sind nicht weiche anschmiegsame Sachen „sexy“? Da fühle ich mich oft mehr als Frau, weil ich alles spüren kann und zwar angenehm und nicht abgezwängt…
Kleiner Exkurs in meinen Kleiderschrank, aber Kleider gehören zum Thema, weil sie ja mit Körper zu tun haben, jeden Tag Der Zwischenraum
Jetzt habe ich wieder eine Frage zu deiner Perspektive auf meinen Text: Du schreibst Das Neue habe ich bei jeder von Euch auf der AIDA Bühne sehen können … wie es eine Tänzerin auch in ihrem Text schreibt ist es in einem Zwischenraum. Welcher Zwischenraum?
Ich sehe jetzt beim Schreiben vor mir Dein signalrotes Röckchen, wie es hüpft bei dem Auftritt mit der Katzengöttin, da war es, das war sehr lustig und sehr weiblich und das hast Du so für uns ab und zu gemacht, das ist mir im Gedächtnis hängen geblieben …
Da ist der Zwischenraum, zwischen mir und Dir, zwischen dem was ich sehe und dem was Du machst aber es gibt noch andere Zwischenräume, z.B. den wo Du denkst: was machen wir hier eigentlich und den, wo Du genau weißt, jetzt bewege ich mein Becken, dann wackelt mein Röckchen und das fühlt sich lustig an … kannst Du diesen Zwischenraum spüren, es ist ein körperlicher von Dir den ich nur von außen beschreiben kann während Du ihn auch von innen wahrnehmen kannst … spürst Du’s??? Was weiß ich, im Os Ilium oder im Sterz oder in den Wangenknochen, wenn das Lachen kommt, das dazu gehört, weil es ist ja lustig, von Lust … Dancing Dialogue und Gemeinschaft
… Ja, indem die anderen antworten. Aber ich glaube das reicht noch nicht, also damit fängt es an, vielleicht ist es wie in der Chemie der Katalysator, der die Reaktion auslöst, aber was kommt dann, was macht den großen Knall? Keine Ahnung, aber es ist toll, dass die anderen in DD da sind, denn dann kann ich ja schauen, was dann kommt.
Ich glaube es ist sowas wie ich traue mich alleine nicht zu gucken, aber wenn die anderen da sind wird es schon ok sein. Das sind ja auch riesige Geschäfte, man sagt ja „Gott hat die Welt auch nicht an einem Tag erschaffen“, aber ich würde sagen „Gott hat die Welt auch nicht allein erschaffen“.
Was ist mir wichtig auf der Bühne? Ich glaube dass das geht, dass ich die Aufmerksamkeit haben kann und nix passiert. Hmm, nein, das ist die Angst. Ich glaube tatsächlich, dass es lustig ist, ist mir wichtig. Und nicht dieses ich-brech-mir-einen-ab lustig sondern das lustig, wo ich weiß, ich kann mich drauf verlassen, dass eine der anderen Tänzerinnen einsteigt und es abgeht. Das ist ein großes Geschenk, dass das geht. Dass ich einen Ball werfen kann und eine fängt ihn, auch wenn er nicht so gut gespielt war, und wirft ihn zurück. Der große Knall
Es ist eine Falle mit dem großen Knall, das sagten öfters Tänzerinnen zu mir, dass sie auf den großen Knall warten, die Entladung … aber oft schleicht sich die Entladung so ein und wir merkens gar nicht … wie eben die Frage, WAS MACHEN WIR HIER EIGENTLICH? die kommt so daher geschlichen auf der Bühne, aber ist doch ein Akt von unglaublicher Bühnenpräsenz, so eine Frage überhaupt auf der Bühne zu stellen, da ist der Knaller eigentlich schon … aber wie geht es weiter???
Das konnte ich auch sehen, dass es erst mal nicht weiter ging auf der Bühne, was ich vor meinem inneren Auge sehe ist ein Solo von Dir. Vielleicht ist das jetzt eine Interferenz oder Übertragung? Ich spüre es in meinem Körper, mit der Frage: Wie geht es weiter, beginnt mein rechter Ellenbogen den Raum zu öffnen. Alle stehen herum und gucken zu, weil die Aufmerksamkeit ist ja durch die Frage da … jetzt nur noch Innenraum. Ich fahre in meinem Brustkorb und Bauchraum herum, an den Innengrenzen entlang, sehe das Licht durch den Körper nach innen durchscheinen, starke Bewegungen …
Was hältst Du davon, das wäre eine Oxumarelösung für den Großen Knall, also nicht eine schlagartige Entladung, die niemand auszuhalten vermag wie wir ja auch keinen Blitz auszuhalten vermögen sondern diese große Energie nehmen und sie in einen Tanz umwandeln, wie uns das der oder die Orixa Oxumare, die Schlange aus dem Candomble rät??? Zusammenfassung
Gemeinschaft ist das Zauberwort, die Nähe, die sich im Austausch der persönlichen Wahrnehmung und Wahrheiten entwickeln kann über die Feststellung, dass es die Gemeinschaft unter den Tänzerinnen braucht, in der man auch einen nicht so gut geworfenen Ball zurück geworfen bekommt und sich trauen kann, sich zu zeigen, weil das was man zu zeigen hat da dann gemeinsam angeguckt werden kann und damit erträglicher wird, diese Gemeinschaft braucht es um zu wachsen und innere Verletzungen aus der Kindheit zu überwinden um dem Neuen und Unbekannten einen Tanzplatz in unserer Seele einrichten zu können.
Das Thema NÄHE, VERBUNDENHEIT, BLEIBEN, VERLETZUNG haben wir in der DDC bewegt und bewegt und bewegt und bewegen es weiter, weil diese Ebenen haben wir nicht in der Tasche, sie können nicht festgehalten werden sondern sind einem ständigen Wandel unterworfen. Nicht zu letzt sind sie doch auch sehr der Sympahtie, die wir für einander hegen geschuldet, sozusagen nicht machbar in einer Gruppe sondern ein Geschenk.
Ich glaube nach ein paar Stunden Körperarbeit kann man da eine gute Antwort drauf geben.
Überblick über die bereits im Dez. und Jan. blog veröffentlichten Artikel
Was zeichnet die HKIT als Tanz- und Körperpsychotherapie aus?
Therapie und Massage HKIT – touch me tender touch me true
Das Ebenenmodell G.B. in den HKIT – bereits im Sept blog 2014 veröffentlicht
Therapie und Der Fluss der Lebensenergie -Fließen mit der Flut HKIT
Therapie und Kunst – Der künstlerische Ansatz in den HKIT Teil I und Teil II
Therapie und Lernen – reformpädagogische Ansätze in den HKIT
Therapie und die therapeutische Persönlichkeit HKIT
Therapie und Verortung – Eine Heimat im Körper finden
Therapie und andere Wirklichkeiten in den HKIT Therapie und Gemeinschaft HKIT
Fortsetzung folgt: Therapie und Heilungstanzrituale HKIT
Einleitung UPDATE Febr. blog
Therapie und Gemeinschaft HKIT
Ich schleiche um dieses Thema herum, wie die Katze um den heißen Brei. Nicht, dass ich das Thema nicht mag. Vielleicht ist es gerade das Problem? Es ist mir sehr wichtig. Individualität und Gruppe (1). Ein Thema das HKIT ausmacht. Ich merke auch, dass ich das Thema in die Nähe der Tänzerinnen bringen möchte, in die Gemeinschaft und nicht so alleine darüber schreiben mag.
Wie geht das? Ich beginne mit einem Text von Renate Barbara Balzer, Dancing Dialogue, aus dem Jahr 2012. Die Dancing Dialogue Compagnie hat sich zu diesem Zeitpunkt neu zusammengesetzt und in der neuen Gruppe taucht ein neues Thema auf, das uns sehr bewegt und das in der vorausgegangen Zusammensetzung nicht möglich gewesen wären: NÄHE.
Jede Gruppe hat ihre Themen. Körperarbeit und Tanz HKIT setzen genau dort an. Wir folgen den Themen der Gruppe und geben sie nicht vor. Die Gruppe bringt das Thema Nähe ein. Ich greife es auf und wir performen damit zu Gisela Notz und ihren Kalenderfrauen für das Jahr 2013 (2). RBB beschreibt unsere Probenarbeit:
NÄHE Wie lässt sich auf der Bühne NÄHE hergestellen, was passiert da? Ich kann dir sagen wie ich mich an die Aufgabe herangetastet habe als wir anfingen das neue Dancing Dialogue mit Berührung und Partnerin zu erforschen. Ich bin in meine innerliche Ausrichtung gegangen entweder mit der Aufgabe, dass ich gleich tanze und Gudrun mich begleitet oder umgekehrt, dass Gudrun tanzt und ich sie begleite, d.h. ich konzentriere mich auf meine Aufgabe, sprich mein tänzerisches Handwerkszeug.
Wenn ich tanze, während Gudrun meine Begleiterin ist, gehe ich über meinen Atem in Kontakt mit meinem Körper. Ich beatme mich, meinen Körper, lasse mir Zeit zum Spüren, was in mir ist, schärfe all meine Sinne durch gelassenes Konzentrieren auf das Hier und Jetzt, auf Innenraum und Außenraum…auf die Tanzaufgabe… höre nach innen, lausche der stillen Bewegung meines Atems, ein und aus…ein und aus…Atem berührt und füllt mein Körpergewebe, solange bis aus dieser Quelle eine Bewegung entspringt und diese im Außen sichtbar wird (freier Bewegungsimpuls).
Das war ja bisher schon immer so, wenn wir früher unser klassisches DD getanzt haben. Das neue ist ja, dass ich mir von meiner Partnerin wünschen darf, wo am Körper ich berührt werden möchte, sie mich begleitet. Und das verändert zunächst mein inneres Gewahrsein erheblich. Denn plötzlich ist da ein direktes Gegenüber, das mich berührt… wie soll ich denn damit tanzen? fragte ich mich ohne, dass ich mich einschränke in meinen Bewegungen.
Es ist wirklich eine ganz neue Ausgangsposition, denn sonst saß meine Partnerin auf dem Hocker gegenüber, war also noch 2 m von mir entfernt. Und jetzt ist sie auf Tuchfühlung mit ihren Händen auf meinem Körpergewebe. NÄHE…wie bewegt sich das? Damit habe ich eine Aufgabe mehr in meinen Tanz zu integrieren, nämlich wie ich mich persönlich damit fühle, wenn ich die Hände der Partnerin auf meiner Haut spüre, diese absolute Körpernähe und wie ich es gleichzeitig als stärkende Unterstützung annehme und aufnehme, um mich damit in meinen Bewegungen begleiten zu lassen.
Zu Anfang als wir ganz neu mit der Berührung getanzt haben, brauchte ich fast die doppelte Zeit zum Inmichhineinspüren, um mir dieser Berührung erst einmal bewusst zu sein, sie zu spüren, sie zu fühlen und mich zusammen mit ihr zu fühlen. Halte ich diese Nähe aus? Gehe ich innerlich weg und halte die Berührung nur aus? Oder kann ich ganz bei mir und mit der Berührung sein?
Wie gut, dass alles nicht so lange in Echtzeit dauert wie es mir hier gerade beim Schreiben vorkommt, denn wenn ich meiner Intuition vertraue, dann brauche ich ihr nur wie einem roten Faden zu folgen. Ich entscheide mich für das mich Einlassen auf mich selbst und die Nähe zu meiner Partnerin. Wie wohltuend spüre ich die Hände auf meinem Körper, die mich achtsam und liebevoll warm berühren und bleiben…bleiben…präsent bleiben…
Ich beginne diese menschliche Nähe zu genießen, dieses Berührt-Sein erfüllt mein Herz und ist Balsam für meine Wunden… während ich mich bewege…und sie berührt und bewegt sich solange auf Schritt und Tritt mit, solange bis der Raum zwischen uns so gefüllt ist, dass ich selbst wenn ich mich einen Meter von ihr entferne das Verbundensein noch spüren kann. Diese Erweiterung des eigenen und gemeinsamen Raumes lässt zunehmend eine Performance entstehen, wo ich mich fragen könnte, wer tanzt und wer begleitet eigentlich?
Es formen sich Bewegungen aus Achtsamkeit, Innehalten, spüren, bleiben bei mir, bleiben in Nähe zu mir und zur Partnerin. Ein Spiel aus Nähe und Distanz, ein Spiel mit den Polen, ein Spiel aus dem was mich bewegt und was mich begleitet. Diese liebevolle Begleitung und das natürliche Berührt-Werden und Berührt-Sein setzt eine Kraft frei, die mich tief erfüllt und gleichzeitig weit über meine Person hinausgeht.
Die Hingabe an das, was ist, was ich mitbringe und was meine Partnerin mitbringt entpuppt sich im wahrsten Sinne des Wortes zu einem einzigartigen menschlichen Tanz im Hier und Jetzt und erzeugt mitunter eine Kraft, eine Präsenz, die als Geschenk aus der anderen Wirklichkeit mit einfließt.
Aufgabe: ich begleite meine Partnerin Eigentlich mache ich alles ganz genauso wie wenn ich selber dran bin mit tanzen, nur mit dem Unterschied, dass ich immer in meinem Gewahrsein präsent habe, dass ich sie berührend begleite, dass ich nicht den Hauptpart innehabe. So ein gewisses Innehalten und gleichzeitiges Bewegen und Folgen meinerseits mit ihren Bewegungen… Raum haltend und Raum gebend… Ich fülle meine Bewegungen ganz genauso wie wenn ich den Hauptpart habe und beachte immer das erlernte tänzerische Handwerkszeug, z. B. das zu Ende führen (m)einer Bewegung, Breaks, Stopps…ect. So unterscheidet sich für mich ein therapeutisches Begleiten von einem tänzerischen Begleiten, was dann zur Folge im außen für den/die Betrachter/in eine andere Bühnenpräsenz bekommt.
Wenn ich RBBs Text lese fällt mir Merleau-Ponty ein und Eduardo Chillida. RBBs Text macht mir deutlich wie vielschichtig Dancing Dialogue ist und dass es mit Merleau-Pontys (3) erkennen der Ambiguität für eine Tänzerin nicht getan ist sondern, dass wir mit anderen zusammen leben, tanzen … das ist eine ganz andere Dimension sich mit der Ambiguität zu bewegen einen gemeinsamen Raum zu kreieren in der Nähe, in der Verbundenheit mit anderen Tanzenden und sich selbst dabei nicht aus dem Blickfeld zu verlieren, sich im eigenen Tanz weiter wahrzunehmen und ihm zu folgen.
RBB beschreibt hier den Kern von Dancing Dialog in seiner gemeinschaftsstiftenden Verbundenheit aus dem Ich, dem Individuum heraus. Darum geht es wenn wir tanzen, um die Gemeinschaft von uns selbst mit den anderen. Ein bemerkenswerter Text, der Räume, tänzerische Räume in die Soziale Plastik von Joseph Beuys (4) hinein öffnet, die Soziale Plastik begehbar, beweglich, eben tanzbar werden lässt und aus der Erstarrung rettet.
Danke RBB für diesen ausführlichen und minutiösen Bericht darüber, wie Du das machst im getanzten Dialog und wie das geht, auch in der neuen Form absoluter Nähe mit einer Tanzpartnerin für Dich Deinem Tanz in der Berührung Raum zu geben in gleichzeitiger Verbundenheit mit den anderen.
Ich bin beeindruckt, was so eine lange gemeinsame Zeit von Tanzstudien zusammenzufügen vermag. Da zeigt sich ein wichtiger gemeinschaftsstiftender Faktor: die Zeit, aber auch das gemeinsame Tun verbindet, wie Elke Wagner bemerkt:
ja … ich finde, wenn man etwas zusammen macht, dann entsteht Gemeinschaft – bzw. Nähe, Vertrauen, sich Kennenlernen, das passiert dann, wenn man zusammen arbeitet, tanzt, ja aber auch arbeitet :-)))) ich bin halt eine SozialARBEITERIN ;-)))))) (5)
Und gleich noch ein wichtiger Hinweis auf das, was Gemeinschaft ausmacht aus der Forschung der Spiegelneuronen: Die Bedeutung der Spiegelneuronen zeigt uns darüber hinaus, wie überlebenswichtig es für uns ist, eingebunden zu sein in eine Gemeinschaft, in ein soziales Gefüge, wo wir spiegeln und gespielt werden. Wir sind nicht nur als Kind darauf angewiesen, sondern auch als Erwachsene, ein Leben lang. (6)
Gemeinschaft ist vielleicht das, was wir ganz individuell an Nähe zulassen können, an Verbundenheit, wie das auch RBB oben formuliert: Halte ich diese Nähe aus? Gehe ich innerlich weg und halte die Berührung nur aus? Oder kann ich ganz bei mir und mit der Berührung sein? Es bedarf der Entscheidung, sich einzulassen. Wir müssen diese Wahl treffen um dort hin zu kommen wovon RBB spricht:
Ich entscheide mich für das mich Einlassen auf mich selbst und die Nähe zu meiner Partnerin. Wie wohltuend spüre ich die Hände auf meinem Körper, die mich achtsam und liebevoll warm berühren und bleiben…bleiben…präsent bleiben.
Und noch weiter: Es formen sich Bewegungen aus Achtsamkeit, Innehalten, spüren, bleiben bei mir, bleiben in Nähe zu mir und zur Partnerin. Ein Spiel aus Nähe und Distanz, ein Spiel mit den Polen, ein Spiel aus dem was mich bewegt und was mich begleitet.
Es geht um Öffnung dem Anderen gegenüber, das Aushalten des Offnen, wie es Merleau-Ponty formuliert. Das braucht Zeit die wir mit anderen verbringen und es ist die Frage, was wir in der Zeit tun. Miteinander tanzen, so wie es RBB beschreibt ist etwas anderes als zusammen sitzen und Kaffee trinken. Es geht darum, ob wir einander mögen, denn dann klappt das mit der gemeinschaftstiftenden Spiegelung ja noch viel besser, also eine Frage der Sympathie. (7)
Dazu gehört auch, wie viel Raum wir bereit sind einander zu lassen, wie viel Raum wir uns und den anderen zugestehen und inwieweit wir bereit sind Innezuhalten und uns gleichzeitig mit der TanzpartnerIn zu bewegen, ihr zu folgen, wie das RBB in dem obigen Text beschreibt. Da wird nochmal das Oszillieren von dem Merleau-Ponty spricht deutlich, in dem gleichzeitigen Innehalten und Bewegen. Wie geht das? Das ist tänzerische Herausforderung in den HKIT und in den DD, immer wieder und Renate Barbara Balzer ist eine Meisterin ihres Fachs, ohne Frage. Große Anerkennung.
RBB weist nochmal darauf hin, wieviel Zeit es braucht, alles wahrzunehmen, zu spüren, zu ordnen. Das ist auch meine Erfahrung, Körperpsychotherapie braucht Zeit, das passt nicht in den von den Krankenkassen vorgeschriebenen Therapiebetrieb.
Körperpsychotherapeutisch betrachtet liegt eine Erkrankung dann vor, wenn Menschen keine Wahl mehr haben, aufgrund ihrer persönlichen Geschichte keine Wahl mehr haben sich für oder gegen Nähe zu entscheiden, sich dafür oder dagegen zu entscheiden sich auf einen Tanz, eine Begegnung, einen Dialog einzulassen.
Wir nennen das in der Körperpsychotherapie geblockt sein. An diesen Blockaden arbeiten wir in den HKIT. Blockaden bis hinein in die Zellmembranen wieder durchlässig werden zu lassen für den Tanz des Lebens. Das braucht Zeit und dass wir als Individuum in der Gruppe gesehen werden und Raum haben.
Ich möchte noch eine andere Tänzerin der Dancing Dialogue Compagnie an dieser Stelle zu Wort kommen lassen. 2014 beschreibt Freyja Fischer mit dem körperlichen Wir ihre Erfahrungen in der Dancing Dialogue Compagnie. Sie ist zu der Zeit drei Jahre Mitglied der Compagnie:
Das körperliche Wir Jetzt ist es gerade mal eine Woche her, dass wir uns getroffen haben, und es fällt mir trotzdem schon schwerer, mich zu erinnern, wie das war mit uns…
Meine erste chronologische deutliche Erinnerung zum Thema “das körperliche Wir” ist aus dem Wasser. (Die Gruppe geht bei jedem Treffen einmal in die Therme nach Soltau zum Tanzen.G.F.) Ich weiß auch gar nicht mehr was genau die Anleitung war oder wann das war. Ich lag im Wasser und ja, da geht es schon los, denn ich lag ja nicht allein im Wasser. Ich hatte keine Sorge, denn ab und an ist ganz selbstverständlich hier und da jemand an mich gedümpelt, gedozt, angedockt, angestoßen, hm, angepuffert?
Was beschreibt diese Bewegung im Wasser, diese von dem Wasser geleitete Berührung? Also ab und an ist eine gepuffert angestoßen. Am Anfang hatte ich noch den Stress, dass ich dachte, ich muss mich jetzt da zuwenden, muss mich bemerkbar machen, dass ich das angenehm finde. Nach einer Weile ging das weg, es wurde selbstverständlich wunderbar, ich hatte keine Sorge mehr, ich konnte mich verlassen, dass da andere kommen, ohne, dass ich mich anstrengen muss. Ich konnte einfach so im Wasser dümpeln, getragen von diesen gewässerten Berührungen.
Dann habe ich entdeckt, dass ich auch die anderen einfach anfassen kann, also dass ich mich dazu entscheiden kann, dass zu tun, meine Hände zu benutzen, nicht greifen im eigentlichen Sinne, sondern die anderen Körper zu berühren, die Hand an einen anderen Körper zu legen, so dass da an der Grenze zwischen meiner Hand und dem anderen Körper etwas passieren kann.
Was passiert da? Aus meiner Perspektive haben sich meine Hände gefüllt, warm angefühlt, und ich nehme meine Hände als hell, als lichtdurchflutet war…
Dann haben wir im Wasser über das Bleiben gesprochen… Ich glaube dadurch hat sich für mich am nächsten Tag dieser neue Raum geöffnet: Dass ich auch auf der Bühne nicht in einen Aktivitätszwang verfallen muss, dass es auch da ok ist, einfach mal zu liegen und zu genießen, dass da andere sind. Das hatten wir vorher auch schon, das Skulpturenhafte, aber jetzt war es für mich wirklich in Ordnung, hinzuspüren zu der anderen und mir dafür Zeit zu lassen.
Der Zauber aus dem Wasser hat sich an Land fortgesetzt, ich habe es ausprobiert: Ich öffne meine Hände und schwups, bzw. in einem sanften Andocken ist eine andere Hand, ein anderer Fuß, ein anderer Körper da. Kein Stress, und schon ist ein Körper da, der mir antwortet… Das ist mir auch so stark aufgefallen, dieser Unterschied der Frauenkörper in der Gruppe, die mir antworten. Wenn ich meine Hand auf/an dem Körper einer Tänzerin habe, da antwortet mir was, das kenne ich aus dem Alltag, von anderen Menschen, nicht.
Aus dem Wasser, ans Land, und da fehlt noch ins Aatini (8). Auch im Aatini war das Thema für mich antworten, auf einer anderen Ebene und diesmal war ich es, die geantwortet hat… Das kenne ich nicht, aus dem Tiertanz, dass da ein anderes Tier ist, das ruft und das so stark, dass ich als Tier antworte. (Zwei Robben begegnen sich über die Stimme G.F.) Die Gesamtatmosphäre… in meiner Erinnerung war der ganze Raum lichtdurchflutet und wir haben uns gegenseitig geantwortet. (Ich war in diesen Augenblicken auf der Nordsee, irgendwo vor Sylt oder auch Helgoland, egal, Sandbänke, Robben, Meer, Licht. G.F.)
Auch Freyja Fischer weißt uns auf die Zeitlosigkeit hin die es braucht sich als Gemeinschaft zu spüren wenn sie schreibt: Ich hatte keine Sorge. Das ist ein wichtiger Gemeinschaftsfaktor. Ich kann mich den anderen Zumuten. Ich muss mir keine Sorgen machen. Wir kommen darauf noch einmal zu sprechen im Zusammenhang mit Dean Ornishs (9) Forschungen zum Herzinfarkt. Da kommt aber auch schon das Wort Grenze, das sehr wichtig ist, Grenze die spürbar wird zwischen Hand und Körper.
Grenze, die kein auf die Finger schlagen ist, wie ich das so viel als Erziehungsmethode hier in Brasilien erlebe. Die Leute sind felsenfest davon überzeugt, das hilft. Tut es auch, aber wem? Blockaden aufzubauen in den kleinen Fingerchen, in den kleinen Körpern, Köpfen? Widerstand zu wecken? Dabei erlebe ich so viele Regenbögen und damit die Aufforderung dem Weg der Schlange zu folgen, Blockaden zu umgehen und keine Sackgassen zu schaffen in denen wir feststecken.
FF spricht von dem Stress, den es uns macht die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen und dass sie zu spüren beginnt, dass sie das in der HKIT Gemeinschaft nicht leisten muss. Dadurch kann sie im Gewebe loslassen und neue Räume öffnen mit der Energie, die sie sonst zur Anpassung gebraucht hätte. Sich verlassen können macht dass wir uns tragen lassen können, vom Wasser, von der Gruppe. Ein Bad in der Gruppenenergie nehmen können. Das ist erholsam.
Ich muss an die Hängebauchschweinchen denken im Wildpark Schwarze Berge vor den Toren Hamburgs. Wie sie da liegen am Wegesrand und vertrauensvoll schlafen und ein anderes dazu getrottet kommt und sich an den Körper eines schnarchenden anderen Schweinchens anschmiegt. Mehr geht nicht.
Dann kommt die Merleau-Ponty Erfahrung mit den sich berührenden Händen nun aber nicht die mit den eigenen sondern in der Berührung mit den anderen. Ein Special dieses Textes. Es geht um Fülle. Ein wichtiges Erlebnis in den HKIT, vom Fühlen zur Fülle. Die Hände fühlen sich warm an und sind gefüllt. Sich aus der Fülle begegnen ist etwas anderes als aus dem Mangel. Das öffnet völlig unterschiedliche Räume. Die Fülle hat dieses Geheimnis der Antwort, wie es FF etwas später erkennt.
Dieses Antworten zu erleben im Tanz, in der Bewegung, in den Stimmen, das ist für mich Gemeinschaft, Paradies now: Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen. (10) Es ist göttlich, ein Geschenk des Himmels oder wie eineR es je nach Glaubensauffassung nennen mag.
Nun haben wir das Lied der Gemeinschaft gesungen und genau so habe ich es mir vorgestellt, wenn ich schreibe, es drängelt, ein Zitat nach dem anderen, eine Erfahrung nach der anderen aus den HKIT und mit den Tänzerinnen aufs Papier. Es ist dabei nicht einfach, Gemeinschaft zeitlich linear zu ordnen. Das entspricht nicht dem Wesen von Gemeinschaft. Gemeinschaft ist ein Raumerleben.
In diesen Raum tritt jetzt auch noch eine Erfahrung aus meiner Studentinnenzeit. Prof. Dick, der ausgesprochen zierlich war. Wie alle meine Professoren konnte auch er nur Professor werden mit einer Lehre. Er hatte Schneider gelernt. Soviel zum Körperbau. Er war mein Päd. Prof. und wir hatten bei ihm Gruppendynamik. Das tolle an Gruppendynamik war, dass ich lernte, dass eins und eins nicht zwei ist. (11)
Das bestätigte meine Grundschulerfahrung, leider haben mir das meine Lehrer nie abgenommen. Also in der Gruppendynamik ist eins und eins gleich mehr. Mehr ist eine Form von Potenzierung, also hoch zwei. Eine Gruppe kann mehr als die Einzelnen getrennt voneinander hervorzubringen vermögen. Das fand ich gut. Besonders im Tanz, der ja oft eine Gemeinschaftsveranstaltung ist bewirkt der Gruppendynamische Hintergrund, dass wir die Gemeinschaft wertschätzen und sie fördern und entwickeln in den HKIT.
Landschaft Gemeinschaft braucht Raum, Raum geht über das Lineare und Flächige hinaus in andere Dimensionen. Wir begeben uns auf Tanzreise HKIT nach New Mexiko und Basel. Erst mal die Frage, was hat New Mexico mit Basel zu tun? In N.M. und in Basel gibt es jeweils einen Fluss. Der Rio Grande, der von den Rocky Mountains in den Golf von Mexiko fließt und den Rhein in Basel von Graubünden nach Holland. Orte, Landschaften, Heimat. Das Thema hatten wir bereits ausführlich indem blog Eine Heimat im Körper finden (12) besprochen.
Joe Djembungu, ein australische Sänger, macht uns darauf aufmerksam dass Tanz und Gesang der Klebstoff ist, der Orte zu Landschaften zusammen fügt (13). Das konnten wir in Basel und in den Pueblos in N.M. in beeindruckender Weise studieren, wie Tänze Orte zu Landschaften zusammenfügen.
Nun kommt noch ein Einschub, der nicht warten kann zum Thema New Mexiko: Felicitas Goodman (14). Eines ihrer Lieblingsthemen war die egalitäre Gesellschaft. Also pares inter pares. Wir erinnern die französische Revolution – Egalité, Fraternité, Liberté. Egalité im Gegensatz zur Hierarchie. Nehmen wir das Militär. Alle Soldaten sind gleichberechtigt. Es gibt keinen der dem anderen Befehle erteilt. Wie soll das gehen?
Die Aborigines wissen noch wie das geht. Wir konnten das beobachten bei den Tänzen auf den Tanzplätzen, die wir im Northern Terretory bei unseren HKIT Tanzreisen besuchen konnten. Da gibt keineR den Ton an, wenn gleich es SängerInnen gibt und MusikerInnen. Es wird hingespürt, wie das der Südseeinsulaner bei Betty Edwards (15 ) macht.
Es werden die zwischenmenschlichen Räume ausgelotet, wie die Zwischenräume von Festland und Insel unter Einbeziehung so mancher anderer Koordinaten wie Wetter, Sonnenstand, Tide, übertragen vielleicht Gefühle, Werte und Verfassung. Daran navigiert nicht nur ein Südseeinsulaner sondern auch eine Gemeinschaft HKIT entlang.
Der Eingeborene dagegen macht sich bevor er los segelt, ein inneres Bild von der Lage seiner Zielinsel im Verhältnis zur Lage der anderen Inseln. Beim Segeln richtet er seinen Kurs ständig an seiner inneren Vorstellung von seiner jeweiligen Position aus. Seine Entscheidungen werden ad hoc auf Grund der Informationen getroffen, die er der kontinuierlichen Beobachtung der Sonne, der Windrichtung, der Lage bestimmter Landkennzeichen entnimmt. Beim Navigieren bezieht er stets seinen Ausgangspunkt, sein Ziel und den offenen Raum zwischen seinem Ziel und seiner augenblicklichen Position mit ein. Die Frage, wie er ohne Instrumente oder ausgearbeitete Reiseroute so sicher an sein Ziel zu gelangen vermag, kann er unmöglich beantworten – was nicht bedeutet, dass die Trukesen nicht daran gewöhnt wären, etwas mit Worten zu beschreiben. Vielmehr ist dieser Vorgang zu kompliziert und zu fließend, als dass man ihn in Worte fassen könnte.
Dieses Gefühl des Navigierens beschreiben sowohl Freyja Fischer wie auch Renate Barbara Balzer in ihren Texten zu Dancing Dialogue. Da liegt unser Anspruch in den HKIT. Wir suchen nach egalitären Strukturen, denen der Südseeinsulaner folgt, die jeder einzelnen Tänzerin soviel Freiheit wie möglich geben sich in ihrer Körperlandschaft auszurichten und zu bewegen. Wir folgen nicht vorgegebenen Konzepten oder Methoden, die unsere Bewegungsfreiheit einschränken.
De Schäl Sick (16)
Also wir haben verschiedene Gesellschaftsformen die egalitär bis hierarchisch strukturiert sein können mit vielen Schattierungen. Felicitas Goodman fand es wichtig, in der Arbeit mit anderen Wirklichkeiten zu den Geistern die einem da begegnen können ein egalitäres Verhältnis zu unterhalten.
In der Menschheitsgeschichte ordnete sie egalitäre Strukturen in die Zeit der Jagd- und Sammelkultur. Die Vorstellungen von einer egalitären Gesellschaft finden wir auch im frühen Christentum oder bei Karl Marx wieder.
Die egalitäre Gesellschaft hat noch keine Spezialisten ausgebildet, sagt F.G., jeder kann jedes. Es gibt keine Heiler, keine religiösen Spezialisten. Alle sind in der Lage zu heilen, religiöse Zeremonien durchzuführen … sobald die Spezialisierung einsetzt entstehen mit der Arbeitsteilung Unterschiede zwischen den Mitgliedern einer Gruppe. Die Ärzte als Gruppe sind z.B. in Deutschland angesehener als alle anderen Berufsgruppen, mit allen Privilegien die sich daraus ableiten lassen.
Zurück zu Felicitas Goodman nach New Mexiko. Die Pueblos haben noch egalitäre Züge, wenn sie auch schon Spezialisten ausgebildet haben und das zeigt sich in Folgendem: Jedes Pueblo liegt an einem Fluss. Die meisten am Rio Grande. Das ist naheliegend. Der Mensch braucht Wasser und siedelt seit altersher am Wasser, auch Köln und Basel sind so entstanden. Auch das Dorf meiner Großmutter am Neckar, wie ich es im Tanzbuch Im Ballsaal der Gaia beschreibe hatte diese Struktur. (17)
Städte an Flüssen habe ich gelernt haben haben zwei Seiten. Sie sind zweigeteilt. In einer egalitären Gesellschaft sind die beiden Teile gleichwertig, egalitär. In einer hierarchischen ist ein Teil besser und der andere schlechter. Die Kölner sprechen von der Schäl Sick und meinen damit Deutz und diese ganze Arbeiter- und Fabrikgegend im Gegensatz zum Dom und Hauptbahnhof auf der anderen Rheinseite. Die Basler nennen die Schäl Sick das Kleinbasel. Die Kleinbasler sagen über die Großbasler: Die sind halt so großartig.
In New Mexiko teilen sich die Dörfer in Turquoise People und Kürbis People, so in Chochiti, in anderen Pueblos sind es andere Gegensätze, andere Inhalte. Beide Seiten des Dorfes haben ihre Kiwa und haben ihre Geheimbünde und ihre Zeremonien und es ist rituell geordnet, wann sich die Pueblohälften treffen und gemeinsam tanzen, singen und feiern.
Da sind wir jetzt wieder bei Joe Djembungu, und dem Erschaffen der Landschaft durch tanzen und singen. Auch die Baseler tun das beim Morgenstraich, wie wir bei unseren Tanzreisen feststellen konnten. Das Auf und Ab, das Hin und Her der Massen an nachbarschaftlichen Cliquen von Pfeifen und Trömmeln lässt ahnen, welche Kräfte sich da bewegen.
Die Landschaft tritt unter dem Kopfsteinpflaster der Altstadt hervor wie in Köln, da ist es nicht so hügelig, aber die Straßen, der Alte Markt, der Neue Markt, alles ist energiegeladen wenn die Jecken unterwegs sind beim Straßenkarneval. Es ist auffällig, wie sich diese gemeinschaftstiftenden Traditionen entlang des Rheins halten konnten. Der Fluss, die Landschaft, das Feiern und Tanzen.
Der Fluss ist die Linie der ich folge. Er ist unberechenbar. Die ununterbrochene Linie die doch ihre eigenen Kreisläufe hat abhängig vom Wetter und vom Meer. Wenn ich etwas suchen müsste, das das Jahr verbindet dann ist das der Fluss. Der Fluss ist ein Fluss aus Steinen, Tieren, vielerlei Dingen. Der Fluss setzt kein Wasser voraus. Wir reden vom Fließen und vom Fluss des Wachsens der die Bäume und das Land durchströmt (18)
Was lernen wir daraus? Ah, da sind noch die Koshari, die heiligen Clowns New Mexicos (19). Ihre Aufgabe ist es die Gegenseite zu bewahren. Wenn es warm ist holen sie ihre Pelzjacken heraus und wenn es kalt ist ihre Bikinis. So in der Richtung. Sie machen Scherze und veräppeln die Mitglieder der Gemeinschaft. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Sie stellen beim Tiertanz erfolglose Jäger dar und alle lachen sich schlapp wenn die Tiere nach den Jägern schießen.
Witzig wird es dann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn etwas ins Gegenteil verkehrt wird. Dann lachen wir. Jemand fährt elegant Ski und bautz fällt er oder sie auf die Nase. Da lachen wir. Das finden wir lustig. Weil es so unerwartet kommt und nicht ins Bild passt. Wenn ich diesen Gedanken zu Dörner (20) und in die Psychiatrie weiter spinne wäre Lachen in der Psychiatrie eine zu bevorzugende Therapie. Mr. Bean ist vielleicht ein ganz guter Psychiater?
Die Koshari gehören zu einer Gesellschaft der es wichtig ist die Gegensätze zu achten. Die Gegensätze braucht es im Verständnis der Pueblos. Ohne Links kein Rechts, ohne Sonne kein Mond ohne … Wir leben in einer Dualistischen Gesellschaft. Achten wir die Gegenseite?
Bei den Puebloindianern werden die Gegensätze gesellschaftlich gepflegt und gehegt. Dualismus. In unserer Gesellschaft wollen wir keine Gegensätze sondern Harmonie. Das führt dazu, dass wir Menschen die die Harmonie stören ausschließen und Randgruppen bilden. Die Kerngruppe aber braucht ihre Randgruppen sonst wäre es ja keine Kerngruppe oder Leitkultur.
In den Gruppen die ich geleitet habe in meinem Leben war es normal, dass es die gab, die mit machten und die die dagegen waren, die Cocharies eben. Sie packten ihre Bildzeitung aus und lasen darin während ich eine tolle Unterrichtseinheit über Widerstand in der Gesellschaft hielt. Sie schliefen während wir anderen AATINI machten oder gingen in die Therme während wir im Tanzhaus tanzten und viele andere Varianten wie HKIT fruchtbar gemacht werden können im Dualismus.
Zu begreifen, dass diese andere Seite, die Schälsik wichtig ist für das Ganze, dass es nur ein ganzes Geben kann, wenn die Gegensätze geachtet werden und ohne bewertet zu werden da sein dürfen, gleichwertig. Dazu brauchten wir diese Tanzreisen, diese Tänze, diese Begegnungen mit Menschen ausserhalb unseres Kulturkreises.
Sobald es möglich ist sich zu leben, auch wenn es völlig entgegengesetzt ist zu dem, was alle machen, alle tun, der mainstream, sobald das möglich ist und die Gesellschaft dazu einen Raum anbietet, entspannt sich die Lage. Freyja Fischer:
Am Anfang hatte ich noch den Stress, dass ich dachte, ich muss mich jetzt da zuwenden, muss mich bemerkbar machen, dass ich das angenehm finde. Nach einer Weile ging das weg, es wurde selbstverständlich wunderbar, ich hatte keine Sorge mehr, ich konnte mich verlassen, dass da andere kommen, ohne, dass ich mich anstrengen muss.
Jeder Teil des Pueblos ob er nun rechts- oder links riograndemäßig daher kommt repräsentiert eine andere Wirklichkeit. Durch das Fördern verschiedener Wirklichkeiten, durch das Offenhalten, wie es Merleau-Ponty nennt, gibt es glückliche Menschen in einer Gemeinschaft. Alle können einen Platz finden in dem Ganzen.
Darauf weißt auch Marshall Rosenberg in der Gewaltfreien Kommunikation (21) hin, wenn er sagt, dass Menschen gerne zur Gemeinschaft beitragen, es ist wichtig das zu sehen und diese Räume auch zu öffnen. Mehr möchte ich jetzt mal nicht zur Gruppe schreiben, ich würde mir gerne noch das Individuum anschauen in der Gruppe. Dazu lassen wir erst einmal eine HKITlerin zu Wort kommen: Das Individuum in der Gruppe Mein Lieblingsmärchen ist schon immer das hässliche Entlein. Ich kann jetzt gleich wieder die Erleichterung spüren: Aus Einsamkeit und Abwertung – jetzt hat es andere Tiere gefunden, die es ganz selbstverständlich als ihresgleichen akzeptieren.
Dieser Satz macht mich betroffen. Ein Kind, das die Einsamkeit und Abwertung in dem kleinen Schwan spürt und nach Seinesgleichen sucht um akzeptiert zu werden. Solche Erfahrungen aus der Kindheit nehmen wir in unser Erwachsenenleben mit hinein und dann sitze ich in einer Tanzgruppe und denke in der Form abwertend über mich und bin auf der Suche nach Anerkennung. Ein nicht seltener Zustand, oder?
Ich erinnere an die gefüllte Hand, die Freyja Fischer spürt als sie sich angenommen fühlt und im Wasser neben den anderen schwebt. Mit ihrer gefüllten Hand kann sie die anderen berühren. Die Hand auf der Suche ist nicht gefüllt sie ist leer und bedürftig. Das gibt einen anderen Dialog als den beschriebenen.
Ein Szenenwechsel. Ich höre einer HKITlerin zu die in einer psychosomatischen Klinik ein Praktikum macht und dabei erlebt, wie ein Therapeut eine Gruppe von 18 PatientInnen sich gegenseitig im Wasser floaten lässt, also sich gegenseitig durchs Wasser tragen lässt. Ich bin geschockt. Wie soll das gehen. Überall nur leere Hände die sich einander entgegenstrecken, das sind doch PatientInnen? Körpertherapie ist das Fühlen der Leere und das Füllen im Nachnähren.
Wenn wir egalitär miteinander umgehen wollen in der Gruppe müssen diese Mängel ausgeglichen werden weil sie zu Ungleichheiten führen. Das wird erkenntlich an dem Prozess den FF beschreibt, wie sie mehr und mehr Vertrauen schöpft, dass sie so sein darf, wie sie ist und sich damit zumuten kann. Das ist die Grundvoraussetzung für einen tänzerischen Dialog und für ein gemeinsames Tanzen, dass uns das nicht immer aber immer mehr gelingt, daran arbeiten wir. Und noch ein Zitat:
Deine Beschreibung meiner Bewegungen berührt mich sehr. Schöne Bilder, die passen: Weite kommt rüber und auch dieses Unklare – wie weit ist weit? Allein kamen diese Bewegungen bisher bei mir nicht. Es war eine große Fokussiertheit nötig und auch viel Kraft und die kam auch durch Deine und die Aufmerksamkeit der anderen in der Gruppe. Woher kommt plötzlich diese wilde Kraft? Ich glaube, wir brauchen diese Rituale: Jetzt ist es dran, die Aufmerksamkeit der Anwesenden, die Ausrichtung.
Die Tänzerin macht hier darauf aufmerksam, wie wichtig die anderen sind, die dem Tanz wohlwollend zuschauen und der Tanzenden dadurch Kraft geben, Halt, Zuversicht, Vertrauen. Es braucht Ausrichtung, das einer anderen zu geben. Ob auf der Bühne in DD oder in der Therapie. Siehe den Bericht von Renate Barbara Balzer, wo sie beschreibt, wie das geht, sich der anderen Tänzerin im Dialog zuzuwenden und sich selbst dabei nicht zu verlieren.
Das ist nicht einfach, vor allem, weil wir es in unserer Gesellschaft nicht einüben. Ich erinnere gerne an dieser Stelle an den Hua-Kreis. Alle Frauen stehen im Kreis. Eine kann in die Mitte gehen. Die um sie herumstehenden Frauen sagen hua hua und gehen dabei in die Knie und machen mit den Händen kreisende Bewegungen die in die Mitte des Frauenkreises weisen. Es kommt durch Bewegung und Stimme eine enorme Energie auf im Zwischenraum.
Manch eine muss bei soviel Aufmerksamkeit und input aus dem Kreis heraus gehen, manch eine weint, andere baden in der Fülle, je nach Ausgangslage. Die Übung nannten manche Gruppen auch Hexenkessel. Ich vergleiche sie gerne mit dem Kessel der Nana und einem gemeinsamen Süppchen, das wir da kochen in den HKIT indem wir über den Tellerrand hinaus blicken, uns bewegen.
Wir suchen nach egalitären Strukturen, die jeder einzelnen Tänzerin soviel Freiheit wie möglich ermöglichen und wir versuchen totalitäre und hierarchische Strukturen zu umgehen. Diesen Satz habe ich oben schon einmal geschrieben.
Ich habe ihn vorsichtig formuliert und ich denke, es wird erkenntlich, so einfach ist das nicht mit dem Egalitären, es gibt Defizite die uns aufhalten uns egalitär zu fühlen und diesen Mangel gilt es erst aufzufüllen, den Hunger zu stillen, nachzunähren, wo nachgenährt werden will, bis wir spüren, jetzt greift es in der Gruppe und ich gehöre dazu.
Ich sage: es gibt Defizite die uns aufhalten uns egalitär zu fühlen, es sind nicht die anderen sondern in erster Linie der geheime Lehrplan in uns selber, der uns daran hindert in ein egalitäres Verhältnis mit den anderen einzuwilligen. Es ist ein Schritt das zu erkennen. Da können wir was tun, was verändern, bei uns selbst.
Das heißt die Übertragungen entlarven und aufhören bei anderen die Schuld zu suchen oder bei sich selbst. Dazu bieten Tanzrituale hervorragende Gelegenheiten, wie das bei dem morgendlichen AATINI von dem FF spricht der Fall ist:
Die Antwort Wenn ich meine Hand auf/an dem Körper einer Tänzerin habe, da antwortet mir was, das kenne ich aus dem Alltag, von anderen Menschen, nicht.
Und etwas weiter dann: Auch im Aatini war das Thema für mich antworten, auf einer anderen Ebene und diesmal war ich es, die geantwortet hat… Das kenne ich nicht, aus dem Tiertanz, dass da ein anderes Tier ist, das ruft und das so stark, dass ich als Tier antworte.
Eine Antwort zu bekommen auf die eigene Existenz ist ein ergreifendes Erleben, das Inhalt vieler religöser Suchen ist. Ich erinnere dieses: Herr mein Gott, warum hast Du mich erlassen (22), das meine Oma manchmal sagte als the worst case, schlimmer geht nicht. Meine Oma war nicht fromm.
Eine Antwort zu bekommen versichert uns, wir gehören dazu, wir sind nicht verlassen. In solchen Momenten sagte meine Oma: Ich will Heim. Damit meinte sie sterben. Das war ein schönes Gefühl als Kind und hatte gar nichts für mich mit dem Schrecken des Todes zu tun sondern mit dem guten Gefühl vom Hans im Glück.
Es gibt so ein Gedicht von Rumi ( 23), indem ein Gläubiger sich bei Gott beklagt: Ich habe tausendmal nach Dir gerufen, wo warst Du? Und Gott antwortet: Ich habe Dir tausendmal geantwortet aber Du hast mich nicht gehört. Im Gedicht ist das ein bisschen schicker formuliert, ich will damit sagen, dass es so wichtig ist eine Antwort zu bekommen und dass es eben auch nicht so einfach ist eine Antwort zu hören, wahr zu nehmen, je nachdem, in welcher Wirklichkeit wir uns bewegen.
Hier kommen wir wieder zu einer Aufgabe der Körperpsychotherapie, die Wahrnehmung schulen und ausrichten lernen, den Sender im Radio einstellen nenne ich das gerne. Ich habe die Wahl zwischen weltweiten Senderangeboten, welcher Radiosender entspricht meinen Werten?
Das sind keine theoretischen Überlegungen sondern körperliche Erfahrungen bei denen wir unser Klientel begleiten. Dort liegen die Antworten, bei Rumi wie bei FF: im Tanz, in der Stimme, in diesem Kontakt kann die Seele heilen.
In den HKIT schaffen wir durch Singen und Tanzen und Malen in Tanzritualen Wirklichkeiten in denen sich Heilungsräume in der Gemeinschaft öffnen können. Wie wichtig diese Heilungsräume sind beschreibt der Herzchirurg Dean Ornish in seinem Buch: Heilen mit Liebe ( 24) .
Er ist der Überzeugen, dass sich 80 Prozent aller Herzoperationen vermeiden lassen würden durch eine Gruppe in der sich die Herzpatienten wohl fühlen und sich öffnen können, zeigen können, was ihnen auf dem Herzen liegt und sie antworten bekommen. Damit meine ich nicht Antworten auf der Tricks und Tipps Ebene oder ich analysier dir das mal eben durch, sondern Antworten im Angenommen sein, ja, du bist richtig, Bestätigung, Geborgensein nennt das RRB in ihrem Text und FF spricht von sich verlassen können auf die anderen, getragen werden, bleiben können bevor sie die Antwort hört sind diese Gefühle präsent. Sie machen, dass sie die Antwort hören kann.
Hören wir noch einmal RBB, Dancing Dialogue Compagnie, zu dem Thema
Heilungsräume: Es ist sooo komplex wie wir tanzen und es eröffnet wirklich so viele unterschiedliche Ebenen an Heilungsräumen. Seit dem ich DD tanze, geht die Sonne im Körper-Innenraum auf….und leuchtet ins Dunkel meiner verborgenen Körper-Schichten: Gefühle, Geschichten, Bilder, Farben, Tiere erscheinen und vieles andere mehr…alles wird begreifbar für mich, fühlbar über den Kontakt meines Atems ins Gewebe hinein..dort, wo dann Bewegung im Körper geschieht und nichts Ausgedachtes gemacht werden muss, so nach dem Motto, was dem Außen gefallen würde.
Es ist pur, es kommen pure einfache Bewegungen aus meinem Gewebe geflossen und wenn ich mutig bin, dann landen diese in der Sichtbarkeit…Geborgensein wird in dem Moment geboren…einfach damit zu sein, was jetzt gerade ist… im Kontakt sein, mit mir und mit den anderen Tänzerinnen…da kommt Freude auf, da dürfen Tränen fließen, da darf nach Lust und Laune geblödelt werden…um im nächsten Moment wieder die Ebene wechseln zu können, weil sich grad die Energie auf der Bühne (des Lebens) verändert…
Spielen…aus tiefster Seele und aus ganzem Herzen spielen…mit unseren Bewegungen, mit Atem, Stimme und Gesang…bis es still wird…und alle Bewegungen, die sich zeigen wollen zu Ende geführt werden…bis es noch stiller wird im Innenraum, genauso wie im Außenraum…da, wo ein ganzheitlicher Heilungs-Raum kreiert worden ist….Ankommen und Bleiben…tief durchatmen…sein, miteinander sein in Gemeinschaft…in Frieden sein…in Liebe sein…ohne zu bewerten…
Was ich jetzt in den wenigen Worten stark gekürzt beschreibe, hat für mich 14 Jahre Lebenszeit vergehen lassen, um im Wesentlichen meines Menschseins anzukommen. Eine Abenteuer-Reise zu mir und mit den anderen Tänzerinnen…nur gemeinsam kann ich diese Reise antreten, sämtliche Stürme und Orkane überstehen, um dann daraus wieder neue Räume des Universums Körper und der Welt bewegend zu erforschen. Das ist für mich lebendig sein…Mensch-Sein… Ein echter Südseeschatz…
Und dass dies weiter geht und heilsame HKIT-Räume über die Tänzerinnen in ihre Familien hinein getragen werden wo HKIT zur Familientherapie wird zeigt das folgende Zitat:
Ich habe gerade angefangen den Blog zum Thema Wirklichkeiten zu lesen … und die Frage, warum es oben schneien kann, wenn Frau Holle unten schüttelt, die hast übrigens Du mir beantwortet damals mit der Arbeit von Felicitas Goodman und der anderen Wirklichkeit und den Ebenen bei den Indianern New Mexicos, wo es eine Unterwelt gibt, die ganz genauso wie unsere obere Welt ist … übrigens liebt mein 5-jähriger Sohn diese Erklärung … denn er hat mich das sofort gefragt mit dem Schneien, ich hab das meine Mutter nie gefragt interessanter weise … und er findet das super interessant und überträgt die Theorie mit den “Etagen”, wie er das nennt, auf ganz unterschiedliche Bereiche ;-)))) auch das Christkind wohnt da übrigens, solltest Du das noch nicht wissen.
Nur gemeinsam kann ich diese Reise antreten
sagt RBB und darin liegt die ganze Bedeutung von Individuum und Gruppe. Gruppe braucht das Individuum das in Kontakt mich sich selbst ist, das ankommen kann und bleiben in dem gemeinsamen Heilungsraum der Gemeinschaft. Dazu Anita Moser, der es oft nicht möglich ist zu stehen und die in unserer Dancing Dialogue Compagnie angekommen ist indem sie uns berührt hat und sich uns zeigte in ihrer Verletzlichkeit.
Wie sagt RBB: Es kommen pure einfache Bewegungen aus meinem Gewebe geflossen und wenn ich mutig bin, dann landen diese in der Sichtbarkeit. Anita Moser war mutig und landete in der Sichtbarkeit auf der Bühne bei den Dancing Dialogues.
Wanderaatini Tief verbunden mit Mutter Erde und Vater Himmel, rufen mich die Töne, die Laute, die Gesänge der Frauen, sie locken mich hinaus zu wandern, in die Welt, zwischen die Welten, in den Kosmos, dorthin wo wir alle im Licht verbunden sind. Dort wo es keine Grenzen gibt, dort wo alles sein darf und alles Sein ist…….Es ruft mich und ich folge…..Es wandert mich und ich schiebe mich langsam und spürend von meiner Verortung hinfort. Ich gehe im Vertrauen und in absoluter Gewissheit getragen zu sein. Ich höre mit meinen Ohren die Heilsgesänge aller Weltenfrauen, ich sehe mit meinem inneren Auge die weit geöffnete Heilungshändearbeit aller Weltenfrauen, ich spüre durch meine Haut den lüftenden Wind, der geladen wurde, ich liege manchmal in der Mitte und erfahre diese unglaubliche Vernetzung aller Weltenfrauen in der Tiefe meines Herzens, das ist GlücklichSein…….Es ist jedes mal Anders und Neu und Einzigartig, mein Wanderaatini, führt mich…….. Führt mich, an Heilungsplätze, dort wo Geben und Nehmen genau für diesen Moment zusammengehören, mein Wanderaatini lockt mich zum Spiel…….lockt mich zu experimentieren……..lockt mich durch meinen – unseren Schmerz zu gehen…..hin zur Lebenslust und zur Lebensfreude. So ist es mit der Lüftlmalerin und ihrem Wanderaatini und allen Weltenfrauen. Wanderaatini ist Bewegung, ist bewegte Wegung.
Ihr Credo zu Gemeinschaft ist: Dort wo es keine Grenzen gibt, dort wo alles sein darf und alles Sein ist, dort kann ich vertrauen und in absoluter Gewissheit getragen sein. Die Gemeinschaft bietet Heilungsplätze im Geben und Nehmen, die genau für diesen Moment zusammengehören. Lebenslust und Lebensfreude.
Es fällt auf, wie jede der DDs ihre Themen bewegt und beantwortet. Keine Antwort gleicht der anderen und doch sind sie sich einig und tief verbunden in tänzerischen Gemeinschaft. Das Schlusswort möchte ich gerne an all jene richten die mir beim Schreiben einfallen, die aus dieser Gemeinschaft herausgefallen sind, aus welchen Gründen auch immer.
Solche Brüche sind Anregung aus dem Bedauern heraus. Nicht alles ist machbar und manches bleibtt Auftrag und Aufgabe in doppeltem Sinne am Dialog von KlienIin und TherapeutIn weiter zu arbeiten.
Damit schließe ich für diesen Brasilienurlaub meine Schreibaktivitäten ab und bedanke mich für die zahlreichen feedbacks. Es gefällt mir, wenn Euch die Texte anregen. Darum geht es mir, um Anregung. Wenn sich mal was regt ist der Tanz nicht mehr weit.
Ich wurde mehrfach darauf angesprochen aus den Texten ein Buch zu machen. Es könnte heißen: So war mein Leben. G.F. ungefähr so fühle ich mich gerade nach der langen Zeit am PC und dem vielen Erzählen von meinen Tanzerfahrungen. G.F.
Literatur und Ähnliches
(1) Malgorzata Maria Pastian, Ich spüre, dass das nächste Thema „die Bedeutung von Individualität und Gemeinschaft sein wird “ über das ich schreibe. HKIT hebt sich hier ganz besonders heraus ! Wir sprechen nicht nur von der Verbundenheit, wir verkörpern diese in jeder Zelle und so etwas gibt es da draußen halt nur in der Schriftform, nicht aber in PRAXIS !!!
(3) Merleau Ponty wikipedia Ein wesentliches Beispiel für diese Ambiguität ist das der sich selbstberührenden Hände. In diesem Phänomen taucht die ambiguiöse Erfahrung auf. Da wir für uns weder reines Bewusstsein sind – denn dann würden wir uns gänzlich in unserer Fülle wahrnehmen – noch reines Ding – denn dann würden wir gänzlich in dem aufgehen, was wir sind (siehe hierzu auch Sartre) -, ist unser Sein oszillierend beides, wie die Erfahrung des „Berührens des Berührten“ zeigt. Wie ein Vexierbild sind wir in einem Zwischenreich der Bedeutung zu suchen, in der nicht die einseitige Auflösung steht, sondern das Aushalten des Offenen. Zwar umfassen wir unsere eigene Hand, erfassen sie aber nicht zur Gänze. Der Leib ist deshalb nach Merleau-Ponty ambiguiös, weil er weder ein reines Ding noch reines Bewusstsein ist. (Hervorhebung durch mich)
(4)Joseph Beuys, Die soziale Plastik, wikipedia Die Soziale Plastik, auch genannt die soziale Skulptur, ist eine spezifische Definition eines erweiterten Kunstbegriffs des deutschen Künstlers Joseph Beuys. Beuys nutzte die Begriffe, um damit seine Vorstellung einer gesellschaftsverändernden Kunst zu erläutern. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einem formalästhetisch begründeten Verständnis schließt das von Beuys propagierte Kunstkonzept dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf eine Strukturierung und Formung der Gesellschaft ausgerichtet ist. Damit wird der Kunstbegriff nicht mehr nur auf das materiell fassbare Artefakt beschränkt.
(5) Elke Wagner, Institut HKIT per email
(6) Malgorzata Maria Pastian in ALLE GEFÜHLE SIND AUSDRUCK UNSERER LEBENSENERGIE, Januar 2015, unveröffenlichtes Ausbildungsskript Die Bedeutung der Spiegelneuronen zeigt uns darüber hinaus, wie überlebenswichtig es für uns ist, eingebunden zu sein in eine Gemeinschaft, in ein soziales Gefüge, wo wir spiegeln und gespielt werden. Wir sind nicht nur als Kind darauf angewiesen, sondern auch als Erwachsene, ein Leben lang.
(7) Thorsten Havener, Der Körpersprachecode, Rowohlt, 2014 kann auch sein, dass ich das in einer TV-Sendung beim NDR gesehen habe, da saß er mit einer Moteratorin auf dem roten Sofa und machte sie darauf aufmerksam, dass sie ihn in der Körperhaltung nachahmt, er sich auch ;)) und dass das zum Flirten gehört, Thema Spiegelneuronen, wir verstehen uns gut, wir spiegeln uns gut.
(8) AATINI: Gabriele Fischer, Aatini, Hör- &Tanzbuch. HKIT® Verlag 2009 und der Film von Malgorzata M. Pastian, Aatini Film, HKIT® Verlag 2009. Zu bestellen bei http://www.artshop-hkit.de
(9) Dean Ornish, Heilen mit Liebe, Mosaik, 1999
(10) Matth. 18,20
(11) Der Begriff Gruppendynamik steht für: 1.Muster, in denen Vorgänge und Abläufe in einer Gruppe von Menschen erfolgen, 2.eine Methode, die gruppendynamische Vorgänge beeinflusst und erfahrbar macht, 3.die wissenschaftliche Disziplin, die diese Muster und Methoden erforscht. Die Eigenschaften und Fähigkeiten einer Gruppe sind verschieden von der Summe der Eigenschaften und Fähigkeiten der einzelnen Personen der Gruppe. Als hauptsächliche Begründer der Gruppendynamik gelten Kurt Lewin (1890–1947), Begründer der Feldtheorie (Psychologie) und einer der Pioniere der Gestalttheorie beziehungsweise Gestaltpsychologie, der den Begriff erstmals 1939 in seinen Veröffentlichungen benutzte; außerdem … Quelle: wikipedia
Auf die Gestalttheorie habe ich im Zusammenhang mit Merleau-Ponty schon einmal hingewiesen, es ist mir auch interessant, dass sie hier wieder auftaucht.
(13) Joe Djembungu, Ausstellungskatalog, The native born, 2001, S.62 Ich bin ein Sänger, ich sehe das Gemälde im Singen und Tanzen. Der Autor des Ausstellungskatalogs ergänzt das Interview: Man muss über das Singen oder Tanzen genau so viel wissen wie über das Malen. Wenn Gemälde Landschaften sind – Orte in Beziehung zu einander -, dann sind Tanz und Lied der „Klebstoff“, der diese Orte zusammenhält.
(14) Felicitas Goodman, Wo die Geister auf den Winden reiten,
(15) Betty Edwards, Das neue Garantiert Zeichnen Lernen, Rowohlt 2000, Seite 83 Der Anthropologe Thomas Gladwin verglich die Navigationsmethode eines europäischen Seemannes mit der eines Eingeborenen von der Südseeinsel Truk. Beide benutzen ein kleines Boot, um in der unermesslichen Weite des Pazifiks von einer Insel zu anderen zu gelangen.
Der Eingeborene dagegen macht sich bevor er los segelt, ein inneres Bild von der Lage seiner Zielinsel im Verhältnis zur Lage der anderen Inseln. Beim Segeln richtet er seinen Kurs ständig an seiner inneren Vorstellung von seiner jeweiligen Position aus. Seine Entscheidungen werden ad hoc auf Grund der Informationen getroffen, die er der kontinuierlichen Beobachtung der Sonne, der Windrichtung, der Lage bestimmter Landkennzeichen entnimmt. Beim Navigieren bezieht er stets seinen Ausgangspunkt, sein Ziel und den offenen Raum zwischen seinem Ziel und seiner augenblicklichen Position mit ein. Die Frage, wie er ohne Instrumente oder ausgearbeitete Reiseroute so sicher an sein Ziel zu gelangen vermag, kann er unmöglich beantworten – was nicht bedeutet, dass die Trukesen nicht daran gewöhnt wären, etwas mit Worten zu beschreiben. Vielmehr ist dieser Vorgang zu kompliziert und zu fließend, als dass man ihn in Worte fassen könnte.
(20) Klaus Dörner, Freispruch der Familie, Psychiatrie Verlag 2001 Der Dialog des Menschen mit seiner Landschaft ist die Realität, hinter die nicht zurückgegangen werden kann, was offen dafür macht, das Unerwartete nicht länger zum Resultat einer vollkommenen Erkenntnis oder einer unzureichenden Kontrolle zu machen, wobei die Zeitlichkeit, die Geschichte, das Werden der Landschaft die Grundlage für deren Räumlichkeit und Sprachlichkeit ist.
(21) Marshall Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation, Junfermann, 2006, S. 84 und Rosenberg, 2009,
(22) Joh 19,26-27 EU, Gott mein Gott, warum hast du mich verlassen, sagt Jesus am Kreuz in seiner höchsten Todesangst
(24) siehe (7 ) Das Buch ist deshalb so interessant weil ein Schulmediziner ganz neue Wege geht indem er die Bedeutung der Gemeinschaft für den Heilungsprozess entdeckt in seinen Yogagruppen.
Das ist für mich das Geheimnis an den HKiT, der Handlungsspielraum, der sich über den Ebenenwechsel Gefühl/Emotion – körperliche Wahrnehmung und Atem/Bilder/Bewegung eröffnet. Katrin Beitel
Mit diesem Zitat von Katrin Beitel möchte ich meinen Bericht zu unserem letzten Therapietag hier auf Morro de Sao Paulo am fünften Strand eröffnen. Gestern Abend haben wir nach Empfehlung von Ola Raknes ;)) weiter mit der Stirn, dem Dritten Auge gearbeitet. Wir haben nochmal darüber gesprochen wie präsent die Erinnerung für die K. an die Kinderlähmung ist, die sie mit viereinhalb Jahren befallen hatte.
Wie die Mutter ihr noch eine ordentliche Portion Kartoffelknöpfe kochen musste, bevor sie mit warmem, gefülltem und gestärktem Bäuchlein ins Krankenhaus gehen konnte. Dort auf einer völlig abgeschotteten Station traf sie auf andere Kinder, die stark von der Krankheit gezeichnet waren. Sie hatte sehr sehr viel Glück und es blieb ihr nur diese geringe Unebenheit im Gesicht am Ansatz der linken Augenbraue. Zwei kleine Dellen, eine leichte Verschiebung. In diesem Zusammenhang sehen wir auch die Verspannungen über dem Dritten Auge, die vermutlich die tieferen seelischen Traumata dieser Krankheit tragen.
Das Gewebe der K. hat in den 20 Tagen Einzelarbeit, die nun fast hinter uns liegen, gelernt, in den Fließmodus über zu gehen. Nachdem ich sie lange an der Stirn gehalten habe und an den Schädelknochen massiert habe fühlt sich die Stirnplatte und das umgebende Gewebe plötzlich an, wie Butter und schmilzt in weichen hin und her Bewegungen unter meinen Händen dahin. Da war sie wieder, die Wasserebene. Das Fließen mit der Flut.
Das Zitat von Katrin Beitel oben ist spannend im Angesicht der morgigen Abreise. Wie soll es gehen, all diese Körperwahrnehmungen, diese Körperweisheiten mit zu nehmen in den deutschen Alltag, wo der Geist in der Kälte klarer und klarer wird und die Tiefe der Empfindungen leicht der Ratio weichen muss, wo wir ein vorgegebenes Gerüst haben, indem wir uns durch den Tag bewegen und in dem keine Zeit vorgesehen ist fürs Hinspüren, Atmen, Ankommen, Bleiben?
Vor allem das letzte Wort in der Aufzählung Katrins lässt mich aufhorchen: Bewegung, ja, bewegen tun wir uns in Brasilien wie in Deutschland, hier ist der Bewegungsschlüssel von dem ich vor kurzem schon mal sprach. Die Bewegung ist ein Einstieg in unsere Körperwelten, wir müssen uns nur ein bisschen Zeit nehmen auf unsere Bewegungen zu achten und schon schalten wir auf den Körpermodus um, Atem, Gefühle, Körper-bewußt-sein, Bewegung-bewußt-sein, von da aus eröffnet sich uns ein völlig anderer Handlungsspielraum in unseren deutschen Alltag hinein.
Das Fließen, das Hin- und Herschaukeln der Inselwelt wird die zwei Abreisenden noch eine ganze Weile begleiten in ihr Ankommen hinein. Von den Handlungsspielräumen werden sie uns hoffentlich berichten. Doch heute noch einmal Brasilien satt.
Eine Tänzerin der Dancing Dialogue Compagnie berichtet:
Und es beginnt mit ….AATINI der besonderen ART
Körper
Seelen
Räume
Klang
Wir sitzen in der Runde, besprechen noch einige wichtige Dinge für das Ostertreffen, bevor wir mit unserem morgendlichem Bewegungsritual AATINI beginnen. Das lange Sitzen fällt mir schwer. Mein Körper schmerzt, besonders im Rücken. Ich lege mich hin, atme…. und höre gleichzeitig die anderen Frauen sprechen. Langsam wird es still. Endlich… Aatini…jede Frau ist bei sich. Welch ein wohliges Gefühl im Raum ankommt und ihn füllt.
Mein Atem wird fühlbar, hörbar… Tööööne…lösen durch ihr leichtes Vibrieren ein wenig das gespannte Gewebe im Oberkörper und bahnen dadurch ein kleines Rinnsal Richtung Bauchraum. Ein Bewegungsimpuls durchzieht meinen Körper. „Folge ihm“, sagt eine leise Stimme. Mein Gewebe geht in die diagonale Streckung hinein. Und noch ein Stück weiter, solange bis diese Bewegung zu Ende geführt ist…bis das Geräusch von Grenze erklingt und fühlbar wird. Schiebe mich durch die Innen-Räume. Wühle mich hinein in die Tiefe von Erdsandschichten. Getrieben sein durch körperliche Schmerzen…
Kraft, gewaltige Kräfte rufen mich. Plötzlich kommt ein Schieben und Drücken mit beiden Händen.
Meine Füße verwandeln sich zu Hinterbeinen eines Urtiers, Ur-Echse…während die Arme und Hände menschlich bleiben. Kräftiges Ziehen und Schieben mit Händen und Füßen auf der Erde entlasten mich ein bisschen vom Gewebedruck.
Stimme bewegt mich im Brustraum. Tränen kommen… laufen… weinen… Flüssigkeit durchflutet meinen Schädelknochen, besonders die Kiefer-und Stirnhöhlen. Verzweiflung, Zerrissenheit, Ausweglosigkeit steigen fühlbar in die Körperräume auf. Wohin mit mir und meiner Kraft?? Resignation, Hölle, Zukunft? Nur dieser Körperschmerz, jetzt und schon so lange … Seelenschmerz … tief, tief, meerestief. Aufwühlende Emotionen. Bloß weg hier, laufen, laufen. Innerlich laufen. Außer mir sein.
Plötzlich nehme ich wieder den Außenraum mehr wahr, höre die anderen Frauen. Ihr uriger Gesang hilft mir in der persönlichen Betroffenheit, den persönlichen Schmerz wieder mehr in meinem Körper spüren, mutig ihn hinein nehmen, ihn annehmen, mit ihm sein…bei ihm bleiben. Ihm nahe sein. Ihn hörend zu umhüllen, ihn fühlen, um ihn zu begleiten.
Den Ganz-Körper-Schmerz in fühlbar sanftere Bahnen leiten, um ihm immer mehr Raum, mehr Körper, mehr Bewegung, mehr Stimme, mehr Klang zu geben. Dem Schmerz Töne schenken, klagen…immer wieder wird das Gewebe vom alten Seelen-Körper-Schmerz geflutet und gleichzeitig kommt Hilfe über das Vibrieren meiner Töne im Gewebe an. Urtierstimmen. Grollen, Rollen, Ur-Kauderwelsch, UR-TÖNE… welch eine Stimm-Kraft in mir, in uns allen !!
Genau diese Töne braucht es jetzt, weil sie direkt ins Gewebe fluten. Ganz zart, fast nicht fühlbar, sehr vorsichtig berühren sie den Innenraum während gleichzeitig die Gewebespannungen mich fast zerreißen. Annäherung. Grenzen erleben. Mein Körper wird großflächig komplett umgegraben. Mega-Baustelle. Und im Außenraum kommen sehr sehr langsame Bewegungen an, Micro-Movements.
Wie nahe alles bei einander liegt. Und genau aus diesem konzentriert Sein, mich in jeden Millimeter des Weges hinein zu fühlen, ihn bewusst zu begreifen, im ganz wach sein, genau dort öffnet sich mir die Tür zum: Bei MIR ankommen. Mitfühlend mit mir selber sein. Wenn nicht ich, wer dann?? Mich halten und tragen, mich so annehmen wie ich jetzt bin… welch eine heilsame Energie…
Ich berühre immer wieder meine Arme und Hände, mein Gesicht, meine Kiefer, meinen Rücken. Alles möchte zärtlich berührt und liebkost sein. Ohhh, tut das gut, Entspannung fließt immer mehr in mein gespanntes Gewebe. ATEM, wie bist Du kostbar…
Innere Heilungsquellen öffnen sich. Wasser, wie Regen in der Wüste. Endlich lässt die übergroße Spannung nach, ES lässt los… LOSLASSEN geschieht…Welch ein Segen…Gnade, die mir geschenkt wird… Diese Kraft schiebt meinen Körper in sämtliche Richtungen…“Follow me!“ blinkt auf. Drehe mich, rühre mich! Recke mich, strecke mich….Berühre mich!
Ich rutsche in Zeitlupe von der Matraze und lande in den hintersten Gefilden des äußeren Raumes, finde mich plötzlich sehr nahe an Yuccapalmenblättern vorbeistreifend an der Wand wieder. Wand, wie wunderbar. Nutze sie zum Abstemmen, mich durch Felsen zu drücken, zu schieben… Berge versetzen…spüre meine Kraft ganz gegenwärtig. Drehe und wende mich ganz beweglich in diesem kleinen feinen äußeren Raum, ohne dass die Blumentöpfe kippen. Wie von Wunderhand geführt…
Und auf einmal: eine drehende Bewegung um meine Achse im Liegen und… schwuuuupp…angedockt… Begegnung.
Mein Arm streckt sich, macht eine Bewegung und hat plötzlich einen anderen Kopf in der Hand. Mein Kopf findet sich auf einmal am Kopf einer anderen Tänzerin wieder. Berührung. Wie wundervoll. Zarte Gesichtshaut, Haare, wie weich….Wir bleiben eine lange Zeit Kopf an Kopf liegen. Nähe. Tönen, singen, tanzen miteinander.
1 +1 = 3 . Zwei Tänzerinnen erschaffen etwas Drittes, einen gemeisamen Raum. Heilungs-Raum. Dieser gemeinsame berührte Raum erweitert meinen persönlichen Raum immens und führt mich noch mehr aus meiner persönlichen Betroffenheit heraus, leitet mich weit über mein Gewebe-Schmerz-Gefangensein hinaus, quasi als Erweiterung einer alten Grenze. Die Begegnung potenziert meine eigene Energie, die Spielräume werden noch weiter. Welch ein Geschenk… Meine Heilungsquellen sprudeln, Freude…
Einen anderen Menschen zu berühren, ihn so nahe fühlen, mit ihm singen, ihn hören, ihn riechen, mit ihm sein, einfach so…EINFACH….nicht kompliziert, nicht verstrickt.. Ganz im Moment etwas Kostbares teilen… Die ganze Gruppe singt und tönt miteinander, hört sich, antwortet sich. Ist in Bewegung. Jede ist mit sich und ihren Begegnungen, Kontakten beschäftigt.
Welch ein bunter Marktplatz des Lebens… gefüllt… .gefühlt…berührt…reich und so einzigartig… Berührungen öffnen unsere Körper, unsere Herzen. Erschaffen neue Lebens-Räume, Berührt sein in Begegnung. Natürlich sein. Einfach sein…Mensch sein
ANGEKOMMEN im SEIN !!
MITEINANDER SEIN
In GEMEINSCHAFT heilen
Unser Tanz, Dancing Dialogue nimmt uns auf andere Ebenen mit, eröffnet uns Räume, wo wir bewegt sein dürfen…
Öffnet Türen, da wo Heilung geschieht…Und lehrt uns, dass es viele Wirklichkeiten gibt… N.N.
19.04.2014 – Der Morgen vor der Perfomance
Arbeit mit der Wirbelsäule: Palpieren der Wirbelsäule
Ich liege auf der Matraze, während die Partnerin meine Wirbel palpiert. Wie hilfreich, berührt zu werden, um jeden einzelnen Wirbel besser spüren und beatmen zu können, damit er wieder beweglich wird, sich Raum nehmen kann. Ich genieße es einfach, nichts tun zu müssen, nur zu sein, bei mir sein. Sinke immer tiefer ins Gewebe hinein. Sinken. Sinken. Wie tut es gut nach 4 Wochen anstrengendem Körpertraining in einem Hamburger Klinikum.
Irgend etwas in mir beunruhigt mich plötzlich, was ich erst einmal nicht einzuordnen weiß. Nun wird es klarer: es quält mich der Gedanke heute nicht performen zu können. Zum Ende der Arbeit „Palpieren der Wirbelsäule“ schüttelt mich ein verzweifeltes Weinen und ich rücke noch etwas näher an den Körper meiner mich begleitenden Partnerin. Wenn ich jetzt noch weiter sinke, dann braucht es Ewigkeiten bis ich wieder auftauche…Angst heute Nachmittag deswegen nicht tanzen zu können, taucht auf, während mein Körpergewebe sinkt und sinkt. Ich kann es nicht anhalten, einfach unmöglich. Das stresst mich fürchterlich. Habe einfach die Angst, dass ich zur Performance nicht rechtzeitig „zurück“ bin. Ich werde von G.F. ermutigt mich sinken zu lassen. „Lass es zu, folge dem, was jetzt da ist. Alles andere zeigt sich dann.“
Diese Erlaubnis brauche ich von außen als zusätzliche Bestätigung zu meinem eigenen Gefühl. Erleichterung, ich lasse meinen Körper tun, was er möchte, sinken….sinken…ablegen…einfach sein…Mein Körper liegt beruhigt auf der Matraze, während sich all meine Zellen langsam dem Atem folgend öffnen. Welch ein Wohltat…mir zu erlauben mir j e t z t die Zeit zu geben, egal was in drei Stunden sein wird, ob ich tanzen kann oder nicht. „In drei Stunden kann sich noch viel ereignen“, sagt eine leise Stimme ganz liebevoll zu mir.
Und während ich mich ganz und gar hineinlege ins warme Meerwasser, zeigt sich plötzlich Plan B. Er taucht aus dem Nichts auf. „Falls du wirklich nicht auf deinen zwei Beinen stehen und performen kannst, dann eröffnet sich bestimmt eine andere Form zu tanzen als bisher geprobt.. Denn… erinnerst du dich? Du hast beim letzten Mal in einer Sequenz ein Solo im Liegen getanzt.“
„Unglaublich“, denke ich, „stimmt, so einfach kann die Lösung sein“, schmunzle ich erleichtert und freudig zu gleich. Hier liegt der Beginn mir wahrhaftig tief zu vertrauen, dass sich alles fügen wird, wie auch immer es aussehen wird. Wie wunderbar mich diese Körper-Erfahrung trägt.
Während sich dieser Lösungs-Prozess auf einer anderen Ebene abspielt, sinke und sinke ich wie von selbst weiter in die Tiefe des Meeres, ins Reich Yemanjas… fühle mich geborgen, geschützt und umhüllt von der Liebe des Lebens. Und wenn es an der Zeit ist aufzutauchen, dann wird es sich von ganz alleine ereignen. Nach gut zwei Stunden meldet mein Körper aus einer inneren Gelassenheit heraus: Start zum Auftauchen. Langsam, sehr langsam und noch langsamer spüre ich wie mein Körper praktisch eine energetische Kehrtwendung macht, einen neuen Bewegungsimpuls erhält und den Weg Richtung Wasseroberfläche antritt. Wie heilsam es sich anfühlt in meinem Rhythmus sein und leben zu dürfen.
Ich komme zurück in den Tanzraum, recke und strecke mich, atme nochmal tief durch und und bin von Ruhe, Frieden und Dankbarkeit erfüllt. Ein Lächeln zaubert sich auf mein Gesicht. Ich stehe entspannt auf, gehe noch etwas wackelig und gleichzeitig sicher auf meinen zwei Beinen hinaus in die Sonne. Das Mittagessen wartet auf mich, das die Tänzerinnen für mich bereitgestellt haben. Es ist mittlerweile kalt geworden, doch ich genieße es trotzdem draußen in der Wärme sitzend. Mein Körper ist gefüllt von frischer Energie. Gaaaanz langsam gehe ich in mein Zimmer, die Uhr zeigt noch eine dreiviertel Stunde bis Performance-Beginn. Ich spüre nochmal in meinen Körper. „Was sagst du?“ frage ich ihn….Geht´s? Ein begeistertes JAAAA erklingt in mir…es geht…Zeit genug zum Umziehen ist allemal noch. Und nun ist Performance-Raum und Zeit…
Was lehrt mich dieses Körper-Erleben, dieses In-mich-hinein-hören? Das Hinspüren, um zu fühlen, was jetzt wirklich wichtig ist? Was jetzt Zeit und Raum braucht? Wie gut, dass ich es mir erlaubt habe bei mir zu bleiben. Denn gerade an so einem wichtigen Tag und dann nicht tanzen zu können…Diese Gedanken haben mich tief beunruhigt. Ein altes Leistungsmuster hätte es bald verhindert, wenn ich meiner inneren Stimme und der Hilfe von außen nicht hätte folgen können. Das wäre wirklich das Aus gewesen, weil durch das „Mich-gewaltsam-an-der-Oberfläche-halten-wollen“ mir alle Kräfte geraubt hätte und für die Performance nicht viel Energie übrig geblieben wäre.
Es schenkt mir neues Vertrauen, dass es immer eine Lösung gibt, die in den Tiefen und Weiten des eigenen Wesens und miteinander entdeckt sein wollen. „Die Weite meines Umfangens von Raum und Zeit ist das Maß der Weite meiner Existenz.“ (Merleau-Ponty)
Einzelarbeit, an Ostermontag 21.4.14 nach dem Friedenscamp
Sinken, sinken, sinken…mein Körper sinkt immer tiefer in seine Innenräume und gleichzeitig ins Urmeer. Türkisblau schimmerndes Wasser über mir, in mir, worin sich die Sonnenstrahlen glitzernd brechen…Farben, bunte Farben. Es wiegt mich hin und her während ich weiter sinke und sinke. Es fühlt sich so gut an.
Es wird dunkler um mich herum. Und plötzlich das Körpergefühl von ankommen auf dem Meeresgrund…. Meeresgrund?? Mein Herzchakra arbeitet ganz dolle, ruckelt und zuckelt zwischen meinen Brüsten und vor allem im Rücken an der Wurzel des Herzchakras….also ein ganz körperliches Gefühl….Energie breitet sich im Herzen aus….wie geankert in der Brust-Wirbelsäule zur Matraze hin …uppsss….Moment Mal ahhhhhhhhhh…..das fühlt sich an wie Meeresboden, angekommen auf der Erde im Meer… im Urgrund allen Seins…Es wabert in meinem Brustkorb….und dieses Wabern erfüllt all meine Zellen im Körper…abgelegt, ganz abgelegt, und noch mehr abgelegt….einfach sein, verweilen in Frieden…tief berührt von dieser Urkraft des Meeres und der Kraft Yemanjas…
Ein friedliches Körpergefühl von gelassen Sein im Jetzt breitet sich in mir aus….Netzwerk…Körper-Verbindungen, die durch Trauma und Verletzung unterbrochen sind, weben neue feine Fäden….mein Körpernetzwerk spinnt heilende Strukturen…da wo Verbindungen im Gewebe getrennt waren, fühle ich jetzt, dass meine Zellen alles tun, um heilende Verbindungen zu erschaffen…Die Herzensliebe, das Vertrauen in mich selbst wächst wie ein zartes Pflänzchen…angedockt am Meeresboden.
Omulu flüstert: „Zeige Deine Wunden.“ Das Wasser ummantelt meine Wunden wie ein Verband aus Liebe…Tränen der Erleichterung fließen. Danke liebe G.F. für Dein liebevolles DA-SEIN….das ich meine Kleine mit Dir zusammen abholen konnte…danke für Deine Hände, die mir den Mut geschenkt haben, dort hin zu fühlen, wo Fühlen stattfindet, in meinem Körper. Heilung geschieht, wenn ich wieder fühlen gelernt habe, mich traue zu fühlen, was ist….
Ich bin so dankbar, dass sich der Schmerz, die Wunde des Verlassenseins, des nicht Gesehen werdens, nicht Gehört seins, das Fehlen von berührenden Händen in der Kindheit, sich getraut hat aus den Untiefen Neptuns aufzusteigen oder sollten ich besser sagen, dass ich durch mein Sinken in Richtung Meeresboden, diese Räume erst finden konnte…die Begegnungsräume, die einfach mächtiger und unendlich größer sind als ich sie mir als Mensch vorstellen konnte…
Sinken in den Schoß von Yemanja hinein, solange bis ich nach vielen tausend Metern am Urgrund angekommen bin… Gerüttelt, geschüttelt vom Schmerz, der mich auf seine Weise wach macht für die Fülle im Leben…die Tränen, die die Zellen reinigen…solange ruckelt und zuckelt, biegt und streckt es sich in mir bis die unterbrochene Bewegung aus der Kindheit zu Ende geführt ist. Und heute habe ich einen ganz neuen Weg durchs Sinken ins Vertrauen hinein tanzen dürfen…
Mehr weiß ich grad nicht als das alles gut ist….gut im Sinne von hoffungsvoll mit all meiner Liebe in mir und das Getragen sein durch unserere Dancing Dialogue Compagnie… Die Berührungen, die Verbundenheit, das natürlich menschliche Offensein unter uns in den DD-Tagen ist fast nicht in Worte zu fassen…Der wahre Reichtum unserer gemeinsamen Tage singt Heilunglieder und lässt mich darauf vertrauen, dass wir noch ganz viel miteinander erforschen, bewegen und ertanzen werden….
zur Performance Berührung, 5-jährige choreografische Abschlussarbeit von Claudia Baum, Dancing Dialogue Artist.
Kunst-Werke…. Tanz-Kunst-Werke… alles wächst wirklich aus dem
Prozess jeden einzelnen Schrittes, jeden einzelnen Pinselstriches…
das ist wohl die wichtigste Energie, der ich vertrauen kann, auf die
ich mich einlassen muss… mich hingeben an den Moment…
das hat mir unsere Entwicklung der Performance „Berührung“ deutlich
gemacht….allem begegnen, was da ist…fühlen, was ist… N.N.
Dean Ornish weißt als bekannter Herzchirurg in seinem Buch, Heilen mit Liebe, darauf hin, dass viele Herzerkrankungen anders als mit Operationen zu heilen wären und hat dazu auch wissenschaftliche Studien gemacht, dass Herzerkrankte eine Gruppe von Menschen brauchen der sie ihr Herz öffnen können und dass die Unfähigkeit mit Gefühlen umzugehen Herzerkrankungen hervorrufen kann.
Betrachten wir was in den Gruppen die HKIT praktizieren passiert, so stoße wir immer wieder auf das Phänomen der heilsamen Wirkung einer Gruppe. Gut, es braucht dafür ein gewisses Training, dass der Tanz als traditionelle Heilkunst für soziale Probleme mit sich bringt, denken wir nur an die vielen weltweit verbreiteten Tanzrituale zur Erneuerung der Gesellschaft. Tanz ist historisch betrachtet ein Spielfeld, ein Trainingsort soziales Verhalten auszuprobieren, einzuüben und spielerisch anwenden zu lernen.
Das körperliche Wir, das eine der Dancing Dialogue Tänzerinnen im Märztanz entdeckte, ist also von zentraler Bedeutung in den HKIT, wenn es um Heilen in der Gemeinschaft geht und ich freue mich, dass dieses Thema noch einmal aufgegriffen und vertiefend dargestellt wird. Das körperliche Wir, da geht es um die Scheu, die Zurückhaltung, die Sorge mit anderen in Kontakt zu treten und es geht um die Art, wie in Kontakt treten und es geht um Antworten, die wir bekommen, wenn wir in Kontakt treten. Antworten, die notwendig sind, unser Ich zu formen, die uns wachsen lassen.
Die Entwicklungspsychologie hat das Feld der Mutter-Kind-Beziehung unter die Lupe genommen und dazu geforscht, wie hier die Interaktionen ablaufen und fruchttragend ablaufen können … aber auch zwischen Erwachsenen sind körperliche Kontakte lebensnotwendig. Ich möchte mal behaupten, dass wir in einer Kultur leben in der körperliche Kontakte spärlich gesäht sind und dass es Kulturen gibt, die da besser sind.
Natürlich gibt es die sexualisierten Kontakte, aber von denen spreche ich nicht, es geht um absichtslose Berührung, nicht schon wieder was wollen, erreichen müssen, gut sein müssen. Es geht um Entspannung, um Getragen sein, um sich wohlfühlen, um nichts tun müssen, alles geschenkt bekommen, womit wir bei der Göttin Oshum angelangt wären. Einer Orixa, die nichts tun muss, die alles geschenkt bekommt, eine lockere Bewegung aus dem Handgelenk heraus und ihr Strahlen wächst über alle Grenzen hinaus …
Fly like an eagle, fly so high … in diesem Sinne viel Vergnügen beim Lesen des folgenden Textes aus der Dancing Dialogue Arbeit der HKIT. G.F.
Das körperliche Wir
Jetzt ist es gerade mal eine Woche her, dass wir uns getroffen haben, und es fällt mir trotzdem schon schwerer, mich zu erinnern, wie das war mit uns…
Meine erste chronologische deutliche Erinnerung zum Thema “das körperliche Wir” ist aus dem Wasser. Ich weiß auch gar nicht mehr was genau die Anleitung war oder wann das war. Ich lag im Wasser und ja, da geht es schon los, denn ich lag ja nicht allein im Wasser. Ich hatte keine Sorge, denn ab und an ist ganz selbstverständlich hier und da jemand an mich gedümpelt, gedozt, angedockt, angestoßen, hm, angepuffert?
Was beschreibt diese Bewegung im Wasser, diese von dem Wasser geleitete Berührung? Also ab und an ist eine gepuffert angestoßen.Am Anfang hatte ich noch den Stress, dass ich dachte, ich muss mich jetzt da zuwenden, muss mich bemerkbar machen, dass ich das angenehm finde. Nach einer Weile ging das weg, es wurde selbstverständlich wunderbar, ich hatte keine Sorge mehr, ich konnte mich verlassen, dass da andere kommen, ohne, dass ich mich anstrengen muss. Ich konnte einfach so im Wasser dümpeln, getragen von diesen gewässerten Berührungen.
Dann habe ich entdeckt, dass ich auch die anderen einfach anfassen kann, also dass ich mich dazu entscheiden kann, dass zu tun, meine Hände zu benutzen, nicht greifen im eigentlichen Sinne, sondern die anderen Körper zu berühren, die Hand an einen anderen Körper zu legen, so dass da an der Grenze zwischen meiner Hand und dem anderen Körper etwas passieren kann.
Was passiert da? Aus meiner Perspektive haben sich meine Hände gefüllt, warm angefühlt, und ich nehme meine Hände als hell, als lichtdurchflutet war…
Dann haben wir im Wasser über das Bleiben gesprochen… Ich glaube dadurch hat sich für mich am nächsten Tag dieser neue Raum geöffnet: Dass ich auch auf der Bühne nicht in einen Aktivitätszwang verfallen muss, dass es auch da ok ist, einfach mal zu liegen und zu genießen, dass da andere sind. Das hatten wir vorher auch schon, das Skulpturenhafte, aber jetzt war es für mich wirklich in Ordnung, hinzuspüren zu der anderen und mir dafür Zeit zu lassen.
Der Zauber aus dem Wasser hat sich an Land fortgesetzt, ich habe es ausprobiert: Ich öffne meine Hände und schwups, bzw. in einem sanften Andocken ist eine andere Hand, ein anderer Fuß, ein anderer Körper da. Kein Stress, und schon ist ein Körper da, der mir antwortet… Das ist mir auch so stark aufgefallen, dieser Unterschied der Frauenkörper in der Gruppe, die mir antworten. Wenn ich meine Hand auf/an dem Körper einer Tänzerin habe, da antwortet mir was, das kenne ich aus dem Alltag, von anderen Menschen, nicht.
Aus dem Wasser, ans Land, und da fehlt noch ins Aatini. Auch im Aatini war das Thema für mich antworten, auf einer anderen Ebene und diesmal war ich es, die geantwortet hat… Das kenne ich nicht, aus dem Tiertanz, dass da ein anderes Tier ist, das ruft und das so stark, dass ich als Tier antworte. Die Gesamtatmosphäre… in meiner Erinnerung war der ganze Raum lichtdurchflutet und wir haben uns gegenseitig geantwortet.